idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.10.2017 11:26

Wirkstoff gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs im Visier der Forschung

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Synthese und Aktivität von BE-43547, einer vielversprechenden Molekülklasse gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

    Als Naturstoffe mit einem breiten Wirkspektrum gegen Krebs sind zyklische Depsipeptide hochinteressant. Ihre komplexe Struktur verhinderte bislang ihre weitergehende Untersuchung. Chinesische Wissenschaftler haben jetzt eine dieser Verbindungen erstmals synthetisiert. Den Syntheseweg und erste Testergebnisse beschreiben sie in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie. Die Substanz ist hochaktiv gegen Stammzellen des Bauchspeicheldrüsenkrebses und könnte somit eine der tödlichsten Krebsarten entschärfen helfen.

    Dass Bauchspeicheldrüsenkrebs zu den gefährlichsten Krebsarten gehört, liegt an dessen Krebsstammzellen, die selbst hochaggressive Therapien unbeschadet überstehen. Daher sucht man dringend nach neuen, wirksameren Substanzen, die gezielt diese Stammzellen angreifen. Hierbei hat sich eine in Pilzen, Bakterien und marinen Organismen vorhandene Naturstoffklasse als hochinteressant für weitere Untersuchungen erwiesen: zyklische Depsipeptide. Es sind ringförmige kleine Peptide, die als Besonderheit mindestens eine Esterbindung zusätzlich zur normalen Peptid-Amidbindung enthalten. Man weiß von einem reichen biologischen Wirkspektrum – eben auch gegen Krebs. Nur: Um Tests durchzuführen, benötigt man Material. Wegen ihrer geringen Mengen kann man diese Naturstoffe nicht ausreichend aus den natürlichen Quellen isolieren. Und ihre chemische Synthese im Labor hat sich wegen ihrer komplizierten Struktur als überaus schwierig erwiesen. Darüber hinaus weiß man nicht einmal genau, welche Teile des Moleküls besonders wichtig sind – ebenso wenig kennt man ihren Wirkmechanismus.

    Dem hat offenbar ein Forschungsteam um Liang Wang und Yue Chen vom Tianjin Key Laboratory of Molecular Drug Research von der Nankai-Universität in China zumindest teilweise ein Ende gesetzt. Nach einer intensiven Arbeit an der Totalsynthese (vollständige Synthese aus chemisch einfachen Komponenten) eines Depsipeptids mit dem technisch klingenden Namen BE-43547A2 bewerkstelligten die Wissenschaftler jetzt dessen Herstellung in 15 Schritten. Die Schwierigkeit lag in der richtigen Verknüpfung von Untereinheiten, der Schaffung von drei Chiralitätszentren und der Positionierung von zwei Doppelbindungen im Molekül. Insgesamt stellten die Wissenschaftler mit dieser Synthese die für Laborverhältnisse sehr große Menge von über einem drittel Gramm her, mit dem man Tests zur Struktur-Aktivitätsbeziehung und erste Vergleiche zur Antikrebs-Wirksamkeit im Vergleich zu anderen Wirkstoffen machen kann.

    Es zeigte sich, dass die Krebszellen-vernichtende Aktivität viel stärker war als die von bekannten Wirkstoffen einschließlich zweier Komponenten, die schon klinisch gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs-Stammzellen (PCSCs) erprobt werden. BE-43547A2 senkte die Prozentzahl der PCSCs im Vergleich zur Kontrolle 21fach und vernichtete die Fähigkeit der Zellen, Tumorzellen zu generieren, vollständig. „Alle durchgeführten biologischen Tests deuten darauf hin, dass BE-43547A2 Bauchspeicheldrüsenkrebs-Stammzellen selektiv entfernen kann“, berichteten die Wissenschaftler in ihrer Schrift. Es gelang ihnen außerdem festzulegen, welche Stellen im Molekül pharmakologisch relevant sind, denn solche Moleküle, bei denen diese Stellen modifiziert waren, zeigten keine Aktivität. Diese wichtigen Ergebnisse lassen gleich die nächste Forschungsaufgabe aufscheinen: Den genauen Wirkmechanismus auf molekularer Ebene zu erforschen. Dafür ist die Synthese von BE-43547A2 der erste Schritt. Der Kampf gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs hat vielleicht eine neue Waffe gefunden.

    Angewandte Chemie: Presseinfo 43/2017

    Autor: Yue Chen, Nankai University (China), mailto:yuechen@nankai.edu.cn

    Link zum Originalbeitrag: https://doi.org/10.1002/ange.201709744

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Zyklische Depsipeptide helfen vielleicht bei der Entschärfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Zyklische Depsipeptide helfen vielleicht bei der Entschärfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    (c) Wiley-VCH
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Zyklische Depsipeptide helfen vielleicht bei der Entschärfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).