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02.09.2003 13:16

Ein Patient, zwei Spezialisten

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Interdisziplinäres Uveitiszentrum Heidelberg zieht positive Bilanz /Gemeinsame Sprechstunde von Augenärzten und Rheuma-Spezialisten

    Seit Oktober 2001 wird am Universitätsklinikum Heidelberg eine bundesweit einmalige, wöchentliche Sprechstunde gemeinsam von Augenärzten und Rheumaspezialisten angeboten. Knapp 900 Patienten aus ganz Deutschland und Europa hat das Interdisziplinäre Uveitiszentrum, das im Otto-Meyerhof-Zentrum des Heidelberger Klinikums angesiedelt ist, bislang untersucht und behandelt. In einer angeschlossenen Tagesklinik können diagnostische Maßnahmen sowie Infusionsbehandlungen ambulant durchgeführt werden.

    Sowohl Patienten als auch Ärzte bewerten die enge Zusammenarbeit vor Ort positiv: "Überflüssige Tests und zusätzliche Arzttermine werden vermieden. Die Therapie kann besser auf die vielfältigen Beschwerden des Krankheitsbildes abgestimmt werden," bilanzieren Dr. Matthias Becker, Oberarzt an der Universitätsaugenklinik, und Dr. Christoph Fiehn, Oberarzt und Leiter der Rheumaambulanz an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Auch die niedergelassenen Ärzte, die Uveitis- und Rheumapatienten weiterbetreuen, schätzen es, wenn Information zu Diagnostik und Therapie im gemeinsamen Arztbrief beider Spezialisten übermittelt wird.

    Die Uveitis ist eine Augenentzündung, an der etwa 400.000 Menschen in Deutschland leiden. Betroffen sind einzelne oder mehrere Abschnitte der Uvea: Iris, Strahlenkörper oder die Aderhaut, die zwischen der äußeren Schutzhülle Lederhaut und der Netzhaut gelegen ist. Auch andere Augenregionen können mitbetroffen sein. Die Uveitis verläuft akut oder chronisch, befällt eines oder beide Augen und kann unbehandelt zur Erblindung führen.

    Überflüssige Labortests werden vermieden

    Bei etwa einem Drittel der Patienten ist die Uveitis Bestandteil einer rheumatischen Erkrankung: Autoimmunreaktionen gegen den eigenen Körper befallen nicht nur das Auge, sondern auch Gelenke und andere Körperregionen. In der Heidelberger Ambulanz wird zunächst anhand von Krankengeschichte und Untersuchungsbefunden festgestellt: Wie wahrscheinlich ist es, dass eine rheumatische Erkrankung zugrunde liegt? Bei ausreichendem Befund wird eine Diagnostik rheumaspezifischer Blutmarker veranlasst. "Bei etwa 300 Patienten stellte sich heraus, dass sie an einer rheumatischen Erkrankung litten", berichtet Dr. Fiehn. Dazu gehören u.a. der Morbus Bechterew, die Sarkoidose, die Multiple-Sklerose und die Schmetterlingskrankheit Lupus Erythematodes.

    Klinische Studie testet Cortison-Stäbchen im Auge

    Die Ursachen der Uveitis sind sehr vielfältig: Sie kann durch Erreger, z.B. Herpesviren oder Pilze, hervorgerufen werden. Etwa zehn Prozent der Multiple-Sklerose-Patienten haben eine Uveitis; bei einem Teil der Patienten ist die Ursache allerdings unbekannt. Ziel der Behandlung ist immer eine rasche Eindämmung der Entzündung, da durch die Ausschwemmung von Entzündungszellen und Eiweiß Verklebungen und Verwachsungen auftreten. Diese können letztlich zur Trübung der Augenlinse (Grauer Star), des Glaskörpers oder zum Glaukom (Grüner Star) führen. Auch die Netzhaut kann dauerhaft geschädigt werden.

    "Die Therapie der Uveitis ist in den vergangenen Jahren immer differenzierter geworden", sagt Dr. Becker. Die Basis bildet nach wie vor die Behandlung mit Cortison. Dazu gekommen ist der Einsatz von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, wie Methotrexat oder Ciclosporin. Bei spezifischen Entzündungen durch "Morbus Behçet" oder Multiple Sklerose bieten sich Interferone an. Je nach Lokalisation oder Ausbreitung der Entzündung werden die Medikamente als Infusion oder per Tablette ins Auge verabreicht. "Derzeit untersuchen wir in einer klinischen Studie, ob Cortison-Träger im Auge von Vorteil sind", berichtet Dr. Becker. Dafür werden einem Teil der Patienten kleine Stäbchen mit Cortison in den Glaskörper eingepflanzt, wo das Medikament kontinuierlich über mehrere Jahre abgeben wird.

    Kann die interdisziplinäre Behandlung Kosten sparen?

    Welche weitere Ziele werden am Uveitiszentrum verfolgt? "Wir möchten wissen, ob die interdisziplinäre Behandlung nicht nur eine patientengerechtere Versorgung bietet, sondern auch kostengünstiger ist als der übliche Gang von einem Experten zum anderen", so Dr. Becker. Allein durch den Verzicht auf Labortests erwartet er eine Kostenreduktion. Dies wird nun in einem Forschungsprojekt von einem Diplomanden der Wirtschaftsinformatik untersucht. Weiterhin steht eine externe Qualitätsprüfung an. Das Uveitiszentrum möchte im nächsten Jahr eine Zertifizierung nach ISO 9001 erreichen.

    Interdisziplinäres Uveitiszentrum Otto-Meyerhof-Zentrum:
    Im Neuenheimer Feld 350
    69120 Heidelberg

    Tagesklinik (auch Terminvergabe für die Sprechstunde)
    Tel.: 06221 / 56-4807
    Fax.: 06221 / 56-4518
    E-Mail: uveitis@uni-hd.de

    Weitere Informationen im Internet:
    * zum Uveitiszentrum: http://www.uveitiszentrum.de
    * zu Selbsthilfegruppen: http://www.duag.org
    * zur Uveitis: http://www.augeninfo.de/patinfo/uveitis.htm

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Weitere Informationen:

    http://www.uveitiszentrum.de
    http://www.duag.org
    http://www.augeninfo.de/patinfo/uveitis.htm
    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Bilder

    Der Patient wird an der Spaltlampe untersucht. / Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
    Der Patient wird an der Spaltlampe untersucht. / Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

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    Augenärzte und Rheumatologen bei der gemeinsamen Sprechstunde im Uveitiszentrum. / Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
    Augenärzte und Rheumatologen bei der gemeinsamen Sprechstunde im Uveitiszentrum. / Foto: Universität ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der Patient wird an der Spaltlampe untersucht. / Foto: Universitätsklinikum Heidelberg


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