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03.09.2003 14:44

Videoaufnahmen im Unterricht steigern Qualität der Lehrerbildung

Bernd Hegen Referat Kommunikation
Universität Koblenz-Landau

    Über die Kluft zwischen Lehrerausbildung und Unterrichtspraxis klagen Lehrerinnen und Lehrer einstimmig. Zur Verringerung der allseits bekannten Praxisferne gibt es vielfältige Bemühungen - von Denkschriften, Manifesten und Gutachten bis hin zur Umstrukturierung der Lehramtsausbildung, wie sie in Rheinland-Pfalz in Kürze ins Haus steht. Neue Wege für eine praxisorientierte Ausbildung gehen Wissenschaftler an der Universität in Landau.

    Organisatorische und strukturelle Änderungen alleine reichen laut Aussagen der Landauer Professoren Andreas Helmke (Psychologie) und Detlev Gohrbandt (Anglistik) bei weitem nicht aus, um die Qualität der Lehrerbildung entscheidend zu ändern. Worauf es nach Ansicht der beiden Wissenschaftler mindestens ebenso ankommt, sind Inhalte und Qualität der Hochschullehre selbst. Zu diesen Aspekten haben sie ein Lehrprojekt entwickelt, mit dem sie nicht nur in Landau Neuland betreten.

    Drei Aspekte charakterisieren die Landauer Lehrveranstaltung, die im Sommersemester 2003 zum ersten Mal stattfand: Erstens ist sie fächerübergreifend angelegt. Dadurch kommen fachdidaktische und pädagogisch-psychologische Sicht-weisen gleichermaßen ins Spiel, die in der traditionellen Lehramtsausbildung typischerweise getrennt werden. Diese Koppelung drückt sich in der gemeinsamen Planung und Durchführung von Seminaren aus, dem sogenannten "Team Teaching", ein vielfach gefordertes, doch noch selten umgesetztes Lehrkonzept. Zweitens ist das Lehrprojekt praxisorientiert: In den Veranstaltungen sprechen Dozenten und Studierende nicht nur abstrakt über Unterricht, sondern der Veranstaltung zugrunde liegt durch Videoaufnahmen dokumentierter Unterricht in Schulen. Drittens lässt sich das Konzept aufgrund der Tätigkeiten der beiden Wis-senschaftler als "forschendes Lernen" bezeichnen: Professor Helmke verantwortet federführend die Befragung von Schülern und Lehrkräften im Projekt DESI (Deutsch Englisch Schülerleistungen International) der Kultusministerkonferenz, Professor Gohrbandt ist fachdidaktischer Berater der Studie. Fragestellungen des DESI-Projektes, das die PISA-Studie ergänzt und unter anderem eine bundes-weite Videostudie des Englischunterrichts vorsieht, fließen dadurch unmittelbar in das Landauer Seminar ein. Noch bis 2006 laufen die Untersuchungen von DESI, die das aktive Beherrschen der deutschen und englischen Sprache messen.

    Zunächst waren die Studierenden der neuen Methode gegenüber eher skeptisch eingestellt. Doch nach einiger Zeit machte sich laut der beiden Wissenschaftler trotz des hohen Zeiteinsatzes, den das Konzept fordert, große Begeisterung breit: Oft verbrachten die Lehramtsanwärter mehrere Stunden pro Woche mit dem Sichten, Analysieren und Diskutieren der Aufnahmen. Dabei wurde unter anderem untersucht, wie das Verhältnis zwischen der Redezeit von Lehrer und Schülern ist, welche Fragen im Unterricht gestellt werden, oder wie - verbal und mimisch - mit Fehlern umgegangen wird.

    Die Vorteile von Unterrichts-Videoaufnahmen liegen klar auf der Hand: Sie erzwingen konkrete und verhaltensorientierte Aussagen zum Unterricht, die sich durch Beobachtung belegen lassen. Gleichzeitig lernen die Studierenden Möglich-keiten sowie Grenzen von Unterrichtsbeurteilungen. Auch kann ein und derselbe Unterricht mehrfach aus der Distanz und aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben und beurteilt werden. Wie unterschiedlich die fachdidaktischen oder pädagogisch-psychologischen Sichtweisen und Strategien sein können, wird dabei des Öfteren klar. Eine Erkenntnis, die die Notwendigkeit belegt, Brücken zwischen den Disziplinen aufzubauen. "Wir möchten die Lehramtsstudierenden ermuntern, die Unterrichtsvideographie später im Schulalltag als Mittel zur Selbstvergewisserung des eigenen Unterrichts und als 'Rohstoff' für kollegiale Kooperationen und Diskussionen zu verwenden", so Helmke und Gohrbandt.

    Kontakt:

    Kerstin Theilmann
    Universität Koblenz-Landau
    Öffentlichkeitsarbeit Campus Landau
    E-Mail: theil@uni-koblenz-landau.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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