Erste deutschlandweite Studie zu Häuslicher Gewalt gegen Frauen beziffert jährliche Kosten auf 3,8 Milliarden Euro
Mit der Unterzeichnung der Istanbul - Konvention 2011 und deren Ratifi-zierung am 7. Juni 2017 verpflichtete sich die Bundesregierung zu um-fangreichen Maßnahmen gegen Gewalt. Wie groß allein die finanziellen Auswirkungen von Häuslicher Gewalt auf Individuen, Staat und Gesell-schaft sind, hat Prof. Dr. Sylvia Sacco vom Institut für Soziale Arbeit der BTU Cottbus-Senftenberg in der ersten deutschlandweiten Erhebung der Kosten Häuslicher Gewalt dargelegt. So wird "häusliche" Gewalt zur "Häuslichen Gewalt", einem feststehenden Begriff mit Rückgriff auf Ethik und Ökonomie.
Die Studie, die möglichst umfassend direkte und indirekte Kosten zu-sammenstellt, kommt hier auf Gesamtkosten von mindestens 3,8 Milliar-den Euro pro Jahr. Pro Person im erwerbsfähigen Alter ergeben sich Kos-ten von 74 Euro pro Jahr. Erklärtes Ziel der Erhebung »Häusliche Gewalt – Kostenstudie für Deutschland. Gewalt gegen Frauen in (ehemaligen) Partnerschaften« ist nicht nur, die Folgekosten von Gewalt aufzudecken, sondern auch Datenlücken und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Zu die-sem Zweck wurden die Kosten in drei verschiedenen Kategorien zusam-mengetragen. Sogenannte direkt tangible Kosten (1.043,8 Mio. €), die beispielsweise durch Polizeieinsätze, Gerichtsverhandlungen, Unterstüt-zungsangebote oder im Gesundheitswesen anfallen, stehen indirekt tan-gible Kosten (2.756,5 Mio. €) wie Arbeitslosigkeit oder Traumafolgekosten bei Kindern gegenüber. Außerdem stehen intangible Kosten zur Debatte, denen kein direkter monetärer Gegenwert zugeordnet werden kann und die zusätzlich zu den ausgewiesen Kosten entstehen. Hierzu zählt auch der Verlust an Lebensqualität durch Krankheit.
In der Studie gibt Prof. Dr. Sylvia Sacco, die das Fachgebiet Management in Gesundheits- und Sozialorganisationen und den Studiengang Soziale Arbeit an der BTU leitet, konkrete Empfehlungen für die jeweiligen Kos-tenbereiche. »Neben einer besseren Kostendokumentation in den ver-schiedenen Institutionen für eine zukünftige Handlungsgrundlage hat die Studie außerdem ergeben, dass in vielen Bereichen die Weiterbildung in Sachen Häuslicher Gewalt langfristig Kosten einsparen kann. Auch vor-schnelle Inobhutnahmen von Kindern führen bei diesen und der nicht ge-walttätigen Bindungsperson zu Traumatisierungen und einer gleichzeitigen Kostenexplosion«. Insgesamt könnte durch die Entfachung einer ge-waltverurteilenden Gesellschaftsdebatte die Sensibilisierung für die Folgen Häuslicher Gewalt vorangetrieben werden.
Die Kostenperspektive zeige außerdem, dass jeder Euro zur Umsetzung der Istanbul - Konvention eine Investition ist und somit Gewalt bekämpft, Leid vermeiden hilft und immense Kosten des Staates eingespart werden können.
https://www.b-tu.de/news/artikel/13210-kosten-haeuslicher-gewalt-in-deutschland
https://tredition.de/autoren/sylvia-sacco-21957/haeusliche-gewalt-kostenstudie-f...
Kostenstudie zur Häuslichen Gewalt in Deutschland
Tredition Verlag
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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