idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.11.2017 09:21

Bald Mecklenburger Eichelkaninchen als Leckerbissen?

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Kaninchenfleisch ist beliebt. So werden in Deutschland jährlich 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch verzehrt. Dies entspricht etwa 24 Millionen Kaninchen (Welternährungsorganisation FAO). Mehr als die Hälfte dieser Tiere kommen jedoch aus Osteuropa oder China. Das müsse nicht sein, meint Professorin Petra Wolf von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock.

    Die Forscherin hält ein leidenschaftliches Plädoyer für die Kaninchenhaltung in Mecklenburg-Vorpommern. Ein international ausgerichtetes Forschungsprojekt der Universität Rostock zur Kaninchenhaltung läuft bereits. Gemeinsam mit der Universität Sassari auf Sardinien geht es beispielsweise um die Ernährung und die Tiergesundheit von Kaninchen.

    Petra Wolf hat die Idee von „Mecklenburger Eichelkaninchen“. Versuche haben ergeben, dass das Fleisch dieser Tiere besonders gut schmeckt, wenn dem Futter Eicheln beigemischt werden. Die Verbraucher kennen den unverwechselbaren Geschmack vom Iberischen Schwein. Das liefert in Spanien und Portugal den als Spezialität bekannten luftgetrockneten iberischen Schinken, der seinen Geschmack aus der Eichelmast hat. Das Fleisch von den Kaninchen könnte mit diesem Futter auch eine Delikatesse sein, sagt die Wissenschaftlerin. Die Nachfrage nach Fisch oder Geflügel sei groß. Doch das Fleisch der Kaninchen sei schmackhaft und gesund, so enthält es weniger Kalorien als Puten- oder Hähnchenfleisch, ist aber ebenso reich an Proteinen und B-Vitaminen.

    Das Halten von Kaninchen biete die Möglichkeit einer sinnvollen und interessanten Freizeitgestaltung. Besonders für die Bevölkerung auf dem Land, aber auch für Menschen, die Stress im Beruf haben, oder für Erwerbslose und Rentner könne das Halten von Kaninchen eine große Bedeutung bekommen. Zudem würden Züchter hautnah die biologischen Vorgänge bei der Fortpflanzung erleben, die Vererbung, Entwicklung, Ernährung, aber ebenso Krankheiten so wie Verhaltensweisen der Tiere kennen und studieren lernen.

    Die Universität Rostock hat für die Ernährung der Tiere eine umfangreiche Zuarbeit für das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) geleistet. Stroh als Einstreu sei nicht optimal für die Fußgesundheit der Tiere, weil es die Flüssigkeit nicht gut genug aufsauge, sagt die Forscherin. Sitzen die Kaninchen lange im Stroh, würden die Füße darunter leiden, sagt die Professorin. Sie hat herausgefunden, dass Lignozellulose (das ist feines Holz) und Baumwolle die beste Qualität als Einstreu besitzen. „Die Kaninchen sitzen so weich und trocken, da die Feuchtigkeit aufgesaugt wird“, unterstreicht Professorin Wolf. Auf Ausstellungen habe sie früher oftmals beobachtet, dass die Tiere ausschließlich mit Möhren gefüttert würden. Die Halter hätten angenommen, dass in dem Gemüse genug Flüssigkeit enthalten sei. „Dem ist nicht so“, sagt die Wissenschaftlerin. Die Tiere müssten ihrer Studie gemäß zusätzlich Wasser bekommen.

    Ein weiteres Problem: Kaninchen putzen sich gerne und nehmen dabei ähnlich wie Katzen ihre Haare auf. Die geraten so in den Magen-Darm-Trakt, können verklumpen und Verdauungsstörungen hervorrufen. Die Wissenschaft spricht von Haarballen, sogenannten Trichobezoaren. „Wir wissen von Schlachtungen, dass mehr als 50 Prozent der Tiere diese Probleme haben“, so Professorin Wolf. Abhilfe schafft in diesem Fall Mutter Natur. Die biete ausreichend Heu. Die Heufasern würden die aufgenommenen Haare bei der Verdauung mit ausschleusen.

    Aber auch die Rassekaninchenzucht, bei der positive Eigenschaften einer Rasse verstärkt werden, liegt der Forscherin am Herzen. Dabei weist sie auf die Aktivitäten des Landesverbandes der Rassekaninchenzüchter Mecklenburg und Vorpommern e.V. hin und dessen Bemühungen um eine artgerechte und gesundheitsfördernde Tierhaltung.

    Der 1. Vorsitzende des Landesverbandes der Kaninchenzüchter Mecklenburg und Vorpommern e.V., Peter Kalugin, begrüßt die Idee der Rostocker Forscherin von „Mecklenburger Eichelkaninchen“. Es sei notwendig, die Bevölkerung über Kaninchenfleisch umfangreicher zu Informieren. „Kaninchenfleisch in hoher Qualität ist eines der gesündesten Lebensmittel, die überhaupt angeboten werden können“, sagt Kalugin. Selbst Allergiker würden vom fettarmen und gesunden Kaninchenfleisch profitieren“, betont der Vorsitzende des Landesverbandes. Er sagt: „Nicht die Massenproduktion steht im Vordergrund, sondern der Erhalt tiergenetischer Ressourcen für heute und in der Zukunft“. Rassekaninchenzucht, so Kalugin, stelle hohe Anforderungen an die Haltung und Aufzucht der Tiere. Hierbei habe er mit der Zugabe von Rapshäcksel in der Angorazucht sehr gute Erfahrungen machen können. Selbst bei der Fütterung der Jungtiere als auch der heranwachsenden Kaninchen ist großes Augenmerk auf ein abwechslungsreiches und dem Alter entsprechendes Futter zu legen. Nicht wegzudenken sei die ständige Gabe von Heu und Wasser, genauso wie Professorin Wolf es empfiehlt. „Das kommt dem Verdauungsprozess der Kaninchen zu Gute“, sagt Kalugin. „Um die Tiergesundheit zu erhalten, kommen wir als Rassekaninchenzüchter nicht umhin, Impfungen durch Tierärzte durchführen zu lassen.“ Hier gelte es, die Entwicklung in Deutschland und in Europa zu verfolgen, um hohe Verluste wie zum Beispiel durch die Kaninchenkrankheit RHD V2 zu vermeiden. Text: Wolfgang Thiel


    Kontakt:
    Universität Rostock
    Prof. Dr. Petra Wolf
    Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
    Professur für Ernährungsphysiologie und Tierernährung
    Telefon: 03 81 / 498 33 20
    Telefax: 03 81 / 498 33 22
    petra-wolf@uni-rostock.de
    www.auf.uni-rostock.de


    Bilder

    Professorin Petra Wolf
    Professorin Petra Wolf
    (Foto: Uni Rostock)
    None

    Kaninchen liefern besonders gesundes Fleisch.
    Kaninchen liefern besonders gesundes Fleisch.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Professorin Petra Wolf


    Zum Download

    x

    Kaninchen liefern besonders gesundes Fleisch.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).