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05.12.2017 12:37

Klares Ziel, schwieriger Weg: Rolle von Städten für die Erreichung des 1,5°-Ziels

Jan Zwilling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS)

    Am 12. Dezember 2015 haben die 195 Mitglieder der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen in Paris ein Abkommen getroffen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 1,5° C gegenüber vorindustriellen Werten vorsieht. Obgleich das Abkommen als ein diplomatischer Erfolg gesehen wird, liegt die Herausforderung in seiner Umsetzung. Für diese spielen Städte mit ihren lokalen Klimapolitiken eine wichtige Rolle. Basierend unter anderem auf Forschungen im EU-Verbund POCACITO haben Wissenschaftler/-innen des IRS und der Universität Potsdam einen Überblick über die Städte als Klimaschutzakteure in der Fachzeitschrift „Current Opinion in Environmental Sustainability“ veröffentlicht.

    Städte spielen für die Erreichung der globalen Reduktionsziele eine bedeutende Rolle: Da der Großteil der CO2-Emissionen in Städten anfällt, sind diese besonders gefordert. Zudem haben sie sich in der Vergangenheit als Schlüsselakteure bei der Initiierung von Vorhaben zur Treibhausgasreduktion ausgezeichnet. Dies betrifft sowohl die Entwicklung technologischer und sozialer Innovationen – vom Passivhaus bis zu intermodalen Verkehrskonzepten – als auch die Fähigkeit von Städten, als politische Akteure Führungsverantwortung zu übernehmen. Eine vom IRS im Rahmen des POCACITO-Projekts („Post-Carbon Cities of Tomorrow - Foresight for Sustainable Pathways Towards liveable, fordable and prospering Cities in a World Context“) durchgeführte Inventarisierung von Vorreiterinitiativen und -städten habe gezeigt, dass wirkungsvolle Konzepte bereits existierten und erfolgreich implementiert würden, so Prof. Dr. Kristine Kern, Wissenschaftlerin im IRS. Entscheidend sei jetzt, wie gute Ideen zwischen Städten ausgetauscht, übertragen und adaptiert werden können, um eine Verbreitung der Maßnahmen und damit auch der Effekte zu erreichen.

    Hindernisse dafür sieht Kern vor allem in der großen Heterogenität der Städte im Hinblick auf ihre Lage, Größe, ihre soziale und ökonomische Situation und ihre politisch-administrativen Kontexte. Anstelle eines Standardsets an funktionierenden Maßnahmen für alle Städte entwickelte das POCACITO-Konsortium eine Typologie von Städten und Maßnahmen sowie einen „Marketplace of Ideas“, um die Wahrscheinlichkeit für die Städte zu erhöhen, dass sich gewählte Maßnahmen als passfähig erweisen.

    Da die Vorreiterstädte vor allem im Nordwesten Europas (Nordeuropa, Groβbritannien, Frankreich, den Beneluxstaaten, Deutschland, Österreich und der Schweiz) zu finden sind, sind die Akteure gefordert, differenzierte Politikansätze zu entwickeln. Während sich Städte in Südeuropa häufig europäischen Initiativen anschließen, besteht in den meisten Städten Zentral- und Osteuropas noch erheblicher Nachholbedarf. Auch Städtenetzwerke wie „Energy Cities“, die als Plattform für Lernprozesse zwischen Städten fungieren, sollten daher räumlich differenzierte Strategien entwickeln. Zudem sollte die EU durch die Verbindung von bestehenden Initiativen mit der „Urban Agenda“ darauf hinwirken, dass vor allem osteuropäische Städte motiviert werden, sich an den Lernprozessen zu beteiligen. Nicht zuletzt sieht Kern noch Potenzial, existierende Fördertöpfe der EU und der Mitgliedsstaaten für Vorhaben im Energie- oder Stadtentwicklungsbereich stärker im Hinblick auf das Ziel des nachhaltigen Umbaus der Städte zu nutzen.

    Über die Umsetzung emissionssparender Vorhaben hinaus sieht Kern die Notwendigkeit, diese Transformationen als Mehrebenenprozesse zu verstehen und diese dynamischen Beziehungen – etwa zwischen Städten, Regionen, Nationalstaaten und der EU – zu moderieren. Durch die Stärkung der Städte als zusätzliche Akteure, die sich zum Teil an Nationalstaaten vorbei EU-weit vernetzen und ihre Interessen vorantreiben, verschieben sich die räumlichen Machtverhältnisse zwischen Akteuren. Hier sind insbesondere Akteure auf der EU-Ebene und in den Nationalstaaten gefordert, Hand in Hand zu agieren und die lokalen Initiativen effektiv zu unterstützen.

    In dem Fachaufsatz für die Zeitschrift „Current Opinion in Environmental Sustainability“ werfen Kern und ihre Ko-Autoren Prof. Dr. Harald Fuhr und Dr. Thomas Hickmann einen Blick zurück auf die Anfänge der lokalen Klimaschutzpolitik in Städten und ziehen Rückschlüsse auf die Karrieren städtischer Initiativen und Konzepte. Dabei entwickeln sie ein passgenaues „Upscaling“-Konzept, mit dessen Hilfe der Sprung von Ideen und Konzepten zwischen Städten in nationale und internationale Mehrebenensysteme eingebettet werden kann. Sie sprechen sich schließlich für eine durch Städteverbände und Städtenetzwerke unterstützte synergetische Arbeitsteilung aller beteiligten Politikebenen aus (von Städten über Regionen, Nationalstaaten bis zu den Vereinten Nationen).

    Kontakt:

    Prof. Dr. Kristine Kern
    Wissenschaftlerin in der Forschungsabteilung „Institutionenwandel und regionale Gemeinschaftsgüter“ des IRS
    Tel: 03362/793-205
    Mail: kristine.kern@leibniz-irs.de


    Weitere Informationen:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1877343517300738 Verlagsseite mit dem Volltext-PDF des Artikels "The role of cities in multi-level climate governance: local climate policies and the 1.5°C target"


    Bilder

    Konzept eines eingebetteten Upscalings von Ideen und Konzepten zum Klimaschutz in  Mehrebenensystemen.
    Konzept eines eingebetteten Upscalings von Ideen und Konzepten zum Klimaschutz in Mehrebenensysteme ...
    Quelle: Kern/IRS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Konzept eines eingebetteten Upscalings von Ideen und Konzepten zum Klimaschutz in Mehrebenensystemen.


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