idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.12.2017 11:35

3 Antworten zum Rohstoffbedarf der Elektromobilität

Alexa Hännicke Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    Derzeit diskutieren Politik und Industrie kontrovers die Rohstoffversorgung der Elektromobilität. Das Öko-Institut beantwortet dazu nachfolgend die dringlichsten Fragen.

    1. „Kobalt, Lithium & Co. – führt die steigende Anzahl von Elektrofahrzeugen zu Engpässen bei diesen oder anderen Rohstoffen?“

    Die Rohstoffe Lithium, Kobalt, Nickel, Grafit und Platin sind für ein schnelles weltweites Wachstum der Elektromobilität ausreichend vorhanden. Zwar wird nach Berechnungen des Öko-Instituts der Bedarf an Lithium für die Elektromobilität im Jahr 2030 die heutige Minenproduktion um gut das Vierfache übertreffen. Die weltweiten Vorkommen für Lithium und die weiteren Rohstoffe übersteigen jedoch den prognostizierten Bedarf jeweils deutlich. Allerdings könnte es zeitweise zu Verknappungen, vor allem bei Lithium und Kobalt, kommen. Diese sind jedoch als vorrübergehend anzusehen und beeinträchtigen nicht langfristig die globale Marktentwicklung der Elektromobilität.

    Empfehlungen des Öko-Instituts: Ein konsequentes und effizientes Recycling dämpft die Nachfrage nach Primärrohstoffen und wirkt vorbeugend gegen temporäre Verknappungen. Dafür sollte die EU-Batterierichtlinie speziell für Antriebsbatterien der Elektromobilität weiterentwickelt und darin rohstoffspezifische Recyclingraten für Lithium, Kobalt, Nickel und Grafit festgeschrieben werden. Zusätzlich sollte ein weltweites Rücknahme- und Recyclingsystem für Lithium-Ionen-Batterien aufgebaut werden. Eine Forschungsoffensive zu Batterietechnologien sollte sich darauf konzentrieren, weniger und andere Materialien in Batterien zu nutzen, um so besonders kritische Rohstoffe mittelfristig zu ersetzen (Substitution).

    2. „Werden die Preise für die Rohstoffe zur Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge explodieren?“

    Weitere Preissteigerungen für einzelne Rohstoffe – insbesondere für Lithium und Kobalt – sind nicht auszuschließen. Doch werden steigende Rohstoffpreise die Entwicklung der Elektromobilität insgesamt nicht ausbremsen.

    Empfehlungen des Öko-Instituts: Die Batterietechnologie muss aus Kostengesichtspunkten weiter optimiert werden. So wird bei der nächsten Generation Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen bereits der Gehalt des relativ teuren Kobalts reduziert sein. Auch zeigt das Beispiel Seltene Erden, dass extremen Preissteigerungen auf verschiedenen Ebenen entgegengewirkt werden kann. Dazu bedarf es technologischer Innovationen ebenso wie den Eintritt neuer Förderländer in den Markt und eine möglichst breite Streuung von rohstofffördernden Unternehmen. Auch der Ausbau der Recyclingstrukturen (s.o.) senkt den Bedarf an Primärrohstoffen und wirkt preisdämpfend.

    3. „Führt die Förderung zusätzlich benötigter Rohstoffe zu negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt?“

    Die Förderung von Rohstoffen für die Elektromobilität ist – wie die Förderung vieler anderer Rohstoffe für andere Verwendungszwecke auch – mit Umwelt- und Sozialproblemen verbunden. Dazu gehören insbesondere ein oft sehr hoher Energiebedarf, das Entstehen saurer Grubenwässer, Wasserkonflikte zwischen Bergbauunternehmen und indigenen Völkern sowie nicht vertretbare Arbeitsbedingungen in Minen. Besonders problematisch ist zurzeit die Kobaltförderung im Kleinbergbau in der Demokratischen Republik Kongo einzuschätzen.

    Empfehlungen des Öko-Instituts: Grundsätzlich gilt es, die Umwelt- und Sozialbedingungen bei der Förderung von Rohstoffen für die Elektromobilität zu verbessern. Dazu gehört eine (globale) Industrieallianz für nachhaltiges Lithium ebenso wie verpflichtende unternehmerische Sorgfaltspflichten (Due Dilligence) für Kobalt. Auch die Stärkung der internationalen Kooperation zum nachhaltigen Bergbau kann dazu beitragen, die langfristige Rohstoffversorgung zu sichern. Nicht zuletzt kann das umfassende Recycling Umwelt- und Sozialprobleme über die gesamte Wertschöpfungskette von Lithium-Ionen-Batterien vermindern.

    Weitere Informationen sowie Zahlen und Fakten:

    Synthesepapier „Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität“ des Öko-Instituts für die Agora Verkehrswende (https://www.oeko.de/publikationen/p-details/strategien-fuer-die-nachhaltige-rohs...)

    FAQ „Faktencheck – Elektromobilität“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/FAQ_Elektromobilitaet_Oeko-Institut_2017.p...)

    Ansprechpartner am Öko-Institut:
    Dr. Matthias Buchert
    Leiter des Institutsbereichs
    Ressourcen & Mobilität
    Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
    Telefon: +49 6151 8191-147
    E-Mail: m.buchert@oeko.de

    Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

    Neues vom Öko-Institut auf Twitter: twitter.com/oekoinstitut

    Kontakt Pressestelle:
    Tel.: +49 761 452 95-222
    Fax: +49 761 452 95-288
    E-Mail: presse@oeko.de

    Mandy Schoßig
    Leiterin Öffentlichkeit & Kommunikation
    Öko-Institut e.V.
    Schicklerstr. 5-7
    D-10179 Berlin
    Tel.: +49(0)30-40 50 85-334
    Fax: +49(0)30-40 50 85-388
    E-Mail: m.schossig@oeko.de
    www.oeko.de


    Bilder

    Anhang
    attachment icon 3 Antworten zum Rohstoffbedarf der Elektromobilität

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).