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14.12.2017 13:29

DFG fördert acht neue Forschergruppen, eine Klinische und zwei Kolleg-Forschergruppen

Benedikt Bastong Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Themen von Fossilien und Fruchtfliegen über Nierenerkrankungen bis zur Popkultur der 1960er-Jahre / Insgesamt rund 32 Millionen Euro für erste Förderperiode

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet acht neue Forschergruppen, eine Klinische und zwei Kolleg-Forschergruppen ein. Dies beschloss der Senat der DFG im Rahmen seiner Wintersitzung in Bonn. Die Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschergruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Kolleg-Forschergruppen wiederum sind speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten.

    Die maximale Förderdauer von Forschergruppen wie auch von Klinischen Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre; Kolleg-Forschergruppen können zweimal vier Jahre gefördert werden. In der ersten Förderperiode erhalten die elf neuen Verbünde insgesamt rund 32 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 223 Forschergruppen, inklusive der Klinischen und der Kolleg-Forschergruppen.

    Die neuen Forschergruppen im Einzelnen
    (in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

    Die Überlieferung von Fossilien stellt die Hauptquelle für die Rekonstruktion der Geschichte des Lebens auf der Erde dar. Immer deutlicher wird jedoch, dass die materielle Natur der Fossilien und damit der Prozess der Entstehung von Fossilien bislang nicht ausreichend verstanden ist. Die Forschergruppe „Die Grenzen des Fossilberichtes: Analytische und experimentelle Ansätze zum Verständnis der Fossilisation“ möchte daher mithilfe neuester Technologien der Bildgebung und Analyse Fossilien von Pflanzen, Gliederfüßern und Wirbeltieren untersuchen, um dadurch letztlich den Prozess ihrer Fossilisation zu verstehen.
    (Sprecher: Prof. Dr. Paul Martin Sander, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

    Die molekularen Grundlagen der Anpassungsfähigkeit von Fruchtfliegen an unterschiedliche Temperaturen will die Forschergruppe „Seasonal Temperature Acclimation in Drosophila“ erforschen. Dabei sollen die temperaturabhängige Entwicklung und die Überlebensfähigkeit der Insekten mit biochemischen, genetischen und bildgebenden Verfahren und der Einfluss des aufgenommenen Futters auf die Temperaturresistenz der Versuchstiere untersucht werden. Die beteiligten Expertinnen und Experten aus Biologie und Zoologie wollen sich so am Ende ein detailliertes Bild vom Anpassungsverhalten der Fruchtfliegen machen; ihre Erkenntnisse wollen sie auf die Kirschessigfliege übertragen sowie für allgemeingültige Aussagen über Insekten nutzen.
    (Sprecherin: Prof. Dr. Suzanne Eaton, Technische Universität Dresden)
    Die Forschergruppe „Understanding the Global Freshwater System by Combining Geodetic and Remote Sensing Information with Modelling Using a Calibration/Data Assimilation Approach (GlobalCDA)“ will unter Einbeziehung von Satellitendaten ein verbessertes hydrologisches Modell entwickeln und ein tieferes Verständnis der globalen Wasserkreisläufe gewinnen. Das ist neu, da bisher nur optische und multispektrale Aufnahmen in hydrologische Modellierungen einbezogen wurden. Ziel ist es letztlich, bessere Vorhersagen und Bewältigungsstrategien in Bezug auf Dürren oder auch Flutkatastrophen zu ermöglichen.
    (Sprecherin: Prof. Dr. Petra Döll, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main)

    Unter dem Titel „Foundations of Law and Finance“ will eine Kolleg-Forschergruppe den Einfluss institutioneller und regulatorischer Rahmenbedingungen auf Finanzmarktentscheidungen und -ergebnisse untersuchen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Verzahnung von Recht, Ökonomie und Politikwissenschaft innerhalb des Themenkomplexes genauer in den Blick nehmen: So wollen sie Marktpreisreaktionen auf Gesetzesvorschläge und -änderungen messen und damit indirekt bewerten; auch wollen sie klären, wie Finanzmarktregulierungen durch die Struktur des Entscheidungs- und Legislativprozesses beeinflusst sein könnten.
    (Sprecher: Prof. Dr. Tobias Tröger, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main)

    Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit leiden an chronischen Nierenerkrankungen, die nicht selten zu Nierenversagen führen. Dabei spielen Erkrankungen der Nierenfilter, der Glomeruli, eine Hauptrolle – und hier insbesondere die sogenannten Podozyten, die für die Filtrationsleistung der Niere sorgen. Verschiedenen Faktoren können die podozytäre Funktion beeinträchtigen und so zu einer Nierenerkrankung führen. Hier setzt die Klinische Forschergruppe „Molekulare Mechanismen von Podozyten-Erkrankungen – die Nephrologie auf dem Weg zur Präzisionsmedizin“ an und will die Podozyten zunächst grundlegend erforschen, um später gezieltere Therapien für Patienten zu entwickeln und in der klinischen Anwendung zu erproben.
    (Sprecher: Prof. Dr. Thomas Benzing, Universität zu Köln)

    Klima- und Landnutzungswandel bedrohen die Biodiversität und die Ökosysteme der Bergregen- und Trockenwälder in den Anden Süd-Ecuadors. Die Forschergruppe „Umweltveränderungen in Biodiversitäts-Hotspot-Ökosystemen Süd-Ecuadors: Systemantwort und Rückkopplungseffekte (RESPECT)“ will deshalb untersuchen, inwieweit zwei zentrale Ökosystemfunktionen – Biomasseproduktion und Wasserflüsse – durch Änderungen von Antwort- und Rückkopplungsmerkmalen verschiedener Pflanzen und Tiere betroffen sind. Langfristig wollen die Forscherinnen und Forscher der Bio- und Geowissenschaft dazu beitragen, mithilfe optimierter Landnutzungssysteme die Widerstandsfähigkeit der Ökosystemfunktionen gegenüber der aktuellen Nutzung zu erhöhen.
    (Sprecher: Prof. Dr. Jörg Bendix, Philipps-Universität Marburg)

    Der Begriff „Abenteuer“ hat unter den Grundbegriffen des Literarischen eine Sonderstellung, weil er zum einen genuin narrativ, zum anderen seiner Herkunft nach in wichtigen Aspekten mittelalterlich ist. Das so bezeichnete Erzähl-, Wahrnehmungs- und Erfahrungsschema hat sich als anpassungsfähig erwiesen und immer neue Bereiche der Kultur – wie Film, Computerspiel, Werbung und Tourismus – durchdrungen. In solchen Übertragungen wird der ursprünglich narrative Charakter des Abenteuers häufig nicht mehr mitgedacht. Da dieser Charakter textuell vermittelt ist, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschergruppe eine „Philologie des Abenteuers“ entwickeln, um diesem den ihm gebührenden Platz in der Anthropologie des Erzählens zuzuweisen.
    (Sprecher: Prof. Dr. Martin von Koppenfels, Ludwig-Maximilians-Universität München)

    Ob und wie ein physikalisches System einen Gleichgewichtszustand erreicht, ist ein Schlüsselproblem in vielen Bereichen der modernen Vielteilchen-Physik. In den vergangenen zehn Jahren gab es dazu sowohl theoretisch als auch experimentell viele neue Erkenntnisse – kaum erforscht ist jedoch immer noch, wie der Gleichgewichtszustand tatsächlich eintritt. Die Forschergruppe „Fundamental Aspects of Statistical Mechanics and the Emergence of Thermodynamics in Non-Equilibrium Systems“ will deshalb fundamentale Thermalisierungsprozesse auf mikroskopischem Level untersuchen und sich dabei auf generische und komplexe Systeme unter Nichtgleichgewichtbedingungen konzentrieren. So soll der Weg von der Initialisierung bis zum Erreichen des Gleichgewichts analysiert werden.
    (Sprecher: Prof. Dr. Robin Steinigeweg, Universität Osnabrück)

    Die Forschergruppe „Grammatische Dynamiken im Sprachkontakt: ein komparativer Ansatz“ will den Sprachgebrauch bilingualer Sprecherinnen und Sprecher mit Migrationshintergrund, sogenannter „Heritage Speakers“, analysieren – in ihren beiden Sprachen, also der Heritage- und der Majoritätssprache, in formellen und informellen, geschriebenen und gesprochenen Kommunikationssituationen, und auf diese Weise zu Theorien des Sprachkontakts und der Sprachvariation beitragen. Die beteiligten Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wollen den Sprachgebrauch von russischen, türkischen und griechischen Heritage Speakers in Deutschland und den USA untersuchen. Dabei sollen sprachliche Phänomene, die bei den Heritage Speakers auftreten, als neue grammatische Optionen für die Majoritätssprache in Betracht gezogen werden.
    (Sprecherin: Prof. Dr. Heike Wiese, Universität Potsdam)

    Die biblischen Schriften des Alten und Neuen Testaments gelten im Christentum als Kanon von grundlegender Autorität. Doch daneben existieren weitere Texte, die sich entweder gegen kanonische Texte richten oder diese fortschreiben – und dabei Autorität beanspruchen. Diesen Überlieferungen und ihren Funktionen in verschiedensten Kontexten religiösen Lebens widmet sich die Kolleg-Forschergruppe „Jenseits des Kanons: Heterotopien religiöser Autorität im spätantiken Christentum“. Anhand der Beschäftigung mit außerkanonischen christlichen Traditionen erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Erkenntnisse zu soziokulturellen, religiösen und theologiegeschichtlichen Phänomenen der Spätantike und des spätantiken Christentums.
    (Sprecher: Prof. Dr. Tobias Nicklas, Universität Regensburg)

    Die Forschergruppe „Populärkultur transnational – Europa in den langen 1960er-Jahren“ will Musik und Radio, Jugendkultur und Jugendmedien, Comics und Amateurfilme sowie Quizshows und Kinderserien der 1960er-Jahre untersuchen und so ein weites Spektrum populärkultureller Phänomene in Westeuropa erschließen. Bislang existieren dazu lediglich nationale Einzelstudien, die beteiligten Forscherinnen und Forscher setzen nun mehrere Länder, Kulturen und Gesellschaften miteinander in Bezug. Sie wollen mit ihren Arbeiten zudem gängige Auffassungen einer einseitigen Amerikanisierung westeuropäischer Gesellschaften widerlegen.
    (Sprecher: Prof. Dr. Dietmar Hüser, Universität des Saarlandes)

    Weiterführende Informationen

    Medienkontakt:
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de

    Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der eingerichteten Verbünde.

    Zu den Forschergruppen, Klinischen und Kolleg-Forschergruppen der DFG:
    www.dfg.de/for
    www.dfg.de/kfo
    www.dfg.de/kolleg_forschergruppen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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