idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.01.2018 13:04

Handlungen anderer verstehen

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wenn man jemanden dabei beobachtet, wie er oder sie etwas tut, mutmaßt man über seine Gründe für diese Aktion. Auf welchen Gehirnstrukturen dieses Verständnis beruht, wie die diesem Verständnis zugrunde liegende kognitive Architektur adäquat beschrieben werden muss und wie Kinder lernen, die Gründe anderer zu verstehen, untersucht ein internationales Forscherteam aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einem neuen interdisziplinären Projekt.

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Schweizerische Nationalfonds und der österreichische Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung fördern das Vorhaben mit dem Titel „Die Struktur und Entwicklung des Verstehens von Handlungen und Gründen“ mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro für drei Jahre.

    Ziel des Projekts ist eine umfassende Theorie zu Struktur und Entwicklung der menschlichen Fähigkeit, die Gründe und Handlungen anderer zur verstehen. Dazu sind philosophische und empirische Forschung eng verzahnt, um eine Theorie zu entwickeln und zu testen. Beteiligt sind unter der Federführung von Prof. Dr. Tobias Schlicht auch Prof. Dr. Albert Newen von der Ruhr-Universität Bochum (RUB), Prof. Dr. Josef Perner (Salzburg) und Prof. Dr. Hans-Johann Glock (Zürich).

    Was Babys und Kinder verstehen

    Das Projekt gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil entwickeln die Forscher eine theoretische Konzeption von Handlungsgründen. Im Zentrum steht hier die Unterscheidung von objektiven Gründen, also Tatsachen, und subjektiven Gründen, sogenannten repräsentationalen Zuständen. Im zweiten Teil entwickeln sie ein Stufenmodell, das erklärt, wie sich unsere Fähigkeit entwickelt, die Handlungsgründe anderer zu verstehen: Zwischen sechs und zwölf Monaten verstehen Kinder zielgerichtete Handlungen anderer zunächst nur anhand von objektiven Gründen, also als Reaktionen auf Tatsachen in der Welt. Ab dem Alter von anderthalb Jahren verstehen sie, dass diese Handlungen dazu dienen, ein Ziel zu erreichen. Erst mit etwa vier Jahren verstehen Kinder, dass Handlungen auch durch subjektive Gründe motiviert sein können, also durch ihre wahren oder falschen mentalen Repräsentationen solcher Tatsachen. Sie sind dann in der Lage, anderen Überzeugungen zuzuschreiben, die eine bestimmte Perspektive auf objektive Tatsachen bedingen.

    Die kognitive Architektur

    Im dritten Teil entwickeln die Forscher eine Theorie über die kognitive Architektur. Sie gehen dabei aus von einer Theorie mentaler Ordner. Sie erklärt, wie unser Wissen über die Welt und Andere repräsentiert und strukturiert ist und erklärt den Befund, dass Kinder zwischen sieben und fünfzehn Monaten schon falsche Überzeugungen anderer verstehen, aber erst mit vier Jahren dieses Verständnis formulieren können.

    „Die Integration von konzeptionellen und empirischen Ansätzen verspricht einen substanziellen Beitrag zu dieser zentralen Debatte der Philosophie“, so Albert Newen und Tobias Schlicht.

    Pressekontakt

    Prof. Dr. Tobias Schlicht
    Institut für Philosophie II
    Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 29479
    E-Mail: tobias.schlicht@rub.de

    Prof. Dr. Albert Newen
    Institut für Philosophie II
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 22139
    E-Mail: albert.newen@rub.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Philosophie / Ethik, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).