Das Heidelberg Center für Lateinamerika - eine Dependance der Universität Heidelberg in der chilenischen Hauptstadt - weitet seine Aktivitäten aus
Rund 300 Kardiologen gibt es in Chile, und etwa die Hälfte von ihnen hörten jetzt in Santiago die Vorträge von Dr. Jörg Kreuzer. Der Oberarzt der Kardiologie am Universitätsklinikum Heidelberg befand sich Ende August auf Vortragsreise in sechs Kliniken von Santiago. Eingeladen hatten das Heidelberg Center für Lateinamerika - eine Dependance der Universität Heidelberg in der chilenischen Hauptstadt - und die Firma Grünenthal.
In der Universidad Católica, der Universidad de Chile, der Clínica Alemana, der Clínica Las Condes, der Clínica Davila und in der Clínica San Borja Arriaran sprach der Herzspezialist vor Fachkollegen. Das Ziel der Vortragsreise war, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen der Universidad Católica, der Universidad de Chile und dem Heidelberg Center zu intensivieren. So wurden im April diesen Jahres Kooperationsabkommen mit den Medizinischen Fakultäten der beiden großen chilenischen Universitäten unterzeichnet. Die Vortragsreise von Dr. Kreuzer gilt als erster Schritt eines Austausches zwischen deutschen und chilenischen Kardiologen. Hier ein Interview der deutsch-chilenischen Wochenzeitung "condor".
CONDOR: Dr. Kreuzer, Sie sind Oberarzt der Kardiologie am Heidelberger Universitätsklinikum. Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte?
Dr. Jörg Kreuzer: Wir haben mehrere Forschungsschwerpunkte. Einer davon liegt auf der Grundlagenforschung bei der Entstehung von Herzerkrankungen, vor allem bei der Entstehung von Herzinfarkten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die kardiologische Prävention, das heißt das Verhindern von weiteren Herzinfarkten oder auch des ersten Herzinfarkts. Außerdem bin ich noch im Herzkatheterlabor sehr aktiv, ich nehme aktive Eingriffe bei akuten Herzinfarkten vor.
Sie haben in Santiago insgesamt sechs Vorträge gehalten. Über welche Themen haben Sie referiert?
Kreuzer: Es war im Wesentlichen ein Vortrag, der sich besonders um zwei wichtige Aspekte drehte: Warum kommt es zu einem Herzinfarkt? Und: Wie kann man ihn verhindern? Beziehungsweise, wenn es bereits dazu gekommen ist: Wie kann man ihn dann behandeln?
Was wollen Sie mit diesen Vorträgen erreichen?
Kreuzer: Die zugrundeliegende Idee ist, dass wir über das Heidelberg Center gerne eine Zusammenarbeit mit Chile, speziell auch mit den Kliniken in Santiago, etablieren würden, zum gegenseitigen Austausch von Ärzten, aber auch zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Das war jetzt der erste Kontakt mit der Kardiologie Heidelberg und der hiesigen Kardiologie.
Haben Sie bei Ihren Vorträgen Kontakte mit Fachkollegen der chilenischen Kardiologie knüpfen können?
Kreuzer: Ich habe mit einer ganzen Reihe von Kardiologen gesprochen, und wir haben uns viel darüber ausgetauscht, welche Art der Zusammenarbeit man in Zukunft finden kann. Dabei haben wir auch einen Austausch angedacht. Es wäre doch möglich, dass die Kollegen hier aus Chile nach Heidelberg kommen und dass wir im Gegenzug dann jemanden nach Santiago schicken. Dabei geht es dann vor allem um klinische Zusammenarbeit.
Sie haben während Ihres Aufenthaltes hier vermutlich bereits einen Eindruck von der chilenischen Kardiologie bekommen können. Auf welchem Stand befindet sich diese Ihrer Meinung nach?
Kreuzer: Ich muss sagen, dass die Kardiologie hier auf sehr hohem Niveau arbeitet. An den Fragen konnte ich erkennen, dass es sich um optimal ausgebildete Kardiologen handelt, die Medizin auf exzellentem Niveau betreiben, vergleichbar mit Europa. Die Limitationen kommen im Wesentlichen durch die Beschränkung der finanziellen Resourcen zustande. Aber vom Anspruch, vom Wissen und vom Können her war das fantastisch.
Wo ist Ihrer Meinung nach noch Nachholbedarf in der chilenischen Kardiologie?
Kreuzer: Möglicherweise in der Akut-Behandlung des Herzinfarkts. Das liegt nicht unbedingt daran, dass der Wille, daran zu arbeiten, nicht da ist, sondern dass die Möglichkeiten noch nicht vorhanden sind. Ich habe aber erfahren, dass vom Gesundheitsminister jetzt ein Programm lanciert wird, bei dem unter anderem die Akut-Versorgung des Herzinfarktes ganz groß im Vordergrund steht. Vor allem in den ländlicheren Gebieten gibt es da große Defizite. Ich glaube, in diesem Bereich wird noch viel Arbeit zu leisten sein. Aber ich glaube auch, dass hier in relativ kurzer Zeit große Erfolge möglich sind.
Kann die deutsche Kardiologie etwas von der chilenischen lernen?
Kreuzer: Deutschland kann von Chile durchaus etwas lernen. Ich denke, dass wir in Deutschland viele Dinge, die früher klassisch waren im Bereich der Herzchirurgie und der Kardiologie etwas zu wenig betreiben. Vielleicht aufgrund der zunehmenden Technisierung. Gerade heute habe ich mit einem Herzchirugen lange darüber gesprochen, dass wir auf diesem Gebiet zusammenarbeiten könnten, um so Wissen, das nicht wirklich verloren gegangen, aber ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist, wieder zu reaktivieren.
Mit welchen Vorhaben werden Sie wieder nach Chile kommen?
Kreuzer: Was uns vorschwebt, ist die Zusammenarbeit, die wir angesprochen haben, jetzt auch in die Tat umsetzen, so dass sie also nicht nur auf dem Papier bleibt. Wir möchten auch versuchen, im Rahmen des Kongresses der Herzchirurgen und Kardiologen, der bald in Viña del Mar stattfinden wird, unseren Beitrag zu leisten und die Entwicklung hinsichtlich der Behandlung des Infarktes zu unterstützen.
Die Fragen stellte Anne Passow.
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Personalia, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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