PM 114/2003
Gestern, am 10. September, passierte einer Greifswalder Chemikerin ein Unglück unter dem Abzug: ihr entglitt bei Arbeiten zur Synthetisierung neuer pharmazeutisch nützlicher Wirkstoffe ein Kolben mit einer Thiophosgen-haltigen Flüssigkeit und zerbrach. Der darauf sofort einleitete Notfallalarm führte zur Evakuierung des Institutsteils Organische Chemie, da sich die nach faulen Eiern riechenden Dämpfe im Haus bemerkbar machten. Thiophosgen, in starker Konzentration, kann als Nervengift wirken und unter anderem zu Lungenödemen führen. Sieben Mitarbeiter und -innen klagten über Beschwerden; sie wurden in die eilig erweiterte Notfallabteilung des Zentrums für Innere Medizin gebracht, dekontaminiert und zur Sicherheit mit Medikamenten, die eine Lungenschwellung verhindern können, behandelt.
Sechs dieser sieben Mitarbeiter des Instituts für Chemie und Biochemie sind heute nachmittag beschwerdefrei aus der Klinik entlassen worden; die Postdoktorandin, der bei allen Vorsichtsmaßnahmen (Kittel, Brille, Abzug, Schutzhandschuhe etc.) das Unglück geschah, bleibt zur Beobachtung noch bis morgen in der Klinik, allerdings längst nicht mehr in einer Notstation.
21 andere Menschen, die sich im Chemieinstitut befanden, als das Malheur geschah, wurden über Nacht zur Dekontamination in die nahe ihrem Institut gelegene Klinik für Neurologie aufgenommen und sind alle beschwerdefrei entlassen.
Das Institutsgebäude ist heute am 11. September noch verschlossen, wird aber morgen früh wieder betretbar. Lediglich besagtes Labor bleibt noch versiegelt, bis die Polizei ihre Spurensicherung beendet hat. Polizei, Feuerwehr, Bildungsminister, Rektor und Oberbürgermeister haben gestern auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz mit vier Chemieprofessoren die hervorragende Zusammenarbeit aller betroffenen Stellen gelobt.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Organisatorisches, Studium und Lehre
Deutsch
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