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13.02.2018 16:27

Studie: Schleswig-Holsteinische Unternehmen zeigen Verantwortung

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Schleswig-Holstein tragen große Verantwortung in den Bereichen Gesellschaft, Ökologie und Personal. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Studie des Kiel Center for Philosophy, Politics and Economics (KCPPE) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Finanziert wurde das Forschungsprojekt von der Staatskanzlei im Rahmen der Landesentwicklungsstrategie Schleswig-Holstein 2030.

    Sie haben weniger als 10, 50 oder 250 Beschäftigte und erzielen weniger als 2, 10 oder 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Dennoch sind 60,7 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland (rund 76 Prozent in Schleswig-Holstein) in kleineren und mittleren Unternehmen beschäftigt. KMUs sichern damit viele Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfungsketten. Sie prägen darüber hinaus die lokale Gemeinschaft, unterstützen gemeinnützige Projekte und sind im Umweltschutz aktiv. Mit anderen Worten: Sie tragen unternehmerische Verantwortung in Form von Corporate Social Responsibility (CSR).

    Gemessen wurde das gesellschaftliche Engagement von KMUs auf Landesebene bislang nicht. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf große und multinationale Konzerne. Ihre aufsehenerregenden Fehltritte haben ebenso wie ihre gesellschaftlichen Beiträge meist größere Auswirkungen auf die Umwelt und das Gemeinwesen. Zudem haben große Unternehmen mehr Möglichkeiten, ihren Einsatz medienwirksam zu vermarkten. „Kleine und mittlere Unternehmen sind jedoch viel erfolgreicher bei der Implementierung und Umsetzung von CSR“, berichtet Projektleiter Dr. Alexander Lorch von der CAU auf Basis der aktuellen Forschungsergebnisse. Die Studie mache deutlich, dass sich kleine und mittlere Unternehmen ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft bewusst sind und ihre Rolle über die als regionaler Arbeitgeber hinausgeht: „KMUs sind deutlich flexibler, näher an den Kunden und direkter in das lokale Gemeinwesen eingebettet. Sie kennen die Probleme und Wünsche der Menschen vor Ort und in der Region und können so gezielter darauf reagieren. Damit leisten sie einen nicht zu unterschätzenden Beitrag im Bereich der unternehmerischen Verantwortung“, so Lorch weiter. Und diese Verantwortung kommt laut Studie zu 75 Prozent den Kommunen und Gemeinden zugute.

    Überraschend war für die Forscher der Uni Kiel, dass die Unternehmen dabei vielfach auch auf moderne Formen des Engagements zurückgreifen. Dazu zählen zum Beispiel Corporate Volunteering, also betriebliche Freiwilligenprogramme. Rund 60 Prozent der KMUs wollen damit ihre Beschäftigten bei der Ausübung von Ehrenämtern unterstützen oder stellen kostenlose Dienstleistungen zur Verfügung. Eine weitere wertvolle Erkenntnis zeigte sich beim Thema Personalpolitik: Obwohl den Unternehmen vor Ort der Fachkräftemangel (80 Prozent) und die Abwanderung junger Menschen (44 Prozent) Sorgen bereiten, setzen sie ihre CSR-Aktivitäten eher zur Mitarbeitermotivation als zur Gewinnung neuer Fachkräfte ein. „Darin sehen wir großes Potenzial für die Unternehmen. Mit ihrem gesellschaftlichen Engagement könnten sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und engagierte junge Menschen in der Region halten“, sagt Martin Kunze, Projektmitarbeiter am KCPPE.

    Insgesamt 463 kleinere und mittlere Unternehmen mit Sitz in Schleswig-Holstein haben die Kieler Wissenschaftler dazu im vergangenen Jahr telefonisch und anonym befragt. Neben der Erfassung unterschiedlicher Formen von Verantwortungsübernahme durch KMUs setzten sie sich auch damit auseinander, welche Herausforderungen in Schleswig-Holstein zu meistern sind und wie die Politik das gesellschaftliche Engagement fördern kann. So erschweren den KMUs nach eigenen Aussagen vor allem fehlende zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen das gesellschaftliche Engagement. Dagegen können staatliche Förderungen, steuerliche Vorteile und der Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen das gesellschaftliche Engagement von KMUs stärken.

    Die Empfehlung der Forscher an die Politik lautet daher: „Das gesellschaftliche Engagement kleinerer und mittlerer Unternehmen muss in der Landes- und Kommunalpolitik wahrgenommen werden und Eingang in die Nachhaltigkeitsstrategien finden, indem nicht nur Empfehlungen für große, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen herausgegeben werden. Zusätzlich können die Auslobung von Preisen für unternehmerisches Engagement oder die Berücksichtigung dieses Engagements in öffentlichen Vergaberichtlinien wichtige Anreize gerade für KMUs setzen“, empfiehlt Lorch. Schließlich gelte nach wie vor der Grundsatz: „Tue Gutes und rede darüber“. „Die Herstellung von Öffentlichkeit sorgt für Anerkennung und letztlich auch für unverzichtbare Werbung“, schließt Lorch.

    Die Studienergebnisse zusammengefasst:

    Verantwortungsbereich Gesellschaft
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2018/2018-034-1.png
    Das gesellschaftliche Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein findet überwiegend vor Ort und der Region statt, also in der Kommune und im Land Schleswig-Holstein. 95 Prozent der KMU engagieren sich gesellschaftlich; 75 Prozent davon engagieren sich in der Kommune und Gemeinde. „Klassische“ Engagementformen sind dabei am häufigsten vertreten: rund 70 Prozent spenden Geld, rund 60 Prozent setzen auf Corporate Volunteering. Grafik: Anke Kuring, CAU

    Verantwortungsbereich Personal
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2018/2018-034-2.png
    Die wichtige Bedeutung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spiegelt sich auch in CSR-Aktivitäten wider. CSR wird dabei als Instrument zur Steigerung der Mitarbeitermotivation angesehen, nicht aber als Instrument der Mitarbeitergewinnung. Dies deutet auf ungenutztes Potenzial hin, das dem Fachkräftemangel und auch der Abwanderung junger Menschen aus der Region entgegenwirken könnte. 97 Prozent der KMUs bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Leistungen über die gesetzlich geforderten hinaus. Knapp über 80 Prozent der KMUs unterstützen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei sozialen Problemen. Mehr als 70 Prozent leisten zusätzliche Beiträge zur Altersvorsorge. Grafik: Anke Kuring, CAU

    Verantwortungsbereich Umwelt
    http://www.uni-kiel.de/download/pm/2018/2018-034-3.png
    Auch die Themen Ökologie und Umweltschutz haben für KMUs in Schleswig-Holstein hohe Relevanz. „Energieeffizienz und Energieeinsparung“ sowie „Umwelt- und Naturschutz“ werden von jeweils knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen als wichtig und sehr wichtig eingeschätzt. Über 80 Prozent achten auf die Energieeffizienz von Gebäuden. Rund 75 Prozent versuchen, Abfälle und Emissionen zu reduzieren. Knapp über 33 Prozent greifen dabei auf branchenspezifische Umweltstandards zurück. Grafik: Anke Kuring, CAU

    Die ausführliche Studie steht zum Download bereit unter:
    http://www.kcppe.uni-kiel.de/de/forschung-publikationen/csr-von-kmu-in-schleswig-holstein

    Kontakt:
    Dr. Alexander Lorch
    Kiel Center for Philosophy, Politics and Economics
    E-Mail: lorch@philsem.uni-kiel.de
    Telefon: 0431/880-2829

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski, Text/Redaktion: Claudia Eulitz
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
    E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de, Internet: www.uni-kiel.de, Twitter: www.twitter.com/kieluni Facebook: www.facebook.com/kieluni, Instagram: www.instagram.com/kieluni


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2018-034-unternehmen-mit-v...


    Bilder

    Verantwortungsbereich Gesellschaft
    Verantwortungsbereich Gesellschaft
    Grafik: Anke Kuring, CAU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Verantwortungsbereich Gesellschaft


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