idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.02.2018 10:48

Künstliche Intelligenz verbessert Prüfungsleistung von Studierenden

Theresa Kappl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Deggendorf

    Mit Hilfe eines Frühwarnsystems ist es an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) gelungen, die Durchfallquote im Studiengang Betriebswirtschaftslehre im Fach Mathematik zu halbieren. Möglich war dies durch eine Prognose des Prüfungserfolgs basierend auf Daten zum Lernfortschritt der Studierenden. Durchfallgefährdete Studierende konnten frühzeitig gewarnt und unterstützt werden, um Versäumnisse im Lernverhalten einzuholen. Entwickelt wurde das Frühwarnsystem von einem Team aus zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern rund um den Mathematikprofessor Heribert Popp.

    Im Vergleich zum Alltag als Schüler, sind Studierende im ersten Semester mit der neuen Situation konfrontiert ihr Lernpensum selbst zu steuern. Prüfungen werden im Studium erst vier Monate nach Semesterbeginn geschrieben, dazwischen fallen keine Pflichtprüfungen an. Nicht bei jedem klappt es von Anfang an mit der Eigenmotivation, so dass die Notwendigkeit eines konstanten Lernverhaltens oft unterschätzt wird. Prof. Dr. Dr. Heribert Popp unterrichtet Mathematik an der THD und suchte nach einer Lösung, Studierende frühzeitig an diesem Punkt abzuholen.

    Die Vorteile von Blended Learning erkannt

    Mit seinem Team, Rick Beer und Monica Ciolacu, startete er vor zwei Jahren das Projekt zur Entwicklung eines Frühwarnsystems und holte sich Hilfe bei Instrumenten der Künstlichen Intelligenz. Bereits seit zwölf Jahren nutzt Heribert Popp Blended Learning als Lehrmethode. Das bedeutet, dass Studierende die Hälfte der Zeit mit digitalem Unterrichtsmaterial lernen. Zum Beispiel wird ein Teil des Stoffes mit Lernvideos vermittelt oder Studierende arbeiten mit Quizzes. Bei der Benutzung dieser digitalen Materialien hinterlassen die Studierenden Spuren. Der Dozent kann nachverfolgen, wie weit die Gruppe in der Abarbeitung des Materials ist. Es entsteht eine Datenbasis, mit der Auswertungen zum Lernfortschritt und zur Wahrscheinlichkeit des Prüfungserfolgs erstellt werden können.

    Neuronale Netze als Basis eines Frühwarnsystems

    „Neuronale Netze“ als Form der Künstlichen Intelligenz sind eine Möglichkeit Daten auszuwerten und zu klassifizieren. Das Besondere ist, dass „Neuronale Netze“ angelernt werden können. Man füttert sie mit bestimmten Angaben (Input) und lernt ihnen, welche Ergebnisse je nach gelerntem Muster (Input) herauskommen sollen. Im Fall von Semesterprüfungen können Daten zum Beispiel das Klickverhalten in den digitalen Kursen und der zeitliche Rahmen sein. Zusammenhängend mit dem betriebenen Lernaufwand kann das Ergebnis „Prüfung bestanden“ oder „Prüfung nicht bestanden“ lauten. Nach zweijähriger Vorarbeit startete Professor Popp im Wintersemester 2017 einen Feldversuch mit Studierenden des Studiengangs BWL. Mit Hilfe des „Neuronalen Netzes“ wertete er die Lerndaten der Studierenden im Fach Mathematik aus, um zu prognostizieren, wer gefährdet sei, die Semesterprüfung nicht zu bestehen.

    Positive Auswirkung auf Prüfungsergebnisse

    Die als gefährdet erachteten Studierenden erhielten sechs Wochen vor Prüfungstermin eine E-Mail mit dieser Einschätzung und den Hinweis, dass bei entsprechendem Engagement das Versäumte aufgeholt werden könne. Die Korrekturergebnisse der Mathematikklausur Ende Januar 2018 belegen, dass das Frühwarnsystem Wirkung zeigt. Die Durchfallquote hat sich, bei sonst gleich schwerer Klausur, nahezu halbiert. Zum Vergleich wurden zusätzlich die Mathematikprüfungen in anderen Studiengängen herangezogen. Professor Popp zeigt sich über das Ergebnis zufrieden: „Zum ersten Mal hat hier an der TH Deggendorf, vielleicht auch zum ersten Mal in Bayern, Künstliche Intelligenz die Prüfungsleistung verbessert.“

    Für Heribert Popp ist dieses Projekt nur eine Facette seiner Forschung zur Lehre 4.0. Weitere Projekte zu Techniken der Künstlichen Intelligenz sind: Individuelle Strukturierung von Lernprozessen durch Personalisierungsmethoden, Mobile Vernetzung von Lernenden zu Communities of Practice, Lernmaterialanpassung an den Kenntnisstand der Lerner durch Adaptivitätsmethoden und Entlastung des Kommunikationsaufwandes der Dozenten durch Teletutoren in Form von „intelligenten“ Chatbots, wie es Alexa vormacht.


    Bilder

    Prof. Dr. Dr. Heribert Popp (rechts) mit seinem Team Monica Ciolacu und Rick Beer
    Prof. Dr. Dr. Heribert Popp (rechts) mit seinem Team Monica Ciolacu und Rick Beer
    THD
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Dr. Heribert Popp (rechts) mit seinem Team Monica Ciolacu und Rick Beer


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).