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20.02.2018 12:50

Westwall: Täterort oder Denkmal?

Giovanna Marasco-Albry Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

    Der Westwall, der sich zwischen Kleve und Weil am Rhein erstreckt, ist eines der größten Infrastrukturprojekte der Nationalsozialisten, heute zum Teil Ruine - und ein vieldiskutiertes Politikum. Was soll mit dem historisch belasteten Ort geschehen, der gleichzeitig als Touristenmagnet die Region prägt? Ein Kooperationsprojekt der Friedensakademie Rheinland-Pfalz der Universität Koblenz-Landau mit der Evangelischen Akademie der Pfalz hat das Ziel, einen konstruktiven Umgang mit der ambivalenten Hinterlassenschaft zu finden.

    Der Westwall ist bis heute nur wenigen Menschen ein Begriff, obwohl er neben den Reichsautobahnen mit mehr als 600 Kilometern Länge eines der größten Infrastrukturprojekte der Nationalsozialisten war. Die Anlagen, die in der Nachkriegszeit zum Teil gesprengt wurden, erstreckten sich vom Kreis Kleve an der niederländischen Grenze bis nach Weil am Rhein und wurden in der NS-Propaganda als "militärische Verteidigungslinie" inszeniert und mystifiziert. Heute prägen die Ruinen als Lebensraum für seltene Tier-und Pflanzenarten, als Naturschutzgebiet und touristische Wander-Attraktion die Landschaft in der Region. Seitdem die rheinland-pfälzische Landesregierung 2014 vom Bund die Verantwortung für den Westwall übernahm, hat sich darum eine kontroverse Diskussion entsponnen. "Die Frage, woran der ehemalige Westwall erinnert und wie mit diesem Monument umgegangen werden soll, ist eine der Hauptkontroversen dieses Diskurses. Ist der Westwall ein Täterort? Ein Denkmal? Ein Ort des Mahnens und Erinnerns?", fragt Dr. Sascha Werthes. Er ist Geschäftsführer der Friedensakademie Rheinland-Pfalz, die das Projekt zum Westwall gemeinsam mit der Evangelischen Akademie der Pfalz verantwortet. Ziel ist es, aufzeigen, wie ein zeitgemäßer Umgang mit der NS-Hinterlassenschaft gelingen kann.

    Initiativen zum Westwall hat es in der Vergangenheit bereits einige gegeben, bislang jedoch ohne einen kontinuierlichen Prozess. Darum haben die Friedensakademie und die Evangelische Akademie einen inklusiven und ergebnisorientierten Prozess gestartet, der auf zwei Jahre angelegt ist. "Perspektiven für das Mahnmal Ehemaliger Westwall - geteilte Verantwortung für einen Grenzraum" nennt sich das Projekt. Vorgesehen ist darin unter anderem die Befragung der unterschiedlichen Akteure, die inhaltlich zum Westwall arbeiten, wie die Betreiberinnen und Betreiber der Westwall-Museen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder ehrenamtlich Engagierte. Auch das Potenzial des Westwalls als außerschulischer Lernort soll herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse des partizipativen Strategieprozesses werden in einem Abschlussbericht festgehalten, der der Landesregierung übergeben werden soll. "Der Westwall ist ein Ort, aus dem viel gelernt werden kann, da Vergangenes und Zukünftiges in einem wechselseitigen Verhältnis zueinanderstehen. Im Hinblick auf gegenwärtige Konfliktlagen kann er verdeutlichen, wie wichtig es ist, aufmerksam mit Phänomen wie Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Mauern umzugehen", erklärt Werthes.

    Die Auftaktveranstaltung in Mainz war für die beiden Akademien ein erfolgreicher Start. Kurt Beck, ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, betonte in seiner Rede die Bedeutung des Vorhabens und die damit verbundenen Herausforderungen. In den Arbeitsgruppen kristallisierten sich erste zentrale Themen heraus. So besteht zum einen der Wunsch nach einer übergreifenden Projektkoordination. Zum anderen wurde deutlich, dass ein Gesamtkonzept erarbeitet werden muss, um einer kritischen Kontextualisierung des Westwalls und seiner Historie gerecht zu werden.

    KONTAKT

    Dr. Sascha Werthes (Geschäftsführer)
    Jana Hornberger (Projektkoordinatorin)
    Tel.: 06341 280-38557
    E-Mail: hornberger@uni-landau.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-koblenz-landau.de/de/friedensakademie/friedensakademie


    Bilder

    Höckerlinie bei Steinfeld.
    Höckerlinie bei Steinfeld.
    Rolf Übel
    None

    Bunkerruine bei Oberotterbach.
    Bunkerruine bei Oberotterbach.
    Rolf Übel
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Höckerlinie bei Steinfeld.


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    Bunkerruine bei Oberotterbach.


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