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21.02.2018 19:39

Kleben ohne Klebstoff - Schnelles stoffschlüssiges Fügen von Metall und Thermoplast

Dr. Ralf Jaeckel Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

    (Dresden, 21.02.2018) Ein neues Verfahren zum Fügen von Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften hat das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Dresden entwickelt. Das thermische Direktfügen verpresst laserstrukturiertes Metall mit thermoplastischen Bauteilen und erwärmt diese lokal. Dadurch schmilzt der Thermoplast, dringt in die Strukturen ein und haftet an der Oberfläche. Eine eigens entwickelte Fügezange erzeugt binnen Sekunden robuste Verbindungen. Das Verfahren »HeatPressCool-Integrative« (HPCI) eignet sich, um aufwändige Klebeprozesse zu ersetzen.

    Moderner Leichtbau erfordert häufig die Kombination von Metall mit Kunststoffen. Für den Einsatz in der industriellen Fertigung sind zusätzlich effiziente Prozessketten notwendig, die Vorbehandlung und Fügetechnologie auf den konkreten Lastfall abgestimmt in Einklang bringen. Ebenso spielen Werkzeuge zur Prozesssimulation und Eigenschaftscharakterisierung eine wichtige Rolle. Eine neue Entwicklung des Fraunhofer IWS Dresden erfüllt diese Anforderungen: Das HPCI vereint langjährige Erkenntnisse der Klebetechnik mit modernen systemtechnischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Laser-Remotetechnologie. Damit erreichten die Forscher ihr selbstgesetztes Ziel, produktive Lösungen zum stoff- und formschlüssigen Fügen zu erarbeiten.

    Vorbehandlung ist wichtig

    Da Thermoplast und Metall sehr unterschiedliche physikalische Eigenschaften aufweisen – wie etwa Schmelztemperatur oder Wärmeausdehnungskoeffizient – kommt der Optimierung der Anhaftungskraft zwischen beiden Fügepartnern eine herausragende Bedeutung zu. Deshalb entwickelten die IWS-Forscher einen Laserabtragprozess, der Strukturtiefen von 100 Mikrometern und mehr bei Flächenraten von bis zu 30 Quadratzentimetern pro Sekunde erzeugt. Eine Remote- beziehungsweise Scanneroptik fokussiert den kontinuierlich strahlenden Leistungslaser auf das Metall und lenkt ihn dabei schnell ab. Das reinigt die Oberfläche von anhaftenden Ölen oder Verschmutzungen in der Grenzschicht. Gleichzeitig kann der später eindringende Kunststoff die Strukturen ausfüllen, sodass ein Formschluss zwischen Kunststoff und Metall entsteht. Somit entfällt die Notwendigkeit, die Oberfläche mit Lösungsmitteln oder Beizbädern chemisch zu reinigen.

    Schnelle Wärme sorgt für stoffschlüssige Verbindung

    Der eigentliche Verbindungsprozess gestaltet sich simpel: Der vorstrukturierte metallische Fügepartner wird mit dem Kunststoff verpresst. Gleichzeitig wird das Metall an der Fügestelle erwärmt und der Thermoplast partiell aufgeschmolzen. Um dieses Verfahren für den industriellen Einsatz fit zu machen, entwickelten die Wissenschaftler eine modular aufgebaute Fügezange, die sich beispielsweise anstelle einer Punktschweißzange an einem Roboterarm montieren lässt. So kann bewährte Anlagentechnik auch für Multimaterial-Anwendungen zum Einsatz kommen.
    Eine besondere Herausforderung besteht in der gleichmäßigen Erwärmung der metallischen Fügepartner. Neben der induktiven Erwärmung ist ein ebenfalls erarbeiteter Lösungsansatz die Lasererwärmung. Der Einsatz einer zweidimensionalen Laserstrahloszillation ermöglicht eine extrem schnelle Bewegung und Steuerung des Strahles. Diese erlaubt es, das Temperaturfeld dynamisch anzupassen, um die spezifischen Wärmeableitungsbedingungen der Fügeteile zu kompensieren.

    Technologische Umsetzung

    Gemeinsam mit Industrie- und Forschungspartnern evaluierte das Fraunhofer IWS das entwickelte Verfahren anhand eines komplexen Technologiedemonstrators. Dabei ersetzten die Forscher eine reine Schweißbaugruppe aus Baustahl durch ein Multimaterialdesign aus Organoblech und metallischem Deckblech, um das Leichtbaupotenzial aufzuzeigen. Neben dem thermischen Direktfügen erzeugten sie auch formschlüssige Verbindungen im Steg-Schlitz-Design zwischen Metall und Organoblech. Die Grundsatzstudie erwies, dass sich das thermische Direktfügen für Multimaterial- und Bauteilkonstruktionen eignet, insbesondere aufgrund geringer Prozesszeiten, robuster Prozessführung sowie guter Automatisierbarkeit.

    Besuchen Sie uns beim 10. Internationalen Laser- und Fügesymposium vom 27.–28. Februar 2018 im ICC Dresden. Mehr Informationen unter https://www.lasersymposium.de/

    Besuchen Sie uns auf der JEC World 2018 in Paris (6.3.-8.3.2018) auf dem Gemeinschaftsstand des Carbon Composite e.V. in der Halle 5A, Stand E46/56.

    Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:

    Leiter Unternehmenskommunikation
    Markus Forytta

    Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS
    Winterbergstraße 28 | 01277 Dresden | www.iws.fraunhofer.de
    Telefon +49 351 83391-3614 | markus.forytta@iws.fraunhofer.de

    Gruppenleiterin Kleben und Faserverbundtechnik
    Annett Klotzbach

    Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS
    Winterbergstraße 28 | 01277 Dresden | www.iws.fraunhofer.de
    Telefon +49 351 83391-3235 | annett.klotzbach@iws.fraunhofer.de


    Weitere Informationen:

    https://www.iws.fraunhofer.de/de/presseundmedien/presseinformationen/2018/presse...
    https://www.lasersymposium.de/


    Bilder

    Um das HPCI-Verfahren für den industriellen Einsatz fit zu machen, entwickelten die Wissenschaftler eine Fügezange, die sich z.B. anstelle einer Punktschweißzange an einem Roboterarm montieren lässt.
    Um das HPCI-Verfahren für den industriellen Einsatz fit zu machen, entwickelten die Wissenschaftler ...
    © Fraunhofer IWS Dresden
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    Technologiedemonstrator für das thermische Direktfügen von Metall mit thermoplastischen Faserverbundbauteilen.
    Technologiedemonstrator für das thermische Direktfügen von Metall mit thermoplastischen Faserverbund ...
    © Fraunhofer IWS Dresden
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Elektrotechnik, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Um das HPCI-Verfahren für den industriellen Einsatz fit zu machen, entwickelten die Wissenschaftler eine Fügezange, die sich z.B. anstelle einer Punktschweißzange an einem Roboterarm montieren lässt.


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    Technologiedemonstrator für das thermische Direktfügen von Metall mit thermoplastischen Faserverbundbauteilen.


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