idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.02.2018 17:27

Der Hauch des Todes – UDE-Forscher löst Rätsel um das Tor zur Hölle

Ulrike Bohnsack Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    An der Schwelle zur Unterwelt ist‘s gefährlich. Das weiß auch Professor Hardy Pfanz. Der Vulkanbiologe der Universität Duisburg-Essen (UDE) erforscht seit Jahren das Tor zur Hölle. Diese Tempelgrotten waren schon in der Antike Kult: Denn während die Tiere bei den Opferritualen tot umfielen, blieben die Priester unversehrt. Waren es übernatürliche Kräfte? Mitnichten, konnte Pfanz mit türkischen und italienischen Kollegen am Heiligtum von Hierapolis (heutige Türkei) nachweisen. Es liegt am Kohlendioxid, das dort nachts und früh morgens besonders stark vorherrscht.

    Der magische Ort, der nahe Pamukkale liegt, zog schon vor über 2.000 Jahren Pilger an. Hardy Pfanz hatte bei antiken Geschichtsschreibern wie Strabon, Cassius Dio und Plinius vom Tor zur Hölle gelesen – und war elektrisiert. Sie berichteten genau, was bei den Zeremonien geschah: Im Vorhof des Pluto-Tempels, einer unterirdischen Grotte, sammelte sich ein unsichtbarer, giftiger Dunst, der Tiere sofort tötete und den Priestern nichts anhatte.

    Es muss der tödliche Atem des Höllenhunds Kerberos sein, der für den Gott Pluto den Eingang zur Unterwelt bewacht – davon waren die Menschen damals überzeugt. Sie konnten von ihren höher gelegenen Sitzreihen über der Arena das mystische Spektakel ungefährdet beobachten. „Gleichzeitig waren sie beeindruckt von der übernatürlichen Kraft der Priester. Man kann sich gut vorstellen, wie Religion entsteht“, sagt Hardy Pfanz.

    Der Professor, der den weltweit einzigen Lehrstuhl für Vulkan-Biologie hat, weiß durch seine weltweiten Studien an CO2-Gas-Seen, was es mit dem ‚Todeshauch’ auf sich hat: „Hierapolis liegt wie viele andere Heiligtümer und Orakelstätten über tektonischen Störungen; viele Pluto-Tempel sind über Grotten errichtet - auch die beiden Heiligtümer in Hierapolis. In diese Grotten strömt geogenes Kohlendioxid; dabei bildet sich je nach Uhrzeit, ein bis zu anderthalb Meter hoher, unsichtbarer Gas-See, der tödlich ist. Wir haben nachgewiesen, dass die CO2-Konzentration in den Höhlen zeitweise extrem hoch war, nämlich zwischen 60 und 80 Prozent. Da erstickt man sofort; schon bei fünf bis acht Prozent wird einem schwindelig.“

    Bei ihren umfangreichen Messungen fand das Team außerdem heraus: Es hängt vom Tageslicht ab, wie konzentriert der Gas-See ist. „Früh morgens ist die Konzentration stark und wird dann durch die Infrarotstrahlen der Sonne zerstört; geht die Sonne unter, steigt das Kohlendioxid wieder. Weil CO2 schwerer ist als Luft, sind die Werte am Boden besonders hoch.“

    Die Priester waren clever, findet Pfanz. „Sie wussten, wann der tödliche Atem des Kerberos wirkte und bis zu welcher Höhe ein Aufenthalt völlig ungefährlich war. Morgens waren das etwa 40 cm über dem Boden. Wollten sie ihre übernatürlichen Kräfte demonstrierten, stellten sie sich auf Steine um die Opfertiere. Diese standen jedoch mitten im CO2-Dunst, ihnen wurde schwindelig, die Köpfe sanken zu Boden, wo sie die tödliche Dosis einatmeten. Die Priester hingegen konnten auf ihrer Position etwa 20 bis 40 Minuten aushalten.“

    Die Ergebnisse wurden gerade in der Fachzeitschrift „Archaeological and Anthropological Sciences“ veröffentlicht. DOI: 10.1007/s12520-018-0599-5
    https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs12520-018-0599-5

    Hinweis für die Redaktion:
    Ein Foto von Prof. Pfanz stellen wir Ihnen unter
    https://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php zur Verfügung. Es zeigt ihn bei einer Expedition (Foto: Dr. Sergio Calabrese).

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Hardy Pfanz, Vulkanbiologie, Tel. 0201/183-2153, hardy.pfanz@uni-due.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).