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27.02.2018 12:55

HoF-Publikationen: Konfessionelles Bildungs- und Berufsbildungswesen in der DDR

Kerstin Martin Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Weithin unbekannt ist, dass es in der DDR ein nichtstaatliches Bildungswesen gab, das von Kirchen und Religionsgemeinschaften unterhalten wurde. Das Institut für Hochschulforschung (HoF) Halle-Wittenberg bereitet seit 2016 diese Parallelwelt im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung dokumentarisch auf. Zwei Publikationen sind in diesem Rahmen jüngst erschienen: zum Vorschul- und Schulbereich und zum Berufsbildungswesen.

    Der Elementarbereich umfasste 1989 383 Kindergärten (275 ev., 142 kath.), was einem Anteil von drei Prozent an allen Kindergärten entsprach, sowie 1987 41 Kinderheime (19 ev., 22 kath.), was im Vergleich zu 1952 eine Reduzierung um 73 Prozent bedeutete.
    Konfessionelle Oberschulen existierten im Laufe der DDR-Jahrzehnte nur drei, wobei lediglich eine – die katholische St. Theresien-Oberschule Berlin – über die gesamte Zeit hin bestand. Ersatzweise zu den dann überwiegend nicht mehr existierenden christlichen Schulen unterhielt die katholische Kirche vier Knabenkonvikte, d.h. Internatseinrichtungen, in denen die Schüler ihre außerschulische Zeit verbrachten und gestalteten. Bis Ende der 50er Jahre konnte in den staatlichen Schulen noch (außerhalb des regulären Stundenplans) Religionsunterricht durch die Kirchen erteilt werden. Dann wurde dies unmöglich gemacht, so dass der Religionsunterricht fortan in den Gemeinden erteilt werden musste.
    Proseminare und Vorkurse dienten zum einen der Erlangung einer christlich-humanistischen Allgemeinbildung, ggf. inklusive Alter Sprachen und eines kirchlichen Abiturs, um anschließend ein Theologiestudium aufnehmen zu können. Dies fand im evangelischen Bereich an elf, im katholischen an fünf Einrichtungen statt. Zum anderen gab es vordiakonische Kurse (ev.) bzw. Aspiranturen (kath.), die allgemeinbildend waren und auf eine kirchliche Berufsausbildung vorbereiteten. Diese Kurse wurden an 50 evangelischen, 30 katholischen sowie zwei freikirchlichen Einrichtungen durchgeführt.
    Die Anzahl der Einrichtungen im schulischen und nebenschulischen Bereich ohne Kindergärten und -heime summierte sich auf 101.
    Berufliche Erstausbildungen und postsekundare Fachschulausbildungen wurden von insgesamt 97 Einrichtungen (1989: 72) verantwortet. Sie boten für 37 Berufe 206 Ausbildungsmöglichkeiten.
    Dabei ließen sich eindeutige Schwerpunkte identifizieren: Die mit Abstand meisten Ausbildungsmöglichkeiten hat es im Pflegebereich gegeben (46 %). Es folgten Berufe für Gemeindetätigkeiten (23 %). Nahezu gleichauf lag die Kinder- und Jugendarbeit (21 %, wobei ein Teil der dazu gehörenden Berufe gleichfalls Gemeindetätigkeiten waren). Schließlich gab es auch eine relevante Anzahl an Ausbildungen für den Verwaltungs- und Versorgungsbereich (10 %).
    Die Geschichte der kirchlichen Bildungseinrichtungen in der DDR war eine höchst wechselhafte. Hatte die sowjetische Besatzungsmacht in der unmittelbaren Nachkriegszeit vergleichsweise großzügig die Wieder- und Neueröffnung von kirchlichen Ausbildungseinrichtungen genehmigt, so versuchte die staatliche Seite in den 50er Jahren, Kirchen und Diakonie aus bildungsrelevanten Bereichen auszugrenzen. Im Fortgang der Jahre waren seitens der Kirchen beständig Prozesse des Aushandelns zu betreiben, um die Ausbildungen abzusichern.

    Uwe Grelak/Peer Pasternack: Konfessionelles Bildungswesen in der DDR: Elementarbereich, schulische und nebenschulische Bildung, Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2017, 102 S.; auch unter http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_104.pdf

    Uwe Grelak/Peer Pasternack: Das kirchliche Berufsbildungswesen in der DDR, Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2018, 176 S.; auch unter http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_105.pdf

    Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
    Uwe Grelak, uwe.grelak@hof.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de/publikation/konfessionelles-bildungswesen-in-der-ddr...
    http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_104.pdf
    http://www.hof.uni-halle.de/publikation/das-kirchliche-berufsbildungswesen-in-de...
    http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_105.pdf


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    Grelak/Pasternack: Konfessionelles Bildungswesen in der DDR: Elementarbereich, schulische und nebenschulische Bildung
    Grelak/Pasternack: Konfessionelles Bildungswesen in der DDR: Elementarbereich, schulische und nebens ...

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    Grelak/Pasternack: Das kirchliche Berufsbildungswesen in der DDR
    Grelak/Pasternack: Das kirchliche Berufsbildungswesen in der DDR

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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