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02.03.2018 09:49

„Winterschläfer-Nachzügler“ wachsen schneller, vertrauen auf Powernapping und haben mehr Sex

Mag.rer.nat. Georg Mair Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Junge Winterschläfer müssen viel Energie in das Wachstum und den Fettaufbau vor dem ersten Winter investieren. Nachzügler könnten dabei einen zeitlichen Nachteil haben. Das kompensieren sie aber, indem sie schneller wachsen und häufiger ein Powernapping einlegen. Das zeigte nun eine Studie der Vetmeduni Vienna an Gartenschläfern. Sie pflanzen sich außerdem häufiger fort als früher geborene Tiere. Der Preis könnte allerdings eine geringere Lebenserwartung sein. Die Studie verbessert das Verständnis wie jahreszeitlich geprägte Tiere von Geburt an auf Umweltbedingungen reagieren und wie sich das auf das Erwachsenenalter und womöglich zukünftige Generationen auswirkt. Publiziert in eLife.

    Das Leben von Winterschläfern, wie dem Gartenschläfer (Eliomys quercinus), ist vom jahreszeitlichen Wechsel geprägt. Ihre Fortpflanzungsphase, fällt in die Sommermonate. Die kalte Jahreszeit überdauern sie im Winterschlaf ohne Nahrungsaufnahme. Um dies zu überleben, müssen sich besonders Jungtiere genug Fettreserven zulegen, gleichzeitig aber auch ausreichend Energie in ihr Wachstum investieren. Für erst spät im Jahr geborene Tiere könnte dies eine große Herausforderung sein, da sie weniger Zeit bis zum Winterschlaf haben.

    Wie die Nachzügler dies kompensieren können und welche Auswirkungen sich dadurch etwa auf die Fortpflanzung im Folgejahr ergeben, enthüllten nun WissenschafterInnen des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna. Ein Vergleich früh und spät geborener Gartenschläfer zeigte, dass letztere ihr Leben beschleunigen, Sie wachsen schneller, legen schneller Fett an und vermehren sich im Folgejahr häufiger. Dazu vertrauen Spätgeburten auf mehr stundenweise „Energiespar-Nickerchen“, den sogenannten Tagestorpor. Über dessen Nutzung bei Jungtieren sowie dessen Bedeutung in Abhängigkeit der Geburtszeit war bislang kaum etwas bekannt.

    Überleben dank schnellerem Wachstum und mehr Powernapping

    Dafür analysierte das Forschungsteam Wachstumsrate sowie Gewichtszunahme von zwei Gruppen zu je 18 weiblichen Gartenschläfern, die entweder früh im Jahr (Mai) oder später (August) geboren wurden, und wie sie Energiesparstrategien nutzten. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Nutzung von „Powernaps“, dem sogenannten Tagestorpor. „Dabei handelt es sich nicht um einfaches Nickerchen, sondern wie beim Winterschlaf um einen Zustand bei dem ein Großteil der Körperprozesse heruntergefahren wird, um Energie zu sparen“, erklärt Erstautorin Britta Mahlert. Im Gegensatz zum Winterschlaf halten die Tiere hierbei aber lediglich ein stundenweises „Energiespar-Nickerchen“.

    Die Nutzung des Tagestorpors war, speziell im Zusammenhang mit dem Geburtszeitpunkt, bislang kaum erforscht. „Unsere Studie zeigte nun, dass dieses Powernapping vor allem eine Strategie der Nachzügler ist“, so Mahlert. Diese passt auch zu den Unterschieden, die das Team bei der Wachstumsrate und der Gewichtszunahme feststellen konnte. Bis zum ersten Winterschlaf wuchsen die später geborenen Tiere doppelt so schnell als die im Mai geborenen Tiere. Sie sammelten auch zweimal schneller Fettreserven an, erreichten dadurch aber nicht dasselbe Körpergewicht. „Nach der intensiven Wachstumsphase, nutzten die Nachzügler häufiger und länger den Tagestorpor und reduzierten damit ihre Aktivitätszeit stärker je näher der Winterschlaf rückte“, erklärt Mahlert. Und auch wenn sie nicht das Körpergewicht wie die früher geborenen Tiere erreichten, überlebten trotzdem alle Tiere.

    Beschleunigtes Leben und eine höhere Fortpflanzungsrate womöglich auf Kosten der Lebenszeit?

    Im darauffolgenden Frühjahr konnten die Forscher außerdem noch einen Unterschied bei der Fortpflanzungsrate feststellen. „Die spät geborenen Weibchen vermehrten sich mehr als die, die früher zur Welt kamen“, erklärt Studienleiter Sylvain Giroud. Aus anderen Studien gibt es Hinweise darauf, dass ein schnelles Wachstum auch Nachteile mit sich bringen kann. Den Tieren könnte es das eine oder andere Lebensjahr kosten und damit den Lebenszeit-Fortpflanzungserfolg mindern. „Die Ergebnisse der aktuellen Studie lassen durch das insgesamt beschleunigte Leben von spätgeborenen Winterschläfern auf einen ähnlichen Effekt schließen“, so Giroud.

    Diesen Zusammenhang wird das Forschungsteam in einer Folgestudie analysieren. „Mit dem beschleunigten Wachstum und der energiesparenden Torpornutzung konnten die Nachzügler ihren Nachteil zum ersten Winterschlaf hin ausreichend kompensieren. Nun gilt es für uns aber die Spätfolgen hinsichtlich des Fortpflanzungserfolgs während der gesamten Lebenszeit zu untersuchen. Würden die verwendeten Strategien, wie schnelles Wachstum und häufige Torpornutzung, ausschließlich Vorteile mit sich bringen, wäre zu erwarten, dass auch die früh geborenen Individuen vermehrt von diesen Strategien Gebrauch machen. Dass sie dies nicht tun, lässt auf Nachteile schließen, die sich vielleicht erst später im Leben bemerkbar machen, so Mahlert und Giroud.

    Service
    Der Artikel „Implications of being born late in the active season for growth, fattening, torpor use, winter survival and fecundity von Britta Mahlert, Hanno Gerritsmann, Gabrielle Stalder, Thomas Ruf, Alexandre Zahariev, Stéphane Blanc und Sylvain Giroud wurde vom Journal elife publiziert.
    https://elifesciences.org/articles/31225

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Die Vetmeduni Vienna spielt in der globalen Top-Liga mit: 2017 belegt sie den exzellenten Platz 8 im weltweiten Shanghai-Hochschulranking im Fach „Veterinary Science“. http://www.vetmeduni.ac.at

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Sylvain Giroud, PhD
    Abteilung für Ökophysiologie und Populationsökologie
    Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-7135
    sylvain.giroud@vetmeduni.ac.at

    und
    Britta Mahlert
    Abteilung für Ökophysiologie und Populationsökologie
    Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    brittamahlert@gmx.de

    Aussender:
    Mag.rer.nat. Georg Mair
    Wissenschaftskommunikation / Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-1165
    georg.mair@vetmeduni.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinformatione...


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    Die Nachzügler von Winterschläfern wachsen schneller, legen doppelt so schnell Fett an und haben eine höhere Fortpflanzungsrate nach dem ersten Winterschlaf.
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    Sylvain Giroud
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    Dabei vertrauen spätgeborene Gartenschläfer häufiger auf Powernapping, den Tagestorpor, um Energie zu sparen.
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    Sylvain Giroud
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die Nachzügler von Winterschläfern wachsen schneller, legen doppelt so schnell Fett an und haben eine höhere Fortpflanzungsrate nach dem ersten Winterschlaf.


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    Dabei vertrauen spätgeborene Gartenschläfer häufiger auf Powernapping, den Tagestorpor, um Energie zu sparen.


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