Deutsche Bundesstiftung Umwelt gab Preisträger bekannt
Professor Dr. Claus Mattheck, Leiter der Abteilung Biomechanik im Institut für Materialforschung des Forschungszentrums Karlsruhe, erhält den Deutschen Umweltpreis 2003 für sein wissenschaftliches Gesamtwerk. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt würdigt damit "die Pionierleistungen, die Mattheck national wie international als Dolmetscher der Sprache der Natur in technische Produkte sowie für den Baumschutz erbracht hat". Der mit 500 000 Euro höchstdotierte Umweltpreis Europas wurde wie in den Jahren zuvor an einen Wissenschaftler und eine Persönlichkeit aus der Industrie vergeben, die jeweils die Hälfte der Preissumme erhalten. Die zweite Preishälfte erhielt Hermann Josef Schulte aus Menden, Geschäftsführer der HJS Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG. Der Preis wird am 26. Oktober in Osnabrück durch Bundespräsident Johannes Rau überreicht.
"Matthecks überragende Leistung besteht darin, die Lücke zwischen Technik und Natur überbrückt zu haben", betont Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. "Claus Mattheck verkörpert den modernen Umweltschutz, der sich der Nachhaltigkeit im ursprünglichen Sinne verpflichtet und neue Wege aufdeckt."
Vor allem drei Punkte werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in den Vordergrund gestellt:
* Die Vorreiterrolle von Claus Mattheck bei der Überführung biologischer Prozesse in technische Produkte. So wurden Prinzipien des Baum- und Knochenwachstums auf Computerprogramme zur Konstruktion technischer Bauteile übertragen, was bei geringstem Materialeinsatz langlebige und ultraleichte Bauteile ermöglicht.
* Mattheck hat Methoden entwickelt, um aus der Körpersprache der Bäume Rückschlüsse auf die Verkehrssicherheit von Bäumen zu ziehen. Damit kann das unnötige Fällen von Bäumen genauso vermieden werden wie das Belassen von gefährlichen Bäumen im Verkehr. Die Methode wird mittlerweile in vielen Ländern rund um den Globus angewandt, ist von der Rechtsprechung voll akzeptiert und war im Mai diesen Jahres auch Anlass, Professor Mattheck die Ehrenmitgliedschaft der Urban Tree Diagnosis Association, Japan, zu verleihen.
* Besonderen Wert legte Mattheck auf die Vermittlung der Wissenschaft in die Gesellschaft. Seine Zielgruppe reicht vom Richter bis zum Baumpfleger und mit seinem neuesten Buch "Warum alles kaputt geht" vom Klempnerlehrling bis zum Konstruktionsleiter. Vor allem aber schreibt er für Kinder und Jugendliche. Die trockene wissenschaftliche Materie vermittelt Mattheck durch - inzwischen weltweit publizierte -Wissenschaftscartoons und ebenso lehrreiche wie witzige Vorträge.
"Ich freue mich mit Claus Mattheck über den Deutschen Umweltpreis 2003 und gratuliere ihm herzlich", erklärt Professor Dr. Manfred Popp, der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Karlsruhe. "Der Preis ist eine Krönung seiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit. Der Preis ist aber auch eine weitere Bestätigung der Qualität der Arbeiten des Forschungszentrums im Bereich Umwelt, denen eine internationale Gutachterkommission gerade höchstes wissenschaftliches Niveau attestiert hat."
Lebenslauf Professor Dr. Claus Mattheck
geb. 11.11.1947 in Dresden
ab 1967 Physikstudium in Dresden
1973 Promotion in Jena in Theoretischer Physik (Wärmeleitung in Halbleitern)
1974 bis 1976 politischer Häftling im Zuchthaus Cottbus wegen Fluchtversuches (Arbeiten über Blutströmung in der Placenta zusammen mit einem mitgefangenen Frauenarzt)
1976 Assistent am Physiologischen Institut der Universität Essen
1977 bis 1978 Assistent im Fachbereich Mechanik der Universität Paderborn (Bruchmechanik)
1978 bis 1980 Berechnungsingenieur bei BBC Mannheim (Strukturdynamik)
ab 1980 Forschungszentrum Karlsruhe (damals Kernforschungszentrum), Gruppenleiter für Schadenskunde im Institut für Materialforschung (Bruchmechanik)
1985 Habilitation im Fach Schadenskunde an der Universität Karlsruhe
ab 1985 Leiter der Abteilung Biomechanik im Forschungszentrum Karlsruhe
Vorlesungen über Biomechanik in Karlsruhe als apl. Professor
Nebenamt: Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für "Ermüdungsbrüche mechanischer Bauteile" sowie für "Mechanik und Bruchverhalten der Bäume und Phänomenologie der Holzzersetzung durch Pilze"
Ca. 230 Fachpublikationen, 12 Buchveröffentlichungen, ca. 13 Patente
1991: 3. Wissenschaftspreis der Stiftung Industrieforschung
1992: 2. Literaturpreis für Technikpublizisten der Karl-Theodor-Vogel-Stiftung
1993: Georg Winter Award of the European Society of Biomaterials
1997: Honorary Membership of the International Society of Arboriculture (England - Ireland Chapter) für die Entwicklung der VTA-Methode zur Baumdiagnose
1998: Wissenschaftspreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gestiftet von der Gottlieb-Daimler und Karl-Benz-Stiftung
1998: Chadwick Award of Arboricultural Research of the International Society of Arboriculture
1999: Henry Ford European Conservation Award (Umwelttechnologie)
1999: Inge und Werner Grüter-Preis für Wissenschaftspublizistik
2002: Annual Award of the Arboricultural Association England
2003: Honorary Membership of the Urban Tree Diagnosis Association, Japan
Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.
Joachim Hoffmann 17. September 2003
Das Farbfoto senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu (Telefon 07247 82-2861).
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik, Maschinenbau, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).