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14.03.2018 08:00

Mehr Rendite: Quereinsteiger sind bessere Fondsmanager – in ihrer Ex-Branche

Florian Klebs Hochschulkommunikation
Universität Hohenheim

    Ein Bruch im Lebenslauf kann von Vorteil sein: Ökonomin der Universität Hohenheim untersucht Erfolg von Fondsmanagern / Chancen auch für Privatinvestoren

    Ein Arzt wechselt die Branche, wird Fondsmanager – und hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Kollegen: Bei Pharma-Aktien erzielt er deutlich höhere Renditen. Prof. Dr. Monika Gehde-Trapp, Ökonomin an der Universität Hohenheim in Stuttgart, hat gemeinsam mit Kollegen von der Universität zu Köln und der Mason School of Business in den USA Fondsmanager mit Brüchen in Lebensläufen untersucht und festgestellt, dass die Quereinsteiger in ihren Erfahrungsindustrien besonders gut abschneiden. Eine Erkenntnis, die sich auch Fondsgesellschaften und Privatanleger zunutze machen könnten. Die Studie wird demnächst im Journal „Review of Financial Studies“ erscheinen.

    Sie waren Ingenieure, Ärzte oder Getränke-Hersteller, bevor sie die Branche wechselten: Rund zehn Prozent der Fondsmanager haben vor ihrer Karriere bei den Fondsgesellschaften in völlig anderen Berufen gearbeitet. Ob ihnen diese Vorerfahrungen bei der Auswahl der Aktien nützlich sind, diese Frage stellte sich Prof. Dr. Monika Gehde-Trapp, Leiterin des Fachgebiets Risikomanagement an der Universität Hohenheim und Research Fellow am Centre for Financial Research (CFR) in Köln, zusammen mit ihren Kollegen.

    Das Ergebnis ihrer Untersuchung: Ja, die Quereinsteiger sind die besseren Fondsmanager – wobei sich dies allerdings auf ihre spezielle Erfahrungsindustrie beschränkt. „Ein ehemaliger Arzt wählt zum Beispiel Pharma-Aktien mit einer deutlich höheren risikoadjustierten Performance aus“, hält Prof. Dr. Gehde-Trapp fest.

    Quereinsteiger erzielen höhere Renditen in ihrer Erfahrungsindustrie

    Für ihre Studie haben die Forscher Fondsmanager gesucht, die als Einzelmanager für Investmentfonds verantwortlich sind, so dass die erzielten Renditen direkt der Person zuzuordnen sind. Sie durchforsteten das Internet, auch die sozialen Medien, nach Lebensläufen dieser Personen und fanden bei rund einem Zehntel einen Bruch im Lebenslauf.

    „In die nähere Betrachtung kamen so letztlich 130 Personen, die für einen repräsentativen Querschnitt der US-Aktienfonds tätig sind und zuvor in 30 verschiedenen Branchen tätig waren“, erläutert Prof. Dr. Gehde-Trapp.

    „Um zu prüfen, ob etwa der ehemalige Arzt Pharmaaktien besser auswählen kann, haben wir nicht mit Kollegen verglichen, die schon immer im Fondmanagement tätig waren. Denn es könnte auch sein, dass jemand, der solch einen Branchen-Wechsel schafft, insgesamt hohe individuelle Fähigkeiten besitzt“, gibt Prof. Dr. Gehde-Trapp zu bedenken. „Stattdessen untersuchten wir, ob er im Pharmabereich besser abschneidet als zum Beispiel bei Automobilaktien.“ Das sei eindeutig der Fall, so die Expertin. „In anderen Sektoren schneiden die Quereinsteiger jedoch genauso gut ab wie die anderen Kollegen.“

    Fondsgesellschaft kann Knowhow der Quereinsteiger nutzen

    Für die Fondsgesellschaften birgt das Chancen, sie können dieses spezielle Wissen nutzen: „Wir haben festgestellt, dass die Quereinsteiger in einem Team Trendsetter sein können. Denn wenn der Arzt Pharmaaktien kauft oder abstößt, folgen die Kollegen nach einer Weile seinen Empfehlungen“, berichtet Prof. Dr. Gehde-Trapp.

    Die Fondsgesellschaft könnte damit die Gesamt-Performance verbessern. „Vor allem bei Sektorfonds kann man sicherlich mit einer Steigerung der Rendite rechnen, wenn ein solcher Spezialist im Team ist.“

    Gewinnchancen für Privatleute

    Auch für Privatinvestoren hat Prof. Dr. Gehde-Trapp einen Tipp parat: „Die Investitionen der Fonds werden veröffentlicht – und dann kann jeder Verbraucher das Portfolio dieser speziellen Fondmanager nachbilden. Wenn man diese Aktien ein Jahr hält, stehen die Chancen für eine gute Performance recht gut.“

    Eine Einschränkung gibt die Expertin jedoch mit auf den Weg: „Unsere Analyse bezieht sich ausschließlich auf professionelle Fondsmanager.“ Wenn Privatleute in Branchen investieren, in denen sie noch beruflich tätig sind, sei das Ergebnis meist sehr schlecht. Sie glauben, sich auszukennen, seien aber zu wenig selbstkritisch. „Wenn also der Arzt noch als Arzt arbeitet, dann sollte man lieber nicht auf seine Investment-Tipps bauen“, warnt Prof. Dr. Gehde-Trapp.

    Publikation

    Cici, Gjergji, Gehde-Trapp, Monika, Göricke, Marc-André and Kempf, Alexander (2018): The Investment Value of Fund Managers' Experience outside the Financial Sector. Review of Financial Studies (forthcoming)

    Weitere Informationen
    http://fin-matters.com/wp-content/uploads/2018/03/Industry-Experience.pdf

    Kontakt für Medien:
    Prof. Dr. Monika Gehde-Trapp, Universität Hohenheim, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Risikomanagement
    T 0711 459 24740, E monika.gehde-trapp@uni-hohenheim.de

    Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
    https://www.uni-hohenheim.de/presse

    Text: Elsner


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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