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18.09.2003 09:31

TUD wesentlich am Deutschen Jugendgesundheitssurvey beteiligt

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Forschungsteam befragt im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 23.000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland zu ihrer gesundheitlichen Lage.

    Insgesamt haben vier deutsche Forschungsteams am Jugendgesundheitssurvey mitgewirkt. Für das interdisziplinäre Forscherteam der TUD hat Prof. Wolfgang Melzer von der Fakultät Erziehungswissenschaften die Leitung übernommen.

    Wie gesund sind unsere Kinder, welche Faktoren begünstigen Krankheiten, welche protektiven Faktoren lassen sich benennen und welche Konsequenzen müssen für die Prävention und Gesundheitsförderung daraus gezogen werden? Dies sind Fragen, auf die der erste deutsche Jugendgesundheitssurvey, an dem auch der Freistaat Sachsen beteiligt war, Antworten gibt.

    Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland empfinden ihren Lebensalltag als anstrengend und sehen sich täglich den verschiedensten hohen Anforderungen in ihrer Umwelt ausgesetzt. Sie reagieren darauf z. B. mit physischen und psychosomatischen Krankheitsbildern sowie emotionalen Störungen. Die Ergebnisse belegen, dass davon in Deutschland fast jedes fünfte Kind oder Jugendlicher betroffen ist. Fast immer berichten Mädchen häufiger als Jungen über diese Symptome. Zudem leiden viele Kinder und Jugendliche unter wiederholten und multiplen psychosomatischen Beschwerden (wie z. B. Kopf- und Bauchschmerzen oder Einschlafstörungen).

    Der allgemeine Gesundheitszustand und die körperliche Befindlichkeit wird von 85% der Jugendlichen nach wie vor als relativ gut eingeschätzt. Allerdings lassen die Fragen nach differenzierteren Problembildern eine andere Einschätzung zu: Allergische Erkrankungen haben nach den Ergebnissen in den letzten Jahren weiter zugenommen, davon sind laut Jugendgesundheitssurvey über ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen betroffen. Jeweils 7% leiden z. B. unter den schweren Erkrankungen Asthma und Neurodermitis. Weiterhin konnten 7% der Jugendlichen als übergewichtig klassifiziert werden. Das Gesundheitsempfinden ist bei Jugendlichen mit Gewichtsproblemen schlechter als bei den Normalgewichtigen.

    Große Sorge bereitet dem Forschungsteam auch der steigende Konsum von Zigaretten und Alkohol. In den neunten Klassen rauchen 26% der Jungen und 29% der Mädchen täglich. Unter den 15-jährigen in Deutschland trinkt ein Viertel der Mädchen und mehr als ein Drittel der Jungen regelmäßig Alkohol, obwohl sie noch unter dem gesetzlichen Mindestalter für den Erwerb alkoholischer Getränke sind. Noch vor vier Jahren lagen die Werte deutlich niedriger. Die Wissenschaftler führen diese Entwicklung auch auf die neuen Mixgetränke zurück, die mit intensiver Werbung am Markt durchgesetzt werden.

    Während die Jugendlichen mit dem sozialen Klima in ihren Familien überwiegend zufrieden sind, empfinden sie sehr hohe Belastungen durch die Schule. Viele der Jugendlichen fühlen sich überfordert und machen sich große Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Arbeitsklima und Beziehungsstile in den Schulen haben erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Kommt es zu dauerhaften Spannungen und Konflikten, steigen die Werte für psychosomatische Beschwerden. Besonders die von den Schülern eingeschätzte Unterrichtsqualität, die Unterstützung durch Mitschüler und die Schulfreude erweisen sich als kritisch. Empfinden die Schülerinnen und Schüler die Atmosphäre in der Schule als angespannt und unbefriedigend, dann weichen sie häufig in aggressives Verhalten oder in vermehrten Alkoholkonsum aus.

    Ursache der sich verschlechternden Gesundheitssituation von Heranwachsenden sind nach Auffassung des Wissenschaftlerteams die zunehmenden Belastungen durch schulische Anforderungen, die z. T. auch im Zusammenhang mit den verunsichernden Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie PISA stehen.

    Die Analysen des bisher erstmalig in Deutschland vorliegenden Jugendgesundheits-surveys sollen die Grundlage für die Verbesserung von Gesundheitsbildung und Gesundheitserziehung an Schulen und Jugendeinrichtungen in Deutschland bilden.
    Insgesamt sind in Deutschland 23.000 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 17 Jahren aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen und Berlin befragt worden.

    Das sächsische Forschungsteam um Prof. Wolfgang Melzer hatte bereits Anfang des Jahres den sächsischen Untersuchungsteil als Forschungsbericht vorgelegt, dessen Daten jetzt in den vorliegenden deutschen Gesamtbericht einflossen. Die darin veröffentlichten Ergebnisse sind Tendenzaussagen, die für alle Bundesländer mehr oder weniger zutreffen und zeigen, dass Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung in Schulen dringliche Ziele sind. Erste Schritte dazu wurden bereits mit der Einrichtung eines Projektverbundes "Gesundheitsfördernde Schule in Sachsen" eingeleitet. An dem Vorhaben, das in 10 - 12 Modellschulen beginnen soll, sind drei Ministerien, eine Reihe von Krankenkassen, die Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung und die Technische Universität Dresden mit der wissenschaftlichen Begleitung beteiligt.

    Informationen für Journalisten: www.tu-dresden.de/erzwisg/spsf/
    Sabine Zubrägel, Tel. 0351 463-33696,
    E-Mail: sabine.zubraegel@mailbox.tu-dresden.de.

    Für Belegexemplare des Jugendgesundheitssurvey wenden Sie sich bitte an den Juventa Verlag: Frau Biernatzki, Fax 06201 92013, E-Mail: biernatzki@juventa.de


    Weitere Informationen:

    http://www.tu-dresden.de/erzwisg/spsf/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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