Infektionen, die während einer Frühgeburt auftreten, können das kindliche Gehirn massiv schädigen. Helfen könnten einfache kortisonähnliche Stoffe, z. B. Dexamethason. Zu diesem Ergebnis kommt die RUB-Forscherin Dr. Beatrix Feldhaus in Laborexperimenten. Diese geben wichtige Hinweise über Ursachen und Entstehung von frühgeburtlichen Hirnschäden und bilden die Grundlage für ein internet-basiertes Netzwerk sechs deutscher Universitätskliniken. Ziel ist, die Erkenntnisse in die Klinik zu übertragen.
Bochum, 19.09.2003
Nr. 294
Hirnschäden bei Frühgeburten vermeiden
Kortisonähnliche Stoffe schützen am besten
RUB-Forscherin liefert grundlegende Laborergebnisse
Infektionen, die während einer Frühgeburt auftreten, können das kindliche Gehirn massiv schädigen: Jährlich sind ca. 1.000 Kinder in Deutschland davon betroffen, die Kosten pro Geburtenjahrgang belaufen sich auf schätzungsweise eine Milliarde Euro für die Solidargemeinschaft. Helfen könnten einfache kortisonähnliche Stoffe, z. B. Dexamethason. Zu diesem Ergebnis kommt die RUB-Forscherin Dr. Beatrix Feldhaus (Molekulare Biochemie) in Laborexperimenten. Diese geben wichtige Hinweise über Ursachen und Entstehung von frühgeburtlichen Hirnschäden und bilden die Grundlage für ein internet-basiertes Netzwerk sechs deutscher Universitätskliniken. Ziel ist es, die Erkenntnisse in die Klinik zu übertragen.
Abbildungen im Internet
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http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2003/msg00294.htm
"Best of the Best"
Für ihre Ergebnisse erhielt Beatrix Feldhaus im Juli 2003 den Wissenschaftspreis in der Kategorie "Best of the Best" der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie sind Teil der medizinisch-biochemischen Dissertation, die Feldhaus kurz zuvor an der Frauenklinik des Knappschaftskrankenhauses und am Lehrstuhl für molekulare Neurobiochemie der RUB (Betreuer: Prof. Dr. Rolf Heumann, Prof. Dr. Richard Berger) abgeschlossen hatte.
Die Ursache für motorische Störungen
Im Labor untersuchte Feldhaus den Einfluss so genannter entzündlicher Zytokine auf eine Zellpopulation, die Oligodendrocyten-Vorläuferzellen. Die Stoffgruppe der Zytokine spielt bei Infektionen eine zentrale Rolle. Auch bei frühgeborenen Kindern, die an der Periventrikulären Leukomalazie (PVL) erkranken, könnten sie beteiligt sein. Die PVL ist durch eine Schädigung der weißen Hirnsubstanz gekennzeichnet, die aus Oligodendrocyten besteht. Bei Patienten mit einem frühkindlichen Hirnschaden ist der Zytokin-Anteil im Blutkreislauf erhöht. Vermutlich schädigen die Zytokine die Zellen der weißen Hirnsubstanz, bevor diese ausgereift sind. In ihrem ausgereiften Stadium bilden sie das isolierende Myelin: Es ist entscheidend, damit das Nervensystem normal funktionieren kann - seine isolierenden Eigenschaften erhalten die hohe Geschwindigkeit, mit der Nervensignale weitergeleitet werden, aufrecht. Ist die Anzahl an reifen Oligodendrocyten zu gering, treten bei den betroffenen Patienten starke funktionelle Defizite auf, z. B. motorische Störungen.
Fünf Mal mehr gesunde Zellen
Für ihre Experimente nutze Feldhaus Zellkulturen aus Oligodendrocyten-Vorläuferzellen von Ratten. Die Forscherin konnte zeigen, dass die entzündlichen Zytokine "Tumor Nekrose Faktor alpha" und "Interferon gamma" einen extrem starken Zellverlust verursachten. Die wenigen Zellen, die überlebten, waren zudem nicht in der Lage zu reifen und Myelin zu bilden. Feldhaus testete anschließend drei verschiedene Kortikoide, von denen Dexamethason den besten schützenden Effekt hatte: Sie behandelte eine Zellkultur gleichzeitig mit Zytokinen und Dexamethason, die Anzahl gesunder Zellen war fünf Mal höher als in der ungeschützten Zellkultur.
Positive Eigenschaften des Dexamethason
Die Ergebnisse der Studie von Beatrix Feldhaus sollen nun in weiteren Untersuchungen und Experimenten gefestigt werden. Dexamethason könnte in Zukunft entscheidend dazu beitragen, Risiko-Patienten zu behandeln und kindliche Hirnschäden zu vermeiden. Die Perinatalmedizin nutzt Kortikoide wie Dexamethason bereits seit längerem, um die Lungenreifung zu unterstützen. Aus anderen Zellkultursystemen ist ihr schützender Effekt zudem bekannt. Daher sind ihre Risiken und Nebenwirkungen für das ungeborene Kind weitgehend bekannt und gut abschätzbar.
Weitere Informationen
Dr. Beatrix Feldhaus, Lehrstuhl für Biochemie II - Molekulare Biochemie (Prof. Dr. Rolf Heumann), NC 7/169, Tel. 0234/32-26758, E-Mail: beatrix.feldhaus@rub.de
http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2003/msg00294.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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