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22.09.2003 10:46

Kunst & Wissenschaft im Wechselspiel mit der Polarnacht

Waltraud Riess Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Tim Otto Roth - Preisträger für digitale Photographie läutet auf Spitzbergen und in Magdeburg eine neue Runde seines Imachinationenprojektes ein

    Vom 24. bis 28. September findet an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die internationale Fachkonferenz "Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung" statt. (s. a. Pressemitteilung 146/2003 vom 12.09.2003).
    Zeitgleich beginnt am 24. September das Projekt "100 Tage - 100 Imachinationen" von Tim Otto Roth! Der zu den Newcomern zählende Medienkünstler setzt damit sein Projekt, das er im letzten Jahr parallel zur documenta 11 in Kassel begonnen hat, auf spektakuläre Weise fort. Den Auftakt zu seiner Recherche zur Natur numerischer Bilder bilden zwei Präsentationen eines täglich sich verändernden Bildes, das gleichzeitig auf Spitzbergen (Arktis) und in Magdeburg (Deutschland) in je unterschiedlicher medialer Darstellungsform zu sehen sein wird.

    Am Institut für Simulation und Graphik der Universität Magdeburg erscheinen die Imachinationen in Form einer 5 mal 7 Meter messenden digitalen Standbildprojektion anlässlich der erwähnten bildwissenschaftlichen Tagung. Roth erweitert damit den bildanalytischen Part des Projektes, indem er einen Großteil der 50 Redner dieses Mammutsymposiums über Interviews mit in die Bildreflexion einbindet. Im arktischen Ny Alesund auf Spitzbergen, der am nördlichsten gelegenen ganzjährig bewohnten menschlichen Siedlung, exemplifiziert Roth, wie weit die Frage, was denn nun ein digitales Bild sei, in der wissenschaftlichen Praxis gehen kann. Die Imachinationen erörtern in der Koldewey-Station des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung der Helmholtz-Gemeinschaft das Verhältnis von Daten und digitalen Bildern. Die für gewöhnlich an der Station gewonnenen atmosphärischen Daten verbleiben nämlich meist in ihrer Datenform und werden selten als Bilder visualisiert.

    Das Prinzip der Imachination liegt im Spannungsfeld zwischen Maschine und menschlicher Imagination. Roth versteht hierbei seine Bilder als eine Art visuellen Modellvorschlag, den er nicht nur im Kontext der Kunst, sondern nun auch in den Bereichen der Informationstechnologie und der Wissenschaft präsentiert. Jedes dieser Bilder entsteht aus der Überlagerung zweier aus senkrechten Verläufen bestehenden Mustern. Jeden Tag verändert sich das Bild um die Hälfte, indem eines der Verlaufsmuster - beruhend auf der Zahl Pi - wechselt. Da die einzelnen Bilder von einem Server aus dem Internet geladen werden, greift Tim Otto Roth auch das Prinzip der Vernetzung auf. Durch seinen delokalisierenden Eingriff, in dem er ein und dasselbe Bild gleichzeitig an mehreren Orten erscheinen lässt, weist er auf eine neue Qualität webbasierter Bilder hin: Deren potenzielle Ortlosigkeit.
    Seine Fragestellung setzt aber bereits mit einer simplen Intervention in die übliche Sichtweise digitaler Bilder ein: Ihm gelingt die Wandlung von einem Bildschirm in einen Bildrahmen. Tim Otto Roth formuliert so mit diesem Projekt das Prinzip der "Malerei jenseits der Malerei" in beeindruckender Weise neu. Seine Positionierung neben Künstlern der Farbfeldmalerei wie z.B. Ruprecht Geiger, Jesus Soto aber auch die Lichtkunst eines James Turrell wird durch diese Arbeit erneut unterstrichen. Ihm gelingt es hierbei, den Rahmen konventioneller medialer Zuordnungen zu sprengen. Gängige Diskurse wie "Kunst und Wissenschaft" oder "Fotografie und Malerei" erfahren eine Neuformulierung und durch die Reflexion digitaler Bildlichkeit eine wesentliche Erweiterung.

    Als umfangreiches Dokumentationsmedium ist Roths Imachinationenseite angelegt. Hier können über Webcams live die Erscheinungen der Imachinationen an den verschiedenen Standorten eingesehen werden. So kann z.B. über die nördlichste gelegene Webcam verfolgt werden, wie sich langsam über die 100 Tage hinweg im Hintergrund der Bildschirmpräsentation der Imachinationen die zur Polarnacht zunehmenden Dunkelperioden immer mehr der arktischen Landschaft bemächtigen. Roth lässt darüber hinaus die Untersuchungsergebnisse, die er größtenteils in Interviews mit Kooperationspartnern gewinnt, in Form von Sprachaufzeichnungen, Bildern, Videos und Texten auf der Projektseite mit einfließen.

    Spitzbergen und Magdeburg bilden nur den Auftakt. Insgesamt 12-14 jeweils 100-tägige sich monatlich überschneidende Zyklen verleihen dem Projekt eine Gesamtdauer von nunmehr 400 Tagen! Unter den teilnehmenden, auf mehrere Kontinente verteilten Institutionen aus Kunst, Wissenschaft und Informationstechnologien befinden sich u. a. so renommierte Einrichtungen wie das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe.

    Die Projektion ist vom 24. September bis 28. September 2003 an der Universitätsbibliothek auf dem Campus der Magdeburger Universität als großformatige Außenprojektion zu sehen und für die verbleibenden 95 Tage als kleinere doppelseitige Projektion im Eingangsbereich.

    Wir laden Sie jetzt bereits herzlich zur Besichtigung von "100 Tage - 100 Imachinationen" ein. Die Präsentationen in Magdeburg und an der Koldewey-Station auf Spitzbergen dauern bis zum 02. Januar 2004. Die beiden sich wandelnden Erscheinungsfelder können über die Projektseite unter www.imachination.net/next100 live via Webcams mitverfolgt werden.

    Weitere Informationen: press@imachination.net


    Weitere Informationen:

    http://www.imachination.net/next100


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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