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26.04.2018 12:54

Lebensqualität hat bei Senioren mit Diabetes Vorrang vor strenger Blutzuckereinstellung

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    In Deutschland ist die Hälfte aller Menschen mit Typ 2-Diabetes über 65 Jahre alt. In der Altersgruppe der über 85-Jährigen hat sogar jeder Fünfte einen Typ-2-Diabetes. Und mehr als 100.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes hierzulande sind mittlerweile älter als 70 Jahre. Viele von ihnen leiden an weiteren chronischen Erkrankungen und Funktionsstörungen. Biologisch ältere, multimorbide Menschen mit Diabetes benötigen spezielle Vorgehensweisen bei Zielplanung, Allgemeinmaßnahmen und Pharmakotherapie. Eine intensive Blutzuckersenkung wie bei jüngeren Betroffenen ist bei vielen Senioren nicht mehr sinnvoll. Darüber diskutieren die Teilnehmer des Diabetes Kongresses vom 9. - 12. Mai 2018 in Berlin.

    Hatten Menschen mit Diabetes Typ 1 vor Jahrzehnten noch eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als Stoffwechselgesunde, können sie heute, unter anderem dank technologischer Fortschritte in der Insulintherapie, ein hohes Alter erreichen. So mancher Patient lebt schon länger als 50 Jahre mit der chronischen Stoffwechselerkrankung. Auch die Zahl Älterer mit Diabetes Typ 2 nimmt stark zu, da immer mehr Menschen daran erkranken. „Dadurch stehen Ärzte, Diabetesberater und Pflegende vor neuen Herausforderungen“, sagt Kongresspräsident Univ.-Professor Dr. med. Jochen Seufert aus Freiburg. „Im Rahmen des Diabetes Kongresses stehen in mehreren Symposien individuelle und interdisziplinäre Therapieansätze bei geriatrischen Patienten im Mittelpunkt“.

    Der Erhalt der Selbstständigkeit und eine gute Lebensqualität sind bei älteren Diabetes-Patienten die wichtigsten Ziele. „Ein HbA1c-Wert von 6,5 bis 7,5 Prozent wie bei jüngeren Patienten sollte nur bei Senioren ohne Begleiterkrankungen angestrebt werden, die sich gesund fühlen und körperlich fit sind“, sagt Dr. med. Rahel Eckardt-Felmberg, Chefärztin der Klinik für Geriatrie am St. Joseph Krankenhaus Berlin. Bei älteren Senioren mit Begleiterkrankungen und einem erhöhten Hypoglykämie-Risiko sei dagegen ein Langzeitblutzuckerwert von 7,0 bis 8,0 Prozent ausreichend. Die größte Gefahr geht von Unterzuckerungen aus, von denen ältere Patienten häufiger betroffen sind als jüngere.

    „Hypoglykämien können das Gehirn dauerhaft schädigen, lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen und die Entstehung einer Demenz fördern“, warnt Dr. Eckardt-Felmberg. Jede Hypoglykämie-Episode verlängere bei älteren Patienten einen Krankenhausaufenthalt um 2,5 Tage, verdreifache das Risiko, dass sie währenddessen versterben und verdoppele das Sterberisiko im darauffolgenden Jahr. Die Vermeidung von Hypoglykämien ist für Geriater deshalb wichtiger als ein normnah eingestellter Blutzucker. Hochbetagte und gebrechliche Senioren sollten Blutzucker senkende Medikamente nur erhalten, wenn der HbA1C-Wert auf 8,0 bis 8,5 Prozent ansteigt oder zu Symptomen führt. „Ärzte sollten sich bei der Verordnung auf möglichst wenige Medikamente beschränken und solche einsetzen, die das Hypoglykämie-Risiko nicht zusätzlich erhöhen“, sagt Dr. Eckardt-Felmberg. „Zu aufwändige Therapieschemata erschweren die Therapietreue und können die Lebensqualität auch aufgrund von Neben- und Wechselwirkungen verschiedener Wirkstoffe massiv einschränken.“ Die Behandlung sollte daher so einfach wie möglich und nur so intensiv wie unbedingt nötig sein.

    Der 53. Frühjahrskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft findet vom 9. bis 12. Mai im CityCube Berlin statt. Alle Informationen zum Diabetes Kongress 2018 sind im Internet unter www.diabeteskongress.de zu finden.

    Terminhinweise für Journalisten:
    Vorab-Pressekonferenz zum Diabetes Kongress 2018:
    „Forschung, Digitalisierung, Aufklärung und Prävention – Innovative Wege im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes“
    Termin: Donnerstag, 3. Mai 2018, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 3
    Anschrift: Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardtstraße 55, 10117 Berlin

    Vorläufige Themen und Referenten:
    Diabetologie 2018: „Wissenschaft und klinischer Fortschritt – gemeinsam in die Zukunft“
    Univ.-Professor Dr. med. Jochen Seufert, FRCPE
    Kongresspräsident Diabetes Kongress 2018, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg

    Für mehr Qualität und Patientenautonomie: Digitale Medizinprodukte ebnen den Weg zu einer besseren Versorgung
    Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland
    Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum der RWTH Aachen

    "Glucose-Toxizität"
    Professor Dr. med. Andreas Pfeiffer
    Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetes und Ernährung, Charité – Campus Benjamin Franklin/Charité Universitätsmedizin Berlin, Leiter der Abteilung für Klinische Ernährung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke

    Mit #sugarwatch beim Diabetes Kongress 2018 aufklären und sensibilisieren: Erster Schülertag im Rahmen eines medizinischen Fachkongresses
    Dilek Kolat (angefragt)
    Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung der Stadt Berlin
    ________________________________________________________

    1. Kongress-Pressekonferenz anlässlich des Diabetes Kongresses
    53. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
    „Wissenschaft und klinischer Fortschritt – gemeinsam in die Zukunft“
    Termin: Donnerstag, 10. Mai 2018, 11.15 bis 12.15 Uhr
    Ort: Saal M4, Level 3, City Cube Berlin
    Anschrift: Haupteingang Messedamm, Messedamm 26, 14055 Berlin

    Themen und Referenten:

    Neue Perspektiven für multimorbide Patienten: Welche Therapieansätze eröffnen aktuelle kardiovaskuläre Endpunktstudien und neue Medikamente?
    Univ.-Professor Dr. med. Jochen Seufert, FRCPE
    Kongresspräsident Diabetes Kongress 2018, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg

    Wie lässt sich Lebensqualität messen?
    Patientenrelevanz als Maßstab für evidenzbasierte Medizin
    Professor Dr. med. Baptist Gallwitz
    Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Stellvertretender Direktor, Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Tübingen

    DiaDigital: Was bieten moderne Apps Menschen mit Diabetes?
    Sichtweisen von Arzt und Patient
    Dr. med. Matthias Kaltheuner
    Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft, niedergelassener Diabetologe, Leverkusen
    und
    Diana Droßel
    Stellvertretende Vorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Diabetesberaterin DDG

    Was leistet innovative Forschung in der Diabetologie?
    Junge Wissenschaft im Fokus: Preisträger 2018
    Dr. phil. Dominic Ehrmann
    Preisträger des DDG Förderpreises 2018, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim
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    2. Kongress-Pressekonferenz anlässlich des Diabetes Kongresses
    53. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
    „Digitalisierung in der Diabetologie: Wie viel Diabetes-Wissen steckt in unseren Daten?“
    Termin: Freitag, 11. Mai 2018, 11.15 bis 12.15 Uhr
    Ort: Saal M4, Level 3, City Cube Berlin
    Anschrift: Haupteingang Messedamm, Messedamm 26, 14055 Berlin
    Themen und Referenten:

    Wofür brauchen wir ein Nationales Diabetes-Register?
    Erkenntnisse aus der Versorgungsrealität von Menschen mit Diabetes
    Univ.-Professor Dr. med. Jochen Seufert, FRCPE
    Kongresspräsident Diabetes Kongress 2018, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg

    Arzt oder App: Wer hat künftig die Verantwortung für die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten?
    Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland
    Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum der RWTH Aachen
    und
    Professor Dr. Karl Broich, BfArM
    Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, Berlin

    Wer bekommt wann warum Diabetes?
    Mit Big Data personalisierte Diabetes-Prävention möglich machen
    Professor Dr. Dr. h.c. rer. nat. Martin Hrabĕ de Angelis
    Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München, Lehrstuhl für Experimentelle Genetik, Technische Universität München

    Patienten im Mittelpunkt der Digitalisierung:
    Wozu mir meine Daten wichtig sind?
    Bastian Niemeier, Betroffener mit Diabetes Typ 1

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Diabetes Kongress 2018
    Anne-Katrin Döbler/ Julia Hommrich/Stephanie Balz
    53. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931 423, Fax: 0711 8931-167
    hommrich@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.diabeteskongress.de
    http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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