Es ist an der Magdeburger Universität zu einer guten Tradition geworden, daß sich neu berufene Professoren sowohl ihren Fachkollegen als auch der interessierten Öffentlichkeit im Rahmen einer Antrittsvorlesung vorstellen. Gleich zwei Mathematiker werden am Freitag, dem 16. Oktober 1998, ihre Antrittsvorlesungen halten.
Prof. Dr. Robert Weismantel wird in seiner Vorlesung um 16.00 Uhr zum Thema "Testmengen in der Ganzzahligen Optimierung" sprechen. Ganzzahlige Optimierung ist ein Gebiet der Mathematik mit Schnittstellen zur Informatik, den Ingenieurwissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften. Aus mathematischer Sicht stellt sich das Grundproblem in der Ganzzahligen Optimierung folgendermaßen dar: Gegeben ist eine endliche Menge von Objekten. Jedem Element der Grundmenge ist ein Gewinn zugeordnet. Die Aufgabe besteht darin, unter komplizierten Einschränkungen an die auszuwählenden Elemente, eine Teilmenge der Grundmenge maximalen Gewinns zu finden.
An einem Beispiel wird Prof. Weismantel diese These abhandeln: Ein Bergsteiger sieht sich bei der Vorbereitung seiner Tour vor folgende Aufgabe gestellt: er soll aus einer Anzahl von Nahrungsmitteln eine Auswahl treffen, die eine Obergrenze an Gesamtgewicht nicht überschreitet, aber auch möglichst viele Kalorien enthält. Allein bei 100 Nahrungsmitteln käme der Bergsteiger Zeit seines Lebens niemals dazu, alle Varianten durchzuprobieren. Das macht deutlich, wie wichtig die Entwicklung effektiver Methoden ist. Diese Methoden beruhen auf strukturellen Untersuchungen polyedrischer Mengen und dem Studium von Testmengen d.h. ganzzahligen Erzeugendensystemen, die der Referent vorstellen wird.
Der Mathematiker wurde im Mai 1998 auf die Professur für Mathematische Optimierung der Magdeburger Universität berufen. Er promovierte und habilitierte erfolgreich an der TU Berlin und arbeitete bis zu seiner Berufung nach Magdeburg am Konrad-Zuse-Institut Berlin. 1997 wurde Prof. Weismantel mit dem Gerhard-Hess-Forschungspreis geehrt.
Um 17.00 Uhr beginnt die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Alexander Pott, der seine Antrittsvorlesung provokatorisch mit "Brauchen wir die (diskrete) Mathematik" betitelt.
Das Gebiet der Diskreten Mathematik hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein Grund dafür ist der zunehmende Einsatz von Computern oder, etwas allgemeiner, der digitalen Nachrichtenverarbeitung. Digital bedeutet dabei auch "Diskret": Es stehen nur wenige diskrete Symbole (häufig 0 und 1) zur Verfügung, um Daten darzustellen. In der Diskreten Mathematik werden mathematische Probleme untersucht, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung auftreten. In der Antrittsvorlesung wird Alexander Pott eine Fragestellung aus dem Bereich Mobilfunk darstellen, die gegenwärtig von großer praktischer Bedeutung ist. Es geht darum, wie möglichst viele Anwender gleichzeitig über einen einzigen Übertragungskanal kommunizieren können.
Prof. Pott ist seit April 1998 an der Magdeburger Universität und hat die Professur für Diskrete Mathematik inne. Nach dem Mathematikstudium in Gießen, der Promotion und einem Studienaufenthalt an der Universität Ohio, habilitierte sich der Mathematiker. Danach nahm er einen Ruf an der Universität Augsburg an.
Beide Vorlesungen finden im Raum 308, Gebäude G/Universitätscampus, statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist dazu herzlich eingeladen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie, fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte, Personalia, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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