idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.05.2018 11:00

Röntgenkongress: Atherosklerose der Beinarterien: Patienten profitieren von beschichteten Ballons

Nina Keil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

    Bei Patienten mit durch Atherosklerose bedingten Engstellen der Beinarterien können Ballonkatheter, die mit Medikamenten beschichtet sind, Komplikationen verhindern und die Anzahl erneuter Gefäßeingriffe reduzieren. Die innovativen beschichteten Ballonkatheter sollten deswegen dort, wo es möglich ist, eingesetzt werden.

    Eine Atherosklerose, also eine „Verkalkung“ arterieller Blutgefäße, gibt es nicht nur an den Herzkranzgefäßen. Auch die Arterien der Beine sind häufig von Atherosklerose betroffen. Mediziner sprechen dann von einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder PAVK. Sie wird im Volksmund manchmal auch „Schaufenster-Erkrankung“ genannt, weil die Patienten nur noch eine begrenzte Strecke schmerzfrei gehen können. Danach bleiben sie stehen und machen eine Pause, ähnlich wie ein Spaziergänger, der sich Schaufensterauslagen ansieht.

    Die PAVK ist überwiegend eine Erkrankung älterer Menschen: Jenseits des 70. Lebensjahrs ist etwa jeder Fünfte davon betroffen. Die meisten betroffenen Patienten lassen sich mit Hilfe von Katheter-Therapien gut behandeln: Die Engstellen werden mit einem Ballonkatheter erweitert. Das verbessert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Beins. Die Schmerzen nehmen ab, die schmerzfreie Gehstrecke wird länger.

    Weniger Restenosen und weniger erneute Eingriffe bei beschichteten Ballons

    Die traditionellen Ballonkatheter-Therapien haben allerdings einen gewichtigen Nachteil, erläutert Prof. Dr. Ulrich Speck vom Institut für Radiologie der Charité Berlin: „Bei jeder zweiten bis dritten der mit konventionellen Ballons aufgeweiteten Engstellen kommt es nach einer Ballondilatation im Laufe der Zeit zu Restenosen.“ Das heißt, die aufgeweiteten Arterien werden wieder weniger durchgängig, weil sich Zellen in der Blutgefäßwand vermehrt teilen und so den Gefäßinnenraum verengen. Viele Patienten merken das recht bald: Die Beschwerden, die nach der Katheter-Therapie verschwunden waren, kommen wieder.

    Es gibt aber einen Ausweg aus dieser Problematik: „Mit neueren Ballonkathetern, die mit Medikamenten beschichtet sind, lässt sich ein Großteil der Restenosen verhindern“, so Prof. Speck. Nicht jeder zweite bis dritte, sondern nur etwa jeder zehnte bis zwanzigste Patient, der mit einem medikamentenfreisetzenden Ballon behandelt wird, entwickelt eine Restenose. „Für die Patienten ist das ein enormer Fortschritt. Sie sind länger beschwerdefrei. Und sie benötigen seltener erneute Kathetereingriffe“, betont er anlässlich eines Überblicks zu medikamentenfreisetzenden Techniken bei der PAVK beim 99. Deutschen Röntgenkongress. Speck und seine Arbeitsgruppe an der Charité waren an der Entwicklung beschichteter Ballons für die Beinarterien maßgeblich beteiligt.

    „Der Patient kann nur gewinnen“

    Wie funktionieren die beschichteten Ballons? Auf der Oberfläche des Ballons befinden sich feine Körner des Medikaments Paclitaxel, das das Zellwachstum hemmt. Wird der Ballon aufgeblasen, werden die Medikamentenkörner in die Wand des Blutgefäßes gedrückt und verbleiben dort. Sie wirken dann über einen längeren Zeitraum hinweg auf die Zellen der Gefäßwand ein. Überschießendes Zellwachstum und damit Restenosen werden verhindert.

    Paclitaxel kommt eigentlich aus der Krebsmedizin. „Wir hatten deswegen anfangs die Sorge vor Nebenwirkungen“, so Speck. Das hat sich aber nicht bewahrheitet. Vielmehr löst sich Paclitaxel langsam auf und wirkt stark am Ort der Ballondilatation, nicht dagegen im restlichen Körper: „Mittlerweile wurden über 100.000 Patienten mit derartigen Ballons behandelt. Es gibt keine Hinweise auf relevante Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Beschichtung.“ Insbesondere bei Stenosen der Oberschenkelarterien scheint die Behandlung in vielen Fällen optimal: „Sie hat keine Nachteile, die Patienten können dadurch nur gewinnen“, so Speck.

    Vortrag auf dem 99. Deutschen Röntgenkongress
    Highlight 306
    Drug-eluting Techniken bei der pAVK: ein neuer Standard?
    Freitag, 11.05.2018 von 17:00 bis 18:30, Raum Eberlein
    17:00 Grundlagen, Wirkprinzipien und Risiken
    Herr Prof. Dr. Ulrich Speck

    Der Deutsche Röntgenkongress
    Die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Fachgesellschaften. Ihre Aufgabe ist die Förderung der Radiologie in der medizinischen Anwendung, in der Forschung und in der Lehre. Jährlich richtet die DRG den Deutschen Röntgenkongress (RöKo) aus. Er ist der größte deutschsprachige Kongress der medizinischen Bildgebung mit rund 7.000 Besuchern, die sich über neueste Forschungsergebnisse und deren Auswirkungen und Anwendungen in Klinik und Praxis informieren können. Der RöKo trägt außerdem den Anforderungen nach kontinuierlicher Fortbildung durch zahlreiche Workshops und Refresherkurse Rechnung.
    Von 2016 bis 2020 findet der Kongress im Congress Center Leipzig (CCL) statt. Die Sachsenmetropole bildet dabei mit ihrer kulturellen Vielfalt, wirtschaftlichen Prosperität und einer über 500-jährigen Messetradition den idealen Rahmen für eine medizinische Fachdisziplin, die sich durch Modernität, Traditionsbewusstsein, Facettenreichtum und Innovationsfreude auszeichnet.

    Der 99. Deutsche Röntgenkongress (9. bis 12. Mai 2018) steht unter dem Motto „Radiologie verbindet“ und fokussiert auf ausgewählte radiologische Schwerpunktthemen:
    • Herz und Gefäße: Diagnostik und Intervention
    • Neuroradiologie: Diagnostik und Intervention
    • Digitale Kommunikation in der Radiologie.

    http://www.roentgenkongress.de
    #roeko2018

    PRESSEKONTAKT
    Deutsche Röntgengesellschaft e.V.
    Pressestelle, Nina Keil
    Ernst-Reuter-Platz 10 / D-10587 Berlin
    Fon: +49 (0)30 916 070 -25 / Fax: -22
    Mail: keil@drg.de


    Bilder

    Prof. Dr. Ulrich Speck
    Prof. Dr. Ulrich Speck
    DRG/Speck
    None

    Beispiele unterschiedlicher beschichteter Ballone
    Beispiele unterschiedlicher beschichteter Ballone
    Prof. Dr. Ulrich Speck
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Ulrich Speck


    Zum Download

    x

    Beispiele unterschiedlicher beschichteter Ballone


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).