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25.09.2003 09:14

Deutscher Zukunftspreis 2003 des Bundespräsidenten

HU- Pressestelle Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

    Humboldtianer-Team für den wichtigsten deutschen Wissenschaftspreis nominiert

    Als eines von vier Wissenschaftlerteams ist gestern die Gruppe um Prof. Dr. Günter R. Fuhr, ehemals c4-Professor an der Humboldt-Universität, heute Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) für den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten nominiert worden. Zur Gruppe gehören auch Dr. Rolf Hagedorn vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität und Dr. Thomas Schnelle,
    EVOTEC Technologies GmbH. Am 13. November 2003 entscheidet die Jury über den Preisträger. Anschließend findet im Deutschen Technikmuseum in Berlin die Preisverleihung durch den Bundespräsidenten statt.

    Mit dem Preis möchte der Bundespräsident Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik in Deutschland würdigen und einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Der Deutsche Zukunftspreis zeichnet einen Einzelnen oder ein Team für eine hervorragen-de technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovation aus. Deren gesicherte Anwendungsmöglichkeit verbunden mit uneingeschränkter Marktfähigkeit sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen sind die notwendigen Kriterien der prämierten Leistung. Der Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation wird jährlich vergeben und ist mit 250.000 Euro dotiert.

    Halten ohne zu berühren:
    Lebende Zellen in elektromagnetischen Feldfallen
    Die Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Zellen in einem elektromagnetischen Feld bewegt werden können ohne dass ihre Aktivität durch den Oberflächenkontakt mit anderen Materialien ungewollt verändert wird.

    Die Zelle als kleinste individuelle, in sich autarke Einheit enthält - wie es scheint - alle Informationen des jeweiligen Organismus. Biotechnologie und Medizin bedienen sich dieser Eigenschaften bereits in vielen Anwendungen. Sie nutzen einzelne Zellen, die möglichst belastungsarm, vor allem aber ohne Oberflächenkontakt manipuliert werden müssen, was mit den bisherigen Techniken nur bedingt möglich war. Jeglicher
    Oberflächenkontakt mit Glas oder Plastik ist für die Zelle ein Signal, das Veränderun-gen der originär beinhalteten Informationen bewirken kann.
    Die Aufgabe: die nur wenige tausendstel Millimeter großen Zellen submikrometer-genau in einer Nährlösung festzuhalten, zu drehen und zu bewegen, ohne sie zu berühren. Die Lösung, die das Team Prof. Fuhr, Dr. Hagedorn und Dr. Schnelle fand, war die Entwicklung eines berührungslosen Zellmanipulators, der nach dem Prinzip elektromagnetischer Feldfallen funktioniert: In einem geschlossenen Kraftfeld zwischen Elektroden werden die Zellen berührungslos gehalten und bewegt. Das Kraftfeld wird mit sehr hohen Frequenzen erzeugt, die die Signalrezeptoren der Zellen nicht ansprechen.

    Doch was entwickelt wurde, war nicht nur eine Feldfalle für Zellen, sondern ein universell anwendbares Prinzip zur Erzeugung von bisher nicht gekannten, sanften Manipulationsmöglichkeiten an Laborzellen. Das unsichtbare und saubere An- und Abschalten von Radiowellenfeldern in labyrinthartigen Mikrokanalsystemen, in denen in Flüssigkeitsströmungen wie im Blutkreislauf Zellen dahinschweben, erlaubt die Lösung vielfältiger biotechnologischer und medizinischer Aufgaben wie z.B das Beladen von Zellen mit Pharmaka und anderen Substanzen. Der besondere Vorteil dieser komplexen Mikrokanallabyrinthe ist, dass durch die nur 100 nm flachen Elektroden am Boden und der Decke der Kanäle die Kraftfelder im Raum gesteuert werden können.

    Dies alles konnte nur über eine multidisziplinäre Arbeit und Zusammensetzung einer Arbeitsgruppe erreicht werden, für die repräsentativ die Einrichtungen der drei Nominierten (Humboldt-Universität zu Berlin, FraunhoferInstitut für Bio-medizinische Technik in St. Ingbert/Berlin und EVOTEC Hamburg) stehen. Im Verbund zwischen der Grundlagenforschung an der Humboldt- Universität zu Berlin, mit der technologischen Machbarkeit und Herstellung von Prototypen in der Fraunhofer Gesellschaft bis zur industriellen Umsetzung durch die Firma EVOTEC und die Chipherstellung durch die Firma GeSiM fanden sich in idealer Weise Verbundpartner, die eine derart komplexe Aufgabe zu lösen im Stande waren.

    Projektsprecher:
    Prof. Dr. Günter R. Fuhr, Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT)
    Tel.: 06894 / 98 01 00, E-mail: guenter.fuhr@ibmt.fraunhofer.de

    Prof. Dr. Günter R. Fuhr (Jahrgang 1953) ist seit 2001 Direktor des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik in St. Ingbert, Berlin und Potsdam-Rehbrücke.
    Nach einem Studium der Elektronik und Halbleitertechnologien an der Technischen Universität Dresden absolvierte er von 1978 - 1981 ein Aufbaustudium der Biophysik an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1992 folgte Fuhr einem C4-Ruf an das Institut für Biologie der HU. Hier gehörte er zu den Mitbegründern des Zentrums für Biophysik und Bioinformatik, deren Erster Geschäftsführender Direktor er seit 2000 ist. Prof. Fuhr ist Preisträger des Innovationspreis des Landes Berlin und des Philip-Morris-Preises.

    Dr. Rolf Hagedorn (Jahrgang 1949) studierte von 1971 - 1975 Biologie an der
    Humboldt-Universität zu Berlin, wo er 1983 promovierte. Ab 1992 leitete er für ein Jahrzehnt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie der HU die Arbeitsgruppe "Oberflächengestützte Kryokonservierung von Zellen". Seit 2001 forscht Hagedorn am Lehrstuhl für experimentelle Biophysik. Dr. Hagedorn ist Preisträger des Innovationspreis des Landes Berlin und des Philip-Morris-Preises.

    Dr. Thomas Schnelle (Jahrgang 1964) studierte von1984 - 1991 der Physik an der
    Humboldt-Universität zu Berlin. Hier promovierte er 1992 und war dann bis 1999 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie der HU tätig. Seit 2002 arbeitet Schnelle als Senior Scientist im Bereich Cell Handling and Analysis bei der Evotec Technologies GmbH in Hamburg. Auch er wurde für seine wissenschaftlichen Leistungen bereits mit dem Philip-Morris-Preis ausgezeichnet.

    Informationen Herr Dr. rer. nat. Rolf Hagedorn, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I,
    Institut für Biologie, Membranphysiologie
    Telefon, Fax (030) 2093-8349
    e-mail h0368ndh@rz.hu-berlin.de bzw. info@deutscher-zukunftspreis.de
    Internet www.deutscher-zukunftspreis.de bzw. www.biologie.hu-berlin.de/~expbp/home/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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