idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.05.2018 11:15

Mutter-Kind-Bindung - Studie der Universität Hamburg zeigt: Oxytocin schlägt Testosteron

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Verschiedene Hormone beeinflussen die mütterlichen Gefühle. Während Oxytocin die Bindung zum Kind stärkt, scheint Testosteron mütterliches Verhalten zu unterdrücken. Eine Studie von Sarah Holtfrerich und Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof aus der Abteilung Neuroendokrinologie am Institut für Zoologie zeigt nun, dass Oxytocin die negative Wirkung von Testosteron ausgleichen kann. Dies berichten die Wissenschaftlerinnen in der aktuellen Ausgabe des Scientific Reports.

    Große Augen, Stupsnase und Pausbacken sind typische Merkmale von Kindergesichtern. Erwachsene finden sie süß, für Kleinkinder sind diese vor allem eines: überlebenswichtig. Die typischen Gesichtszüge, auch Kindchenschema genannt, wirken als Schlüsselreiz im Belohnungssystem des Gehirns und bringen die Eltern dazu, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Auch die Sexualhormone Oxytocin und Testosteron beeinflussen dieses Belohnungssystem im Hirn; Oxytocin, das oft auch als Kuschelhormon bezeichnet wird, stärkt die soziale Bindung der Mutter zum Kind. Testosteron dagegen wirkt vermutlich negativ auf mütterliche Verhaltensweisen.
    In einer Studie mit 57 Studentinnen hat Sarah Holtfrerich, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Neuroendokrinologie bei Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof, nun untersucht, wie die beiden Hormone interagieren und ob sie Reaktionen auf das Kindchenschema beeinflussen. Dafür teilte sie die Probandinnen in zwei Gruppen ein: Der ersten Gruppe verabreichte Holtfrerich vor dem Test Oxytocin, die zweite Gruppe bekam ein Placebo. Bei allen Versuchsteilnehmerinnen wurde zudem der Testosteronspiegel gemessen. Anschließend analysierte Holtfrerich mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) die Hirnaktivität der Studienteilnehmerinnen, während sie sich Bilder von Erwachsenen und Kindern mit unterschiedlich ausgeprägtem Kindchenschema ansahen.

    „Verabreichten wir Frauen mit hohen Testosteronspiegeln Oxytocin, erhöhte sich die Aktivität im Belohnungssystem des Gehirns, sobald sie Babygesichter sahen“, fasst Sarah Holtfrerich ihre Ergebnisse zusammen. „Außerdem reagierte die Frauengruppe nach der Gabe von Oxytocin deutlicher sensitiver auf das Kindchenschema.“ Bei Teilnehmerinnen, die ein Placebo bekommen hatten, zeigte sich keine erhöhte Präferenz. Für Holtfrerich ist das ein erster Hinweis darauf, dass Oxytocin die negative Wirkung von Testosteron ausgleicht und das Fürsorgeverhalten der Frau motivieren kann. Bei Frauen mit niedrigen Testosteronwerten hatte das verabreichte Oxytocin keine Wirkung. Holtfrerich vermutet, dass niedrige Werte des männlichen Sexualhormons dazu führen, dass Frauen ein mütterliches Verhalten entwickeln und ein zusätzlicher Einfluss von Oxytocin nicht notwendig ist.

    Die Hormonforscherin plant nun weitere Studien, um die Ergebnisse mit Müttern und Vätern zu überprüfen. Die Ergebnisse könnten auch der pharmakologischen Grundlagenforschung dienen, da ein Oxytocinmangel höchstwahrscheinlich bei psychiatrischen Störungen wie der Wochenbettdepression eine wichtige Rolle spielt.

    Original-Artikel: Sarah K. C. Holtfrerich, Roland Pfister, Alexander T.El Gammal, Eugen Bellon & Esther K. Diekhof (2018): Endogenous testosterone and exogenous oxytocin influence the response to baby schema in the female brain; Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-018-26020-4

    Für Rückfragen

    Sarah Holtfrerich
    Universität Hamburg
    Institut für Zoologie/Abteilung Neuroendokrinologie
    Tel.: +49 40 42838-9213
    E-Mail: sarah.holtfrerich@uni-hamburg.de

    Maria Latos
    Universität Hamburg
    Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
    Dekanat/Kommunikation und Kooperationen
    Tel.: +49 40 42838-8109
    E-Mail: maria.latos@uni-hamburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/articles/s41598-018-26020-4


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).