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24.05.2018 10:53

Tagung beleuchtet das reformatorische Menschenbild

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Was kann ein sündiger Mensch tun, damit sein Verhältnis zu Gott ins Reine kommt? Laut Martin Luther: Nichts. Mit seiner Antwort veränderte Luther das christliche Menschenbild. Der Mensch könne nichts tun, außer zu vertrauen, dass Gott ihn, den Sünder, gerecht spricht. Der Mensch, trotz Sünde gerecht: „simul iustus et peccator“. Theologen, Anthropologen und Kulturwissenschaftler beleuchten vom 31. Mai bis 2. Juni dieses Menschenbild und seine Folgen: Die Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes veranstaltet die Tagung „Simul-Existenz. Spuren reformatorischer Anthropologie“ auf dem Saarbrücker Campus (Gebäude A4 2).

    Interessierte sind zu den Vorträgen herzlich eingeladen.

    Nach katholischer Überzeugung ist der Mensch durch die Taufe von der Sünde befreit. Sündigt er danach, kann er es durch Beichte und Buße vor Gott wieder in Ordnung bringen. Anders die reformatorische Sicht: Der Mensch ist auch nach der Taufe kein besserer Mensch. Er bleibt Sünder, auf Gottes Gnade angewiesen. „Beim Wasserglas ist die Sache einfach: Es ist entweder voll oder leer. Vielleicht auch halbvoll. Aber auf jeden Fall nicht leer und voll zugleich. Im Blick auf den Menschen und auf sein Verhältnis zu Gott hat Martin Luther aber genau das behauptet: Wir sind Sünder – und das heißt: unrettbar verkehrt – und zugleich sind wir gerecht durch Gottes Gnade um Christi willen“, erklärt der Theologe Dr. Christian Neddens, der gemeinsam mit Professor Christoph Barnbrock von der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel die Tagung in Saarbrücken veranstaltet. Katholiken und Lutheraner streiten bis heute über diesen Punkt, auch nach der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die 1999 in Augsburg unterzeichnet wurde. „Für das Verständnis des Menschen, das daraus folgt, sind die Unterschiede erheblich“, sagt Christian Neddens.

    Aus unterschiedlichen Blickwinkeln hinterfragen Theologen, Anthropologen und Kulturwissenschaftler im Rahmen der Tagung das reformatorische Menschenbild und die „gespaltene“ Identität als Sünder und Gerechter. „Es ist eine spannende Selbstwahrnehmung: Der Mensch ist als ganzer Mensch Sünder und als ganzer Mensch gerecht durch und vor Gott. Damit ist eine Differenzierung seiner Identität verbunden, aber nicht im negativen Sinne einer Abspaltung von Anteilen, sondern einer neuen Sicht auf das Ich: Mein Ich ist 'verborgen mit Christus in Gott', wie es bei Paulus heißt. Dass ich gerecht bin, kann ich an mir selbst nicht wahrnehmen“, erläutert der Theologe. „Unsere Tagung auf dem Saarbrücker Campus geht der Frage auf den Grund, wie leistungsfähig die reformatorische Bestimmung des Menschen als gleichzeitig 'gerecht' und 'Sünder' im Blick auf die heutige Rede vom Menschen ist. Wir werden die Logik dieser Anthropologie aufarbeiten und nach biblischen Grundlagen und Grenzen für eine solch zugespitzte Beschreibung des Menschen fragen“, erklärt Neddens.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen auch der Frage nach, in welchen Phänomenen in Kunst und Kultur sich Spuren einer solchen Sicht entdecken lassen und inwieweit dies heute zu einem neuen Verständnis des Menschen führen kann. In Vorträgen werden sie beleuchten, wie sich dieses Menschenbild in der lutherischen Messe, in der Konsumkultur oder auch in Kunst, in Malerei oder Film spiegelt. „In der Kunst im Einflussgebiet des Luthertums liebte man es zum Beispiel, Christus inmitten von Kindern darzustellen – oder sogar händchenhaltend mit der Ehebrecherin, der Sünderin aus dem Johannesevangelium. Es ging darum, Gottes Menschenfreundlichkeit zu zeigen, der die Gemeinschaft mit den Sündern sucht. Bei einem dieser Bilder kann man heute noch sehen, dass spätere Generationen diese Nähe unerhört fanden und die Hand der Sünderin übermalen ließen“, erklärt Neddens. Auch Museumsdirektor Dr. Roland Mönig wird unter dem Titel „Menschenbilder im Museum“ vor Ort im Saarlandmuseum Beobachtungen zur Relevanz dieses Themas für die Gegenwartskunst anstellen.

    Kontakt für die Medien:
    Dr. Christian Neddens (Fachrichtung Evangelische Theologie, Universität des Saarlandes)
    Tel.: 0681-302 3422 / -302 2349 (E-Mail: neddens@mx.uni-saarland.de
    Programm: http://www.uni-saarland.de/evangelische-theologie

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Telefoninterviews in Studioqualität sind möglich über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Kontakt: 0681/302-2601, oder -64091.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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