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01.06.2018 12:50

Ehrung eines Demokraten, Aufklärers und Bürgerrechtlers

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Roland Jahn wird am 8. Juni die Ehrendoktorwürde an der Universität Jena verliehen

Roland Jahn hat erlebt, wie die „Stasi“ arbeitet. Sie hat dafür gesorgt, dass seine Kommilitonen ihn verraten haben und er 1977 vom Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Universität Jena ausgeschlossen wurde, vor allem weil er sich gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wandte. 1983, nachdem ihn auch Haft nicht weniger kritisch werden ließ, wurde er in die BRD zwangsausgebürgert. Heute ist der 67-jährige gebürtige Jenenser Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen (seit 2011) und damit ein Nachfolger von Joachim Gauck, der 2001 die Ehrendoktorwürde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhielt.

Akt der Wiedergutmachung

2018 ehrt die Jenaer Universität wieder einen aufrichtigen und aufrechten Demokraten und leistet dadurch auch einen Akt der Wiedergutmachung: Roland Jahn wird die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften bei einem öffentlichen Festakt am 8. Juni ab 18.00 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) verliehen. Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal und Dekan Prof. Dr. Nils Berkemeyer überreichen Roland Jahn die Urkunde für, so der Text, „seinen lebenslangen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, für seine Arbeit im Bereich der Aufklärung über die DDR-Diktatur sowie seinen Einsatz im Bereich der politischen Bildung und der Erwachsenenbildung, für sein Engagement in der DDR-Bürgerrechtsbewegung in Jena“. Die Laudatio hält Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, Jahn selber wird über „Respekt vor der Biographie“ sprechen.

Denn Roland Jahn tritt seit langem dafür ein, dass die Erinnerung an die DDR und die dort lebenden Menschen nicht verblasst. Dabei macht er deutlich, dass es mehr als Täter und Opfer, Schwarz und Weiß gibt, dass Verhalten unter den Bedingungen einer Diktatur die Menschen prägt und zur Anpassung treibt. Zu einer solchen Reflexion über eigene Anpassung ermuntert Jahn die Menschen – in Ost und West. So belegt beispielsweise sein Buch „Wir Angepassten. Überleben in der DDR“ aus einer autobiografischen Perspektive eigene Anpassung und wie schwer es war, sich oppositionell zu verhalten. Jahn sieht seine eigene Biografie darin nicht als beispielhaft und nimmt keine moralisierende Position ein, er – und das ist sein großes Verdienst – differenziert. Auch wenn er selber immer deutlicher Position bezog – u. a. als Oppositioneller, Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und v. a. als Journalist mit Schwerpunkt Opposition in der DDR. Seine öffentliche Thematisierung half auch dabei, DDR-Oppositionelle vor Repressionen zu schützen. Durch dieses Wirken blieb Jahn jedoch selbst in Westdeutschland im Visier der Stasi – deren Wirken der 2016 wiedergewählte Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen bis heute analysiert und Wissenschaft wie Öffentlichkeit nahebringt. Auch beim Jenaer Festakt dürfte dies deutlich werden.

Höhepunkt des Tags der Politikwissenschaft

Die Verleihung der Ehrendoktorwürde ist Höhepunkt des Tages der Politikwissenschaft, in dessen Mittelpunkt 2018 das 25-jährige Bestehen des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Jena steht. Und da es die Institutsgründung „ohne die Friedliche Revolution in der DDR wohl nie gegeben hätte“, betont Institutsdirektor Prof. Dr. Torsten Oppelland, ehre man Roland Jahn, „der eine Stimme der Dissidenz in der DDR war, zum Zusammenhalt zwischen Ost und West beigetragen hat und heute als Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen ein wichtiges Erbe der Friedlichen Revolution hütet“.

Kontakt:
apl. Prof. Dr. Torsten Oppelland
Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945493
E-Mail: torsten.oppelland[at]uni-jena.de


Weitere Informationen:

http://www.powi.uni-jena.de/Veranstaltungen/Tag+der+Politikwissenschaft+2018.htm... - das Programm des Festakts


Bilder

Ergänzung vom 01.06.2018

Roland Jahn wurde am 14. Juli 1953 in Jena geboren und ist daher derzeit 64 Jahre alt.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Politik
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch


 

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