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29.09.2003 17:13

Debatte um den PSA-Test

Bettina Albers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

    Die Prostatakrebsfrüherkennung in der Diskussion:
    Die Deutsche Gesellschaft für Urologie führte auf dem Kongress in Hamburg eine konstruktive Debatte mit dem Früherkennungskritiker Klaus Koch

    Ist der PSA-Test eine sinnvolle Maßnahme, oder richtet er unter Umständen sogar Schäden an? Diese Frage wurde auf dem 55. Deutschen Urologenkongress kontrovers diskutiert: Klaus Koch, Co-Autor des Buchs "Mythos Krebsvorsorge" und als solcher einer der schärfsten Kritiker der Prostatakrebsfrüherkennung durch den PSA-Test, legte seine Argumentationskette dar: Der PSA-Test führe unvermeidbar zu "Überdiagnosen": Er finde bei einer möglicherweise erheblichen Anzahl von Männern Prostatatumoren, die ohne Früherkennung nie aufgefallen wären, weil manche Tumoren nur sehr langsam wachsen. Diese unnötigen Diagnosen machten den Männern nicht nur Angst, sondern zögen oft auch mit Komplikationen behaftete Therapien wie Operationen nach sich, von denen die Männer aber keinen Nutzen haben. Besonders besorgniserregend sei, dass die Männer von ihrem Arzt nicht über dieses Risiko unterrichtet würden.

    Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hingegen setzt sich für die Früherkennung durch den PSA-Test weiter ein. Die Bestimmung des PSA-Werts sei, so DGU Vorstandsmitglied Prof. Dr. Paolo Fornara, z.Z. die einzige wirkliche Früherkennungsmaßnahme, da durch die gängige Tastuntersuchung Tumoren oft übersehen würden. Die Tatsache, dass auch irrelevante Karzinome, also solche, die nicht den Tod des Patienten verursachen werden, entdeckt würden, müsse man in Kauf nehmen. Das Wissen um einen Tumor im Frühstadium sei zwar psychisch belastend, aber die Diagnose "unheilbar, weil zu spät erkannt", sei schließlich um ein Vielfaches belastender für den Betroffenen. Und eine Diagnose bedeute nicht zwangsläufig auch Therapie: Bei entsprechender Aufklärung und genauen Kontrollen ist eine abwartende Strategie beim Prostatakarzinom in vielen Fällen eine reelle Alternative. In der Leitlinie "PSA-gesteuerte Früherkennung des Prostatakarzinoms" ist der Umgang mit den verschiedenen Möglichkeiten evidenzbasiert definiert.

    Und ein weiterer wichtiger Vorteil des PSA-Tests ist, dass er langfristig gesehen die Mortalitätsrate von Prostatakrebs erheblich senken wird, so Prof. Fornara. Dieses könne man an der Tatsache ablesen, dass in den USA nach Einführung des PSA-Tests die durch Prostatakrebs verursachte Sterblichkeit weit zurückgegangen ist. Und jedes einzelne gerettete Menschenleben sei eine Legitimation für den PSA-Test, dessen Nutzen die Nachteile bei weitem überwiege.

    Klaus Koch hofft zwar, dass sich diese Einschätzung bestätigt, verwies aber darauf, dass erst mit Abschluss zweier internationaler Studien in den nächsten Jahren der Beweis über einen möglichen Rückgang der Sterblichkeit durch die PSA-Wert Bestimmung erbracht werden kann.

    Trotz der Unvereinbarkeit beider Positionen ergaben sich aus der Debatte konstruktive Ansätze.
    Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hat sich bereit erklärt, noch mehr für die Aufklärung der Patienten zu sorgen und über die Vor- und Nachteile der PSA-Bestimmung sowie über mögliche Folgen (weitere Untersuchungen wie Biopsien sowie Therapien) zu unterrichten. Es besteht ein Konsens darüber, dass diese Aufklärung natürlich im Vorfeld der PSA-Untersuchung erfolgen muss. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie wird auch einen entsprechenden Aufklärungsbogen erarbeiten.
    Darüber hinaus wird verstärkt darauf geachtet, dass auch Kampagnen den Anspruch einer objektiven Aufklärung und umfassenden Information erfüllen.

    Die Deutsche Gesellschaft für Urologie ist für die Möglichkeit eines konstruktiven Gedankenaustausches mit einem Früherkennungsskeptiker dankbar, ist aber nach wie vor der Auffassung, dass die Vorteile der Früherkennung die Nachteile überwiegen. Wenn die Diskussion in dieser Hauptfrage nicht zum Konsens führen konnte, so hat die Kontroverse dennoch zu konstruktiven Ergebnissen im Bereich der Patientenaufklärung geführt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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