Die kognitiven Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern stehen in engem Zusammenhang mit internationalen Unterschieden von Schülerleistungen. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Simon Wiederhold (Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insb. Makroökonomik, an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) in einer neuen Studie, die gemeinsam mit Prof. Dr. Eric A. Hanushek (Stanford University) und Dr. Marc Piopiunik (ifo Institut München) entstanden ist.
Dazu haben die Autoren anhand der internationalen PIAAC-Studie, die Kompetenzen von Erwachsenen untersuchte, für 31 Länder die Fähigkeiten von Lehrkräften in den Bereichen Lesen und Rechnen mit den entsprechenden PISA-Schülerleistungen im selben Land verknüpft. Die Studie wurde gerade in der führenden bildungsökonomischen Zeitschrift, dem Journal of Human Resources, zur Veröffentlichung angenommen.
„Im internationalen Vergleich zeigen sich erhebliche Unterschiede bei den kognitiven Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern: So entspricht das Kompetenzniveau der Lehrkräfte in Chile und in der Türkei dem von kanadischen Erwachsenen, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Die Kompetenzen von Lehrkräften in Japan und Finnland hingegen sind vergleichbar mit dem von Kanadiern, die einen Masterabschluss bzw. Doktortitel erworben haben“, erklärt Professor Wiederhold. Im Vergleich der 31 untersuchten Länder belegen die Lehrkräfte aus Deutschland hinsichtlich der Rechenkompetenzen den dritten Platz, beim Lesen den zehnten Rang. Führe man die Lehrerkompetenzen mit den Leistungen der Schüler zusammen, so zeige sich ein systematischer und eindeutiger Zusammenhang: Je höher die Kompetenzen der Lehrer, desto besser die Leistungen der Schüler im PISA-Test.
Die Größenordnung des gefundenen Effektes werde durch folgendes Gedankenexperiment deutlich: „Würde es allen untersuchten Länder gelingen, ihre Lehrer auf das Kompetenzniveau der finnischen Lehrer – international die Lehrer mit den besten Rechen- und Lesekompetenzen – zu bringen, würden sich die internationalen Unterschiede in den Schülerleistungen um rund ein Viertel verringern“, erläutert Wiederhold.
In ihrer Untersuchung zeigen die Forscher außerdem zwei weitere bemerkenswerte Zusammenhänge: In Ländern, in denen Frauen auch jenseits des Schulsektors gute Berufsperspektiven in hochqualifizierten Arbeitsfeldern haben, zeigt sich ein durchschnittlich geringeres kognitives Niveau bei den Lehrkräften, was als Ergebnis einer Abwanderung von gut qualifizierten Frauen in andere Branchen interpretiert werden kann. Dies spiegelt auch wider, dass Schulen nach wie vor ein Berufsfeld darstellen, in dem mehrheitlich Frauen tätig sind – in Deutschland beispielsweise beträgt der Anteil der Lehrerinnen rund zwei Drittel.
Zudem zeigen die Wissenschaftler einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Lehrerkompetenzen und dem Verdienst von Lehrern relativ zum Verdienst anderer Hochschulabsolventen: Je besser Lehrer bezahlt werden, desto eher lassen sich Personen mit hohen kognitiven Kompetenzen für den Lehrerberuf gewinnen.
Die ausführliche Studie findet sich als PDF zum Download auf der Homepage des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre (insbesondere Makroökonomik) in der Rubrik „Forschung“ unter
http://www.ku.de/wwf/makro/.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler
Gesellschaft, Mathematik, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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