Podiumsdiskussion zu "Frauen in der Forschung" auf der GDCh-Jahrestagung
Deutschland ist mit weniger als zehn Prozent weiblichen Industrieforschern das Schlusslicht in Europa. Der Anteil an Forscherinnen in Frankreich, Spanien oder Skandinavien ist mehr als doppelt so hoch. Ähnliches gilt für Professuren in den Naturwissenschaften, und das obwohl heute etwa gleich viele Männer wie Frauen ein Studium in Deutschland abschließen. Offenbar fällt es den Forscherinnen in anderen Ländern leichter, sich einen Teil der Macht und Führungspositionen zu sichern. Mit den Ursachen dafür befasst sich am 8. Oktober 2003 in München die Podiumsdiskussion zur "Situation von Wissenschaftlerinnen: Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und den USA" des Arbeitskreises Chancengleichheit in der Chemie (AKCC) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh).
Welche Rahmenbedingungen setzen Staat und Arbeitgeber? Welche gesellschaftlichen Rollenmodelle dominieren? Und was können deutsche Wissenschaftlerinnen in puncto Karriereplanung von ihren ausländischen Kolleginnen lernen? Diese und andere Fragen werden Helga Ebeling (Europäische Union), Prof. Dr. Geraldine Richmond (USA), Prof. Dr. Monica Ek (Schweden) und Prof. Dr. Helga Rübsamen-Waigmann (Deutschland) diskutieren. Moderieren wird das Gespräch Dr. Robert Lichter, Mitglied der Kommission für Gleichberechtigung in Natur- und Ingenieurwissenschaften der National Science Foundation.
In Schweden ist es selbstverständlich, dass Männer wie Frauen erwerbstätig sind. Kinderbetreuung und Arbeitsbedingungen kommen berufstätigen Eltern entgegen. Mehr als 30 Prozent der Akademikerpaare teilen sich die Elternzeit, wie Monica Ek von der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm und Präsidentin des Frauennetzwerks KVIST berichtet. Doch Kinderbetreuung alleine könne es nicht sein, die über den Erfolg von Wissenschaftlerinnen entscheide. Denn in den USA, wo der Frauenanteil in der Forschung mehr als doppelt so hoch ist wie hierzulande, sind die Rahmenbedingungen eher ungünstig. Eltern können sich für maximal zwölf Wochen ohne Bezahlung pro Jahr beurlauben lassen, und "Universitäten sind keine familienfreundliche Umgebung", weiß Geraldine Richmond von der Universität Oregon und Gründerin des Committee on the Advancement of Women Chemists. Helga Rübsamen-Waigmann, GDCh-Vorstandsmitglied und Vorsitzende der EU-Expertenkommission "Women in Industrial Research", hält es für Verschwendung, "Frauen für eine Menge Geld auszubilden und dann ihr Potenzial nicht zu nutzen". Dies müsse auch der Industrie klar werden. Denn es gehe auch um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, wie Helga Ebeling unterstreicht.
Die GDCh ist mit rund 27.000 Mitgliedern eine der größten wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Kontinentaleuropa. Der AKCC trägt als Fachgruppe maßgeblich dazu bei, dass Themen wie Chancengleichheit, "Gender Mainstreaming" und "Diversity" in Entscheidungsprozesse der GDCh einfließen und in der Chemie zunehmend aufgegriffen werden.
Die Podiumsdiskussion "Situation of women scientists: Germany in comparison with other European countries an the United States" wird in Englisch geführt und findet am 8. Oktober 2003 von 16.00 bis 17.30 Uhr statt. Veranstaltungsort ist der Hörsaal 2750 im Hauptgebäude der Technischen Universität München, Arcisstr. 21.
www.gdch.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Gesellschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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