idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.06.2018 10:10

Ungewöhnlicher Fossilfund bei Studierenden-Exkursion

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Ein äußerst ungewöhnlicher Fossilfund wirft möglicherweise ein neues Licht auf die Ausbreitungsgeschichte des Schakals: Studierende der Universität Bonn entdeckten bei einer Exkursion in Südost-Spanien Fußspuren des hundeähnlichen Räubers. Es ist der erste derartige Fund an der Südküste der Iberischen Halbinsel. Möglicherweise sind die Tiere aus Nordafrika über die Meerenge von Gibraltar nach Europa vorgestoßen. Diese lag vor sechs Millionen Jahren trocken. Die Ergebnisse werden vorab online in der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften vorgestellt. Die Druckausgabe erscheint demnächst.

    Auf Exkursionen üben Studierende in der Praxis das Handwerkszeug ein, das sie später in ihrem Beruf benötigen. Dass sie dabei eine Entdeckung machen, die auch die Wissenschaft einen Schritt voran bringt, ist eher selten. Entsprechend überrascht reagierte Prof. Dr. Tom McCann auf den Fund, den einer der Teilnehmer im vergangenen Sommer bei einer Gelände-Untersuchung im Südosten Spaniens anschleppte: Auf dem Gesteinsbrocken war deutlich ein versteinerter Fußabdruck zu erkennen, ganz ähnlich dem eines Hundes.

    McCann ist Geologe am Steinmann-Institut der Universität Bonn; er beschäftigt sich mit der Ablagerung von Sedimenten vor Millionen von Jahren. Genau bestimmen, um welches Tier es sich handelte, konnte er nicht. „Dennoch wusste ich, dass es etwas Ungewöhnliches war“, erinnert er sich. „Ich fahre schon seit vielen Jahren in dieses Gebiet, hatte bislang aber nur fossile Vogelspuren gefunden.“

    Zusammen mit seinen neun Exkursionsteilnehmern hatte McCann die Gesteinsschichten in dem so genannten Sorbas-Becken untersucht. In diesem Tal an der Küste Andalusiens nahe Almería lag vor sechs Millionen Jahren eine Lagune, in die ein kleiner Fluss mündete. Auf dem feuchten Küstenboden haben zahlreiche Wasservögel ihre Spuren hinterlassen. Fußabdrücke von Säugern vermeldet die wissenschaftliche Literatur jedoch nicht. Die Bonner Gruppe stieß dagegen im Laufe ihres Besuchs sogar noch auf eine zweite Spur – offensichtlich einen Hufabdruck.

    Schakal und Gazelle

    Im heimischen Bonn analysierten McCann und seine Studierenden die Abdrücke weiter. „Der erste stammt wahrscheinlich von einem Schakal-ähnlichen Räuber, der zweite von einer Gazelle“, sagt er. „Es ist der erste Nachweis eines Schakals so weit im Süden von Spanien.“

    Ein wirklich ungewöhnlicher Fund also, der zudem neues Licht auf die Verbreitungsgeschichte des Räubers wirft. Bislang ging man davon aus, dass er über Asien nach Nordeuropa eingewandert sei und sich dann wieder nach Süden ausgebreitet habe. „Unsere Entdeckung legt aber eine andere Möglichkeit nahe“, sagt McCann: „Das Mittelmeer war vor sechs Millionen Jahren teilweise ausgetrocknet. Zu dieser Zeit sind einige Tierarten von Nordafrika über Gibraltar nach Europa gelangt. Auch der Schakal könnte diesen Weg gegangen sein.“ An der Lagune hätte er Nahrung in Hülle und Fülle vorgefunden, wie die Vogelspuren und der Gazellenabdruck zeigen.

    Funde werden ausgestellt

    Als der Wissenschaftler seinen Teilnehmern vorschlug, die Funde zu publizieren, waren diese begeistert – trotz der Arbeit, die damit verbunden war und die sie neben dem Studium leisten mussten. „Ich habe ein Konzept verfasst, und jeder der Studierenden hat dann einen bestimmten Teil übernommen“, sagt McCann. Es war wie eine zweite Exkursion in ein ganz neues Gebiet – das des wissenschaftlichen Publizierens. Dass das Ergebnis ohne größere Änderungswünsche akzeptiert wurde, war dann das Tüpfelchen auf dem i.

    Eine der Teilnehmerinnen hat zudem noch eine ganz andere Veröffentlichung vorbereitet: Sie hat eine Vitrine konzipiert, in der unter anderem die gefundenen Abdrücke, ein dreidimensionales Modell der Lagune und verschiedene Fotos gezeigt werden. Diese ist künftig in der paläontologischen Sammlung der Universität Bonn zu bewundern.

    Publikation: Tom McCann, Irmgard Amaru, Effi-Laura Drews, Thanushika Gunatilake, Christina Johanna Knauf, Friedrich Rick, Darius Roohnikan, Robin Maximilian Schaumann und Simone Tillmann: The hunter and the hunted – first description of a jackal-like predator and associated bird and gazelle tracks from the Post-Messinian of the Sorbas Basin, SE Spain; Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften; DOI: 10.1127/zdgg/2018/0131

    Kontakt:

    Prof. Dr. Tom McCann
    Steinmann-Institut der Universität Bonn
    Tel.: 0228/735569
    E-Mail: tmccann@uni-bonn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bonn.de/neues/173-2018 Weitere Bilder


    Bilder

    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien unverhofft auf die fossile Spur eines schakalähnlichen Räubers.
    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien unverhofft au ...
    © Foto: Georg Oleschinski/Uni Bonn
    None

    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien auch auf die fossile Spur einer Gazelle.
    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien auch auf die ...
    © Foto: Georg Oleschinski/Uni Bonn
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien unverhofft auf die fossile Spur eines schakalähnlichen Räubers.


    Zum Download

    x

    Studierende der Universität Bonn stießen bei einer geologischen Exkursion nach Spanien auch auf die fossile Spur einer Gazelle.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).