Die Diskriminierung ethnischer Minderheiten auf dem Wohnungsmarkt nimmt ab – in Deutschland und anderen Ländern Westeuropas sowie den USA. Dennoch spielt der Nachname bei der Wohnungssuche noch immer eine Rolle, zeigt eine Meta-Studie.
Die Diskriminierung von Angehörigen ethnischer Minderheiten auf dem Wohnungsmarkt hat in den vergangenen Jahrzehnten in Westeuropa und den USA abgenommen. Das zeigt eine Meta-Analyse, die die Ergebnisse von 71 Feldexperimenten zwischen den Jahren 1973 und 2015 ausgewertet hat. „Das Ausmaß der Diskriminierung wird in der Literatur überschätzt. Das liegt auch daran, dass Studien, die eine starke Diskriminierung belegen, eher publiziert werden“, sagt LMU-Soziologin Katrin Auspurg, Erstautorin der Meta-Studie, die sie zusammen mit ihrem Mitarbeiter Andreas Schneck und Professor Thomas Hinz von der Universität Konstanz im Fachjournal Journal of Ethnic and Migration Studies veröffentlicht hat.
Dennoch zeigt auch die Gesamtschau der Studien aus der jüngeren Zeit, dass es Diskriminierung von Wohnungsbewerbern gibt, deren Nachnamen darauf schließen lässt, dass sie einer ethnischen Minderheit angehören. Das Ausmaß lässt sich am besten an der Zahl der Bewerbungen veranschaulichen, die Wohnungssuchende losschicken müssen, um eine Antwort zu erhalten. „Um zu zwei Besichtigungen eingeladen zu werden, müssen Angehörige einer ethnischen Minderheit sechs Bewerbungen schreiben, während bei Wohnungssuchenden mit einem Nachnamen, der für die Mehrheit der Bevölkerung typisch ist, fünf reichen“, sagt Katrin Auspurg. In ihrer Meta-Studie hat sie Hinweise darauf gefunden, dass es sich dabei häufig um eine sogenannte statistische Diskriminierung handelt: Der Vermieter schließt aufgrund eines fremdklingenden Namens offenbar darauf, dass ein Bewerber oder eine Bewerberin weniger finanzstark ist. „Sobald in den Feldexperimenten zusätzliche Angaben zum sozialen Status und dem Einkommen gemacht wurden, nahm die Diskriminierung ab.“
Katrin Auspurg hat auch selbst Feldexperimente in München und anderen deutschen Städten gemacht. Demnach gibt es keine Hochburgen der Diskriminierung, vielmehr ist sie bundesweit relativ homogen verteilt. In künftigen Untersuchungen wollen sie und ihr Team vor allem auch die Ursachen von Diskriminierung stärker berücksichtigen, unter anderem erforschen Mitarbeitende des Arbeitsbereichs derzeit, welche Rolle das soziale Netzwerk bei der erfolgreichen Wohnungssuche spielt. Zudem müsse man ebenso andere Faktoren in den Blick nehmen. „Es geht ja nicht nur um das Wohnen. Die Wohnung, ihre Größe und Lage sind auch für viele weitere Aspekte der Lebensführung entscheidend. Aber auch für Angehörige ethnischer Minderheiten ist es zunächst einmal wichtig, überhaupt bezahlbaren Wohnraum zu finden.“
Publikation:
Katrin Auspurg, Andreas Schneck, Thomas Hinz: „Closed doors everywhere? A meta-analysis of field experiments on ethnic discrimination in rental housing markets.“ In: Journal of Ethnic and Migration Studies 2018
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1369183X.2018.1489223
Kontakt
Professor Katrin Auspurg
Lehrstuhl für Quantitative Methoden der Empirischen Sozialforschung
Institut für Soziologie der LMU
Tel.: +49 (0) 89/2180- 5938
E-Mail: katrin.auspurg@lmu.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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