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06.10.2003 14:32

Initiatorisches Denken: Platonische Spuren in die Gegenwart. Wege aus der org. Unverantwortlichkeit

Dr. Beatrix Vogel Öffentlichkeitsarbeit
Nietzsche-Forum München e. V.

    Die Veranstaltung befasst sich - in Hinwendung zu Platon und der auf ihn verweisenden Denk-Tradition bis heute - mit der Frage, inwiefern im Denken selbst ein initiatorisches Moment liegt, das uns Zugang zu vergessener Lebensweisheit eröffnet, zu Kategorien, die, einem eindimensionalen szientifischen Denken unbegreiflich, unserem Lebenshorizont entfallen sind und die uns zur Bewältigung unserer heutigen Probleme notwendig wären.

    Vier Referenten beleuchten mit ihren Statements diese "nicht einfach präsenten", "nicht allgemein lesbaren", "geradewegs nicht auszusprechenden" Spuren eines initiatorischen Denkens von Platon in die Gegenwart - als eine Einladung an den größeren Kreis derer, die sich angesprochen fühlen, diese mitzuspüren und mitzudenken.

    Prof. Dr. Harald Seubert (Univ. Halle): Atopie und Initiation - Zur Gegenwärtigkeit Platonischen Denkens.
    Philosophisches Denken als Initiation führt auf den Anfangs- und Ausgangspunkt, der je schon in Anspruch genommen werden muss, wenn Worte und Begriffe aufweisen sollen, was ist. Der Vortrag zeigt, wie die esoterische Einweihung in die philosophische Lebens- und Denkart im Platonischen Dialogwerk, zumal in den Mythen, unmittelbar bei exoterischer Mitteilung einsetzt und denjenigen, der seinem Logos zu Hilfe kommen kann, zu einem Aufstieg zur Einen Idee in die Lage setzt, der zugleich Rückstieg in den Grund der ei-genen Seele und der Seele der Welt ist.

    Prof. Dr. Karl Hahn (Univ. Münster): Die religiöse Dimension der platonischen Philosophie
    Die antike Polis war nicht nur eine im engeren Sinne politische, sondern wesentlich auch eine religiöse Gemeinschaft. Die Reinigung der mythischen Theologie, des Verhältnisses der Bürger zur Idee des Guten und zu Gott ist deshalb von zentraler Bedeutung für eine Philosophie, der es um die Rettung der Polis zu tun ist. Der Vortrag möchte, in Anlehnung an Betrachtungen von Simone Weil, der religiösen Dimension der platonischen Philosophie, für die auch ihr Verhältnis zu Pythagoras und der religiösen Gemeinschaft der Pythagoreer ein Indiz ist, nachspüren.

    Albert von Schirnding (München/Harmating): Die Epiphanie des Apollon in Platons Phaidon
    Muss man, wie eine berühmten Stelle des Siebten Briefes nahelegt, im Hinblick auf Platons eigentliche Lehre schweigen? In ihrem Buch über "Platons unsagbare Erfahrung", das dem Referat zu Grunde liegt, eröffnet Christa Schefer einen Zugang zu Platon über den griechischen Mysterienkult. Am Beispiel des "Phaidon" lässt sich zeigen, dass der Dialog den mystischen Labyrinthtanz nachahmt, der seinerseits die rituelle Wiederholung eines Mythos von Tod und Wiedergeburt: die Überwindung des kretischen Monstrums Moinotaurus durch den Athener Theseus darstellt.

    Kerstin Kellermann (Univ. Münster): DANKEN: Initiationsweg in die Eigenverantwortung. Eine Spurensuche nach dem "einfachen Leben" in der Spätmoderne oder vom Mangel an Freiheit, die sich verdankt weiß
    Undank sei der Welt Lohn, heißt es. Subjekttod und Selbstermächtigungen, selbstzerstörerische Systemlogiken und hypertrophe Geltungsbedürfnisse: die Absurditäten der heutigen Leistungsgesellschaften reproduzieren sich scheinbar ungebrochen unter diesem Motto. Beginnt dem gegenüber nicht ein individuelles Leben, das in und für die Schöpfungswirklichkeit des ewig Neuen gewollt wird, im Dank? Vollendet sich ein eigen verantwortetes Tun und Lassen nicht auch im Danken? In Anlehnung an Platon und die Tradition christlicher Spiritualität fasst die Referentin die Frage ins Auge: Wie können wir Spätmodernen, wenn wir es wollen, noch danken und vor allem - wem? Von woher können wir danken lernen und vor allem - wie?

    Die Teilnahmegebühr beträgt Euro 16.--/12.-- (incl. Büffet), für Mitglieder die Hälfte. Weitere Informationen erteilt das Nietzsche-Forum München unter
    Telefon/Fax: 08024/1453 oder info@nietzsche-forum-muenchen.de

    Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München

    Nietzsche-Forum-München e.V.
    Das Nietzsche-Forum München e.V. ist eine kulturphilosophische Einrichtung, die in München eine lange Tradition hat. Vorstandsmitglieder der ersten, 1919 in München gegründeten Nietzsche-Gesellschaft e.V. wa-ren u.a. Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Ernst Bertram, Heinrich Wölfflin und Friedrich Würzbach. Hauptaufgabe der Gesellschaft war die vollständige Herausgabe von Nietzsches Werken (Musarion-Ausgabe) und Nietzsches Nachlass (F. Würzbach, Das Vermächtnis Friedrich Nietzsches, Salzburg/Leipzig 1940). Trotz ihres wechselhaften Schicksals - die Gesellschaft wurde 1943 von der Gestapo verboten und aufgelöst - und der damit einhergehenden Wandlungen und Umgestaltungen blieb die Tradition einer im Münchner Geistesle-ben verwurzelten Auseinandersetzung mit Nietzsche lebendig und hat sich im 100. Todesjahr des Denkers mit der Gründung des Nietzsche-Forums München e.V. eine neue Form gegeben.
    Neben den monatlichen Vorträgen und Diskussionen in der Schwabinger Seidlvilla veranstaltet das Forum jährlich Kolloquien, Symposien und Gesprächskreise.
    Das Nietzsche-Forum München richtet sich an das breite Publikum geistig Interessierter sowie an Fachkreise. Das Forum, das mit Nietzsche Philosophie, Wissenschaft und Kunst zeitbezogen in einen Diskurs bringt, stellt sich die Aufgabe, sehr unterschiedliche Auffassungen miteinander ins Gespräch zu bringen und zum Dialog zu ermutigen.


    Weitere Informationen:

    http://www.nietzsche-forum-muenchen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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