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06.10.2003 15:20

Universität Rostock ehrt Psychologen David Katz

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Vor 50 Jahren verstarb David Katz, der als Begründer der modernen Psychologie an der Universität Rostock gilt. Aus diesem Anlass veranstaltet das Institut für Pädagogische Psychologie am 09.10.03 um 14.00 Uhr in der Aula der Universität eine akademische Feier, die den Grundstein für eine neue Tradition legen soll: Die David-Katz-Vorlesung.
    Mit den David-Katz-Vorlesungen soll an einen der bedeutendsten Psychogen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnert werden. David Katz (*1884) stammte aus einer jüdisch-orthodoxen Familie, studierte, promovierte und habilitierte sich in Göttingen bevor er im Jubiläumsjahr 1919 der Universität Rostock eine aus diesem Anlass neu geschaffene Professur erhielt. Die Wahl fiel auf David Katz, weil er eine empirisch bzw. experimentell ausgerichtete Psychologie vertrat. In der Lehre hatte der Neuberufene vor allem Lehramtsstudierende zu unterrichten.
    In seiner Rostocker Zeit entwickelte David Katz das Institut für Psychologie zu einer wissenschaftlichen Einrichtung, die weit über die Universität und Rostock hinaus strahlte. David Katz befasste sich in Rostock mit einem breiten Spektrum an Themen: Als wichtigste wären neben der Wahrnehmungspsychologie (Farbsehen, Tast-, Geruchs-, Geschmacksinn) die Sozialpsychologie zu nennen sowie die Entwicklungspsychologie, wo er eng mit seiner kongenialen Frau Rosa zusammen-arbeitete, die beispielsweise die Pädagogik von Maria Montessori in Deutschland bekannt machte und selber durch entwicklungspsychologische Forschung bekannt wurde. Wie David Katz wird auch seine Frau Rosa bis heute in den Lehrbüchern der Psychologie zitiert.
    Eine besondere Spezialität des Rostocker psychologischen Instituts war dessen tierpsychologische Forschungsstation, damals die einzige ihrer Art in Deutschland. Hier wurden Experimente zum Lernen sowie zum Sozialverhalten von Tieren durchgeführt, wobei David Katz sich aus Kostengründen auf Hühner beschränken musste.

    David Katz stand in engem Kontakt mit der Europäischen Psychologie. Besonders enge Beziehungen unterhielt er mit William Stern (Hamburg), Rubin (Kopenhagen) und den (Gestalt-)Psychologen der Humboldt-Universität Berlin. In Rostock entstand auch sein Buch zur Gestaltpsychologie, das insgesamt in 7 Sprachen übersetzt wurde und in 19 Auflagen erschienen ist. Insgesamt hat David Katz 33 Bücher und 193 Artikel für Fachzeitschriften verfasst.

    Seine internationale Bekanntheit, die David Katz in seiner Rostocker Zeit zu Einladungen und Forschungsaufenthalten u.a. in die USA führte, half ihm auch nach der Machtergreifung des Nationalsozialistischen Regimes. David Katz wurde als Jude noch 1933 aus dem Staatsdienst entlassen und fand zunächst in England Exil, wo er unter anderem bei dem durch seine Zwillingsforschung bekannt gewordenen Cecil Burt arbeitete. 1937 wurde er an die Universität Stockholm berufen, wo er die Psychologie aufbaute. Seine Frau Rosa betätigte sich auch in Stockholm weiter in der Kinderpsychologie. 1951 stand David Katz dem 13. Internationalen Kongress der Psychologie in Stockholm vor.

    Seiner Autobiographie zufolge war die Zeit von 1919 bis 1933 in Rostock für die Familie Katz eine glückliche Zeit. Das Angebot, nach Ende des 2. Weltkriegs an die Universität Rostock zurückzukehren, lehnte er wegen der unübersichtlichen Lage im Nachkriegsdeutschland ab. Insgesamt drei Rufen an die Universität Jerusalem konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr folgen. Bis heute gilt David Katz, der 1953 in Stockholm verstarb, als Pionier der Psychologie, der stets einen eigenständigen Weg zwischen den modischen Strömungen der psychologischen Wissenschaft beschritt.

    Für die 1. David-Katz-Vorlesung am 9.10.03 um 14 Uhr in der Aula der Universität haben der Landesrabbiner Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, der Rektor der Universität Rostock, Prof. Dr. Wendel sowie der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Wolfgang Sucharowski, Grußworte zugesagt. Für die musikalische Umrahmung sorgen Künstler des jüdischen Theaters Mecklenburg-Vorpommern "Mechaje". Die Veranstaltung wird aufgezeichnet, um auch Dr. Gregor Katz, den noch in Schweden lebenden jüngeren Sohn von David Katz, an der Ehrung seines Vaters wenigstens indirekt teilhaben zu lassen.

    Den Festvortrag wird Prof. Dr. Marcus Hasselhorn von der Universität Göttingen zum Thema " Entwicklung und Entwicklungsstörungen des Arbeitsgedächtnisses" halten. Prof. Hasselhorn lehrt und forscht am Georg-Elias-Müller Institut, das nach dem Doktor- und Habilitationsvater von David Katz benannt ist. Prof. Hasselhorn wird sich in seinem Vortrag vor allem auf Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen konzentrieren, ein Thema für das sich das Ehepaar Katz sicher brennend interessiert hätte.

    Kontakt und weitere Informationen:
    Prof. Dr. Christoph Perleth, August-Bebel-Straße 28, 18051 Rostock,
    Tel.: 0381 / 498-2650, Fax: 0381 / 498-2684
    Email: christoph.perleth@uni-rostock.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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