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02.08.2018 16:50

Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2018 geht an den Politologen Simon Koschut

Vera Klopprogge Presse- und Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

    Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) verleiht zu Ehren ihres langjährigen Leiters, Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, den nach ihm benannten Preis für die beste postdoktorale Monografie aus der Friedensforschung. Eine ExpertInnen-Jury zeichnete in diesem Jahr das Werk „Normative Change and Security Community Desintegration. Undoing Peace“ des Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Simon Koschut von der Freien Universität Berlin aus.

    Simon Koschut widmet sich in seiner eingereichten Arbeit der sogenannten Desintegration – dem Zerfall – von Sicherheitsgemeinschaften, die als stabile Regime des Friedens gelten. Desintegration ist ein Thema, das die dreiköpfige Jury vor dem Hintergrund des Brexit, die Diskussionen um den G7- Gipfel oder die mit der Begründung der „Sicherung der nationalen Sicherheit“ vom US-Präsidenten Donald Trump geführten Handelskriege mit Europa als „aktueller denn je“ bewertet. Die Jurorin und Friedensforscherin Prof. Dr. Eva Senghaas-Knobloch hebt stellvertretend für die Jury die „Sorgfalt und Materialreichtum der Qualifikationsarbeit des Politikwissenschaftlers“ hervor, der derzeit an der Freien Universität Berlin lehrt und an der Universität Potsdam promoviert und habilitiert hat.

    Simon Koschut interessiert sich in seiner Monografie dafür, wie sich der Zerfall von Sicherheitsgemeinschaften erklären lässt und beleuchtet Mechanismen, Prozesse und Akteure. Als Fallbeispiele wählt er dafür als historisches Beispiel den Deutschen Bund, der 1815 gegründet wurde und 1866 wieder zerfiel. Dem gegenüber stellt er den – bisherigen – Nichtzerfall der NATO (North Atlantic Treaty Organization) im 21. Jahrhundert. Er stützt sich in seiner Analyse auf die theoretischen Grundlagen von Karl W. Deutsch (1912 - 1992), in denen normative Ordnungen und ihr Wandel eine wichtige Rolle spielen. Simon Koschuts zentrale These: der entscheidende Faktor für einen Zerfall von Sicherheitsgemeinschaften ist der Verfall gemeinsamer Normen. Normen, die er auch eng an Akteure und ihre Handlungsmacht (sogenannte „agency“) knüpft und dabei verschiedene Typen dieser Handlungsmacht identifiziert, wie beispielsweise die von Staaten und Regierungen oder von transnationalen sozialen Bewegungen.

    Die Normenforschung sei besonders auf internationale Normen und auf Staaten bezogen bereits gut etabliert, so die Jury. Mit Blick auf internationale Sicherheitsgemeinschaften sei die Normenforschung aber noch in ihren Anfängen. „Simon Koschut leistet deshalb mit seiner Studie einen wichtigen Beitrag zur Forschung über Sicherheitsgemeinschaften. Seine Arbeit verbindet ein hohes Niveau theoretischer Reflexionen mit systematischen empirischen Fallanalysen“, sagt Dr. Jonas Wolff, Juror und Vorstandsmitglied der HSFK. Der Juror Dr. Jörn Grävingholt vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik ergänzt: „Wer verstehen will, wie Normenwandel zur Stabilisierung oder Destabilisierung von Friedensordnungen beitragen kann, sollte dieses Buch lesen.“

    Die Preisverleihung findet im Rahmen der HSFK-Jahreskonferenz „Verification in Crisis, the Crisis of Verification" am 21. September 2018 in Frankfurt am Main statt. Weitere Informationen zur Jahreskonferenz unter https://www.hsfk.de/veranstaltungen/veranstaltung/news/hsfk-jahreskonferenz-2018...

    Über Simon Koschut

    Der Politologe Prof. Dr. Simon Koschut ist Gastprofessor für Internationale Beziehungen am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Vorherige Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere waren unter anderem die Universität Erlangen-Nürnberg, das Weatherhead Center for International Affairs an der Harvard University (USA) und die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Weitere Informationen zu seiner Monografie „Normative Change and Security Community Desintegration. Undoing Peace“ unter https://www.palgrave.com/de/book/9783319303239#aboutBook

    Über den Ernst-Otto-Czempiel-Preis

    Der Ernst-Otto-Czempiel-Preis wird für die beste postdoktorale Buchveröffentlichung im Bereich der Friedensforschung der jeweils letzten beiden Jahre verliehen. Der Preis wird seit 2007 alle zwei Jahre verliehen und ist nach Ernst-Otto Czempiel (1927 - 2017), HSFK-Mitgründer und Friedensforscher, benannt. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ist einer der am höchsten dotierten Wissenschaftspreise der Friedensforschung in Deutschland.

    Über das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

    Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) ist eine vom Bund und dem Land Hessen geförderte Stiftung öffentlichen Rechts. Die HSFK forscht zu friedensrelevanten Fragestellungen. Sie betreibt erkenntnisorientierte Grundlagenforschung und transferiert praxisrelevante Ergebnisse in Politik und Gesellschaft. Mit über 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Wissenschaft, Verwaltung und Kommunikation ist die HSFK eines der größten Friedensforschungsinstitute in Deutschland. Das 1970 gegründete Institut ist seit 2009 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Weitere Informationen unter www.hsfk.de


    Originalpublikation:

    Koschut, Simon 2016: Normative Change and Security Community Disintegration:
    Undoing Peace, New York: Palgrave Macmillan https://www.palgrave.com/de/book/9783319303239#aboutBook


    Weitere Informationen:

    https://www.hsfk.de/die-hsfk/preise/


    Bilder

    Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2018 geht an den Politologen Simon Koschut
    Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2018 geht an den Politologen Simon Koschut
    Freie Universität Berlin
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Politik
    überregional
    Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2018 geht an den Politologen Simon Koschut


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