Große Menschenaffen sind schlau – kleine aber auch: Für eine Studie untersuchten Biologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) das Verhalten von Gibbons im Zoo. Die langarmigen Äffchen zeigten sich dabei überraschend flexibel und verstanden ihre menschlichen Verwandten intuitiv richtig.
Während das Verhalten von Schimpansen, Gorillas oder Orang Utans gut erforscht ist, weiß man wenig über die kleinen Menschenaffen aus Südostasien. Prof. Dr. Sabine Begall und Kai Caspar von der Allgemeinen Zoologie der UDE wollten herausfinden, inwieweit Gibbons verschiedene Signale ohne vorheriges Training deuten können und wie anpassungsfähig sie ihre Hände nutzen.
Elf Äffchen sollten Zeigegesten, Kopf- und Körperausrichtung und die bloße Blickrichtung eines Versuchsleiters als Hinweise auf verstecktes Futter deuten. Verstanden sie die Gesten und wählten von zwei identischen Bechern den richtigen, wurden sie belohnt. Interpretierten sie falsch, fiel die Belohnung aus. „Überraschenderweise lagen die Gibbons in der Gruppe bei fast allen Signaltypen richtig, nur die Blickrichtung konnten sie nicht deuten“, so Kai Robert Caspar. „Damit waren sie erfolgreicher als die meisten getesteten Gruppen großer Menschenaffen.“ Nochmal bessere Gesamtergebnisse erzielten jeweils die Affen, die an Menschen gewöhnt waren. „Diesen Effekt auf das Verhalten kennt man auch von ihren großen Verwandten, aber er konnte bei Gibbons bisher nicht belegt werden.“
Die Forscher vermuten, dass die kognitive Basis für das Verständnis verschiedener Aspekte menschlicher Kommunikation bereits beim gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Gibbon vorhanden gewesen sein könnte. „Das würde erklären, warum Gibbons unerwartet flexibel Gesten deuten können, die nicht zu ihren Verhaltensrepertoires gehören“, erklärt Caspar.
Dokumentiert wurde auch die Händigkeit der Affen. Die meisten der 18 getesteten Gibbons bevorzugten entweder die linke oder die rechte Hand zum Greifen der Becher – wie fast alle Primaten. „Wir wollten testen, ob Gibbons so wie Menschen eine bevorzugte Hand für verschiedene Aktionen haben. Unsere Tests zeigen, dass das nicht der Fall ist und die Händigkeit bei Gibbons von der Situation abhängt.“ Große Menschenaffen zeigten sich in Versuchen dagegen weniger flexibel und blieben bei ihrer bevorzugten Hand. „Bei Gibbons gibt es ungefähr gleich viele Rechts- wie Linkshänder“, so Caspar, „anders als bei den großen Menschenaffen und uns Menschen.“
Die UDE-Biologen wollen auf diesem Feld weiter forschen. Ihre Auftaktergebnisse haben sie kürzlich im Fachblatt PeerJ veröffentlicht: https://peerj.com/articles/5348/
Hinweis für die Redaktion:
Ein Foto eines Gibbonweibchen beim Test auf das Verständnis visueller Signale (Fotonachweis Kai Caspar) stellen wir Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung: https://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php
Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/379-1488
Kai Robert Caspar, Fakultät für Biologie, kai.caspar@stud.uni-due.de
Prof. Dr. Sabine Begall, Fakultät für Biologie, sabine.begall@uni-due.de, Tel. 0201/183-4310
https://doi.org/10.7717/peerj.5348
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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