idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.08.2018 09:56

Wie sicher sind unsere Brücken?

Franka Platz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

    Der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua (Italien) am 14. August hat grundsätzliche Fragen nach der Sicherheit von Brücken aufgeworfen. Prof. Klaus Holschemacher, Leiter des Instituts für Betonbau (IfB) an der HTWK Leipzig, gibt Antworten.

    Wie sicher sind denn unsere Brücken?
    Prof. Klaus Holschemacher: Brücken gehören zu den am besten überwachten Bauwerken in Deutschland überhaupt. Die Überwachungszyklen sind in einer nationalen Norm, der DIN 1076 geregelt. Danach muss im Abstand von sechs Jahren eine sehr intensive Bauwerksinspektion, die sogenannte Brückenhauptprüfung, erfolgen. Im Ergebnis der Brückenhauptprüfung wird eine Aussage zum Zustand des betreffenden Bauwerks getroffen. Sofern notwendig, werden unverzüglich Verkehrsbeschränkungen vorgenommen, zum Beispiel in Form von Geschwindigkeitsbeschränkungen, einer Reduzierung der nutzbaren Fahrbahnbreite oder durch Überquerungsverbot für Fahrzeuge ab einem bestimmten Gewicht. Im Anschluss werden dann, wenn die finanziellen Mittel bereitstehen, die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen geplant und durchgeführt. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit für einen Brückeneinsturz in Deutschland als äußerst gering einzustufen. Das gilt übrigens nicht nur für Straßenbrücken sondern auch für Bahnbrücken. Auch die Bauweise spielt dabei keine Rolle, da die Sicherheitsanforderungen für Stahl-, Stahlbeton-, Spannbetonbrücken usw. gleich sind.

    Was müssen Brücken aushalten?
    Prof. Klaus Holschemacher: Brücken werden für einen Nutzungszeitraum von 100 Jahren geplant. Das schließt eine länger andauernde Nutzung nicht aus. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auf die mit zunehmendem Bauwerksalter unvermeidlichen Änderungen der Baustoffeigenschaften rechtzeitig reagiert und, sofern erforderlich, entsprechende Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Hinzu kommt, dass die auf die Brücken einwirkenden Lasten durch die Zunahme des Schwerlastverkehrs in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen sind. Deshalb werden auch die für Brücken zu beachtenden Einwirkungsnormen regelmäßig überarbeitet, um dieser Situation Rechnung zu tragen. Auch bei bereits vorhandenen Brücken wird nachgerechnet, ob sie den gestiegenen Lasten standhalten können.

    In der Leipziger Volkszeitung vom 15.8. wird ein Dozent der Universität für Ingenieurwissenschaften Genua mit den Worten zitiert: „Das Ingenieurswesen ist beim Ponte Morandi gescheitert.“Sehen Sie das auch so?
    Prof. Klaus Holschemacher: Es wäre nicht seriös, wenn ich mich ohne Kenntnis der Ursachen des Brückeneinsturzes dazu äußern würde. Ich sehe in unserer Region ein ganz anderes Problem. Brückenprüfungen, Planungen und Bauarbeiten müssen ja am Ende von jemandem durchgeführt werden. Wir haben aber derzeit einen dramatischen Mangel an Baufacharbeitern und Bauingenieuren zu verzeichnen. Zumindest im akademischen Bereich, also bei der Ausbildung von Bauingenieuren, wird an der HTWK Leipzig ja etwas dagegen getan. Allerdings können auch wir mit unseren Absolventenzahlen den Bedarf der Wirtschaft im Moment bei Weitem nicht decken.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher, Fakultät Bauwesen, HTWK Leipzig
    Tel. +49 341 3076-6267
    klaus.holschemacher@htwk-leipzig.de


    Bilder

    Praxisnahes Studium: Diese Brückenmodelle wurden von HTWK-Studierenden beim Brückenmodellwettbewerb 2018 eingereicht und auf ihre Belastbarkeit getestet.
    Praxisnahes Studium: Diese Brückenmodelle wurden von HTWK-Studierenden beim Brückenmodellwettbewerb ...
    Foto: Maren Petrich/HTWK Leipzig
    None

    Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher
    Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher
    Foto: Johannes Ernst/HTWK Leipzig
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Bauwesen / Architektur, Verkehr / Transport, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Praxisnahes Studium: Diese Brückenmodelle wurden von HTWK-Studierenden beim Brückenmodellwettbewerb 2018 eingereicht und auf ihre Belastbarkeit getestet.


    Zum Download

    x

    Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).