Arbeitstagung der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten e.V. (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV) am 10. und 11. Oktober in Gießen
Namhafte Experten aus dem In- und Ausland befassen sich auf einer gemeinsamen Arbeitstagung am 10. und 11. Oktober 2003 in Gießen (ab 8.30 Uhr im Zentrum für Anatomie und Zellbiologie der Universität, Aulweg 123) mit Fragen im Zusammenhang von Virusübertragungen im Bereich der ärztlichen Tätigkeit und des Krankenhauses. Zum Wissensaustausch über Prävention, Diagnose, Therapie und der Prüfung eines Regelungsbedarfes im öffentlichen Gesundheitswesen laden hierzu erstmalig die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten e.V. (DVV) und die Gesellschaft für Virologie (GfV) ein. Gerade in jüngster Zeit gewann diese Thematik bei Virusübertragungen von medizinischem Personal auf Patienten und umgekehrt an öffentlicher Brisanz; dabei handelt es sich um ein Thema, dem sich Tagungsleiter Prof. Dr. Wolfram H. Gerlich, Institut für Medizinische Virologie Gießen, seit Jahren in besonderer Weise widmet.
"Iatros" und "Nosokomeion" - die griechischen Bezeichnungen für Arzt und Krankenhaus geben der diesjährigen Arbeitstagung der DVV und GfV ihren Namen: "Nosokomiale und iatrogene Virusinfektionen". Hinter dieser schlichten Bezeichnung steht nichts Geringeres als die Gefahr, im Rahmen ärztlichen Handelns oder bei Krankenhausaufenthalten mit Viren - besonders Hepatitis C- und B-Viren, aber auch mit HIV - infiziert zu werden. Diese speziellen Übertragungssituationen betreffen jeweils beide Seiten: Arzt und Pflegepersonal sind durch infizierte Patienten ebenso gefährdet, wie Patienten durch medizinisches Personal und Mitpatienten. Besonders in den Bereichen der operativen und invasiven Medizin ist eine Virusübertragung durch Blut-Blut-Kontakt möglich; dies wird ebenso wie die Virussicherheit von Transplantaten und Blutprodukten auf der Tagung aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet werden.
Für die Patienten besteht im Rahmen von Therapien oder Erkrankungen, die eine Unterdrückung des Immunsystems zur Folge haben, eine besondere Empfänglichkeit für Viren, auch solche, die bei Immungesunden keine ernsthaften Erkrankungen auszulösen vermögen. Dies betrifft abwehrgeschwächte Transplantatempfänger ebenso wie chemotherapeutisch behandelte Krebspatienten.
In der operativen Medizin stehen Tätigkeiten mit erhöhtem Übertragungsrisiko, vor allem der Thorax- und Herzchirurgie, der Gesichts- und Kieferchirurgie, im Focus des Interesses. Die Infektion eines Arztes bei diesen Tätigkeiten, die im Falle der Hepatitis C und B möglicherweise zu einer chronischen Infektion des Arztes führen kann, hat nicht selten drastische berufliche Konsequenzen bis hin zur Aufgabe des Berufes zur Folge. Diese Entscheidungen von Krankenhausleitungen werden oftmals ohne eine ausreichende wissenschaftliche Grundlage gefällt, denn infiziert zu sein heißt nicht ohne weiteres auch infektiös zu sein. Hier werden neben der Betonung der Präventions- und Überwachungsaufgaben im Gesundheitswesen auch wissenschaftliche Leitlinien zu diskutieren sein. Impfungen - besonders bei Hepatitis B - und verstärkte virologische Diagnostik sind hierbei die Stichworte.
Abzugrenzen hiervon sind Virusübertragungen durch Arzneimittel. Hier sind Blutprodukte, Plasmaderivate, Organe und Gewebe menschlichen und tierischen Ursprungs zu nennen. Die großen Fortschritte der Virussicherheit, aber auch das Auftreten neuer Risiken in solchen biologischen Arzneimitteln sind das zweite Thema der Tagung.
Die "Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten e.V." (DVV), eine interdisziplinäre Vereinigung von Gesundheitsbehörden und Forschungsinstituten, widmet sich seit 1954 dem Zurückdrängen von Virusinfektionen mit Instrumenten der medizinischen Virologie und des öffentlichen Gesundheitswesens. Anfänglich zur Bekämpfung der Kinderlähmung (Poliomyelitis) gegründet, wurden ihre Aufgaben durch immer neue Gefahren von Viruserkrankungen und neuen Übertragungswegen herausgefordert. Prof. Dr. Peter Wutzler, Universität Jena, ist ihr derzeitiger Präsident. Gemeinsam mit der "Gesellschaft für Virologie e.V." (GfV) als virologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum (Präsident: Prof. Dr. Hans-Dieter Klenk, Universität Marburg) werden jährlich Arbeitstagungen unter verschiedenen Leitthemen veranstaltet.
Der Tagungspräsident der diesjährigen Arbeitstagung, Prof. Dr. Wolfram H. Gerlich, Leiter des Instituts für Medizinische Virologie der Justus-Liebig Universität Gießen, hat das diesjährige Thema besonders fokussiert. Das Gießener Institut ist seit Jahren Nationales Konsiliarlabor und Expertenlabor des Robert-Koch Instituts für Hepatitits B und D sowie für durch Blutprodukte übertragbare Virusinfektionen. Prof. Gerlich berät zahlreiche nationale und internationale Gremien (u.a. die WHO) zum Thema Virussicherheit, so als Vorsitzender der Kommission Virussicherheit der DVV und der GfV, als Mitglied des Arbeitkreises Blut beim Bundesministerium für Gesundheit und mehrerer Kommissionen der Bundesärztekammer in Fragen Virussicherheit.
Gerade angesichts der Herausforderungen der Wissenschaft und des öffentlichen Gesundheitswesens durch das Aufkommen neuer viraler Erreger und die beschleunigte Ausbreitung von Virusinfektionen in einer hochzivilisierten Gesellschaft, stellen sich diese Fragen mehr denn je den Tagungsteilnehmern aus Wissenschaft und Politik. Die diesjährige Arbeitstagung der DVV und GfV in Gießen versucht, die Diskussion zu diesem Thema auf eine breitere Grundlage zu stellen und die am Gesundheitswesen Beteiligten hierfür zu interessieren und hierüber zu informieren.
Kontakt:
Dr. Christian G. Schüttler
(Tagungssekretär)
Institut für Medizinische Virologie
Frankfurterstr. 107
35392 Gießen
0641/99-47753
0641/99-41201 (Sekretariat)
e-mail: christian.schuettler@viro.med.uni-giessen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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