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28.08.2018 11:26

Ambulante Versorgung in Notfällen

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

    Neuer Leitfaden zeigt, wie die Versorgung von Pflege­bedürftigen in Schadens­lagen gelingt

    Wie kann die ambulante Versorgung von Pflege- und Hilfsbedürftigen in Schadenslagen sichergestellt werden, wenn Zufahrtswege gesperrt sind und Angehörige und Pflegedienste die Betroffenen nicht erreichen können? Das IAT der Universität Stuttgart untersucht im Forschungsprojekt KOPHIS, wie die Versorgung durch strukturierte Zusammenarbeit relevanter Akteursgruppen gelingen kann.

    Pflege- und hilfsbedürftige Menschen sind im Alltag häufig auf Unterstützung durch Angehörige, Nachbarn oder Pflegedienste angewiesen, erst recht aber in Schadenslagen wie bei einem Hochwasser, einem längerfristigen Stromausfall oder einem anhaltenden Wintersturm. Doch was passiert, wenn die Helferinnen und Helfer die Pflege- oder Hilfsbedürftigen nicht mehr erreichen können, weil die Zufahrtswege gesperrt oder die Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt sind?

    Hilfeleistungssysteme orientieren sich an den Bedarfen der durchschnittlichen Bevölkerung

    Die Praxis zeigt, dass es keinen Standardprozess gibt, um die ambulante Versorgung von Pflege- und Hilfsbedürftigen in Schadenslagen aufrechtzuerhalten. Die Hilfeleistungssysteme orientieren sich in der Regel an den angenommenen Bedarfen der durchschnittlichen Bevölkerung und sind nicht auf die Versorgung von Pflege- und Hilfsbedürftigen ausgelegt – obwohl diese Bevölkerungsgruppe in Deutschland stetig wächst. Zudem sind die Ressourcen der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie z.B. Feuerwehren, Hilfsorganisationen oder das Technische Hilfswerk (THW) begrenzt und in einer Schadenslage ohnehin stark strapaziert. Die spezifischen Bedarfe von Pflege- und Hilfsbedürftigen, die zu Hause leben, können daher nicht gedeckt werden und sind obendrein den Katastrophenschutzbehörden kaum bekannt. Auch die nötige Vernetzung zwischen den Bereichen Katastrophenschutz und Pflege fehlt meist. Das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart hat daher in drei Regionen in Hessen untersucht, wie die Versorgung dennoch gelingen kann. Die Studienergebnisse, konkrete Empfehlungen für die Zusammenarbeit und Anleitungen für BOS, Kommunen, Landkreise und ambulante Pflegedienste beschreibt der nun veröffentlichte Handlungsleitfaden »Zusammenarbeit erfolgreich gestalten«.

    Handlungsleitfaden gibt Hilfestellungen für die erfolgreiche Vernetzung und Versorgung

    Vier Aspekte sind für die erfolgreiche Versorgung besonders wichtig: 1. Die relevanten Akteursgruppen müssen sich untereinander kennen und um die Ressourcen des anderen wissen. Während die Kreisverwaltungen und die BOS bestens vernetzt sind, fehlt die Verbindung zur kommunalen Sozialverwaltung, die die Pflegeberatung in einer Kommune übernimmt. Um die ambulante Versorgung aufrechtzuerhalten, sollten die genannten Akteursgruppen 2. Netzwerke bilden und diese institutionalisieren, z. B. über gemeinsame Arbeitskreise, Netzwerktreffen und regelmäßige Übungen. Dies hilft, in Krisen die richtigen Köpfe zu kennen und schnell eine Zusammenarbeit zu etablieren. 3. Insbesondere die BOS sollten die Versorgung von Pflege- und Hilfsbedürftigen vordenken und entsprechende Maßnahmenpläne erarbeiten, idealerweise gemeinsam mit den anderen Akteursgruppen. Für die Vorbereitung hilft es, die grobe Zahl der potenziell Betroffenen über eine Faustformel zu schätzen. Und schließlich sollten die Akteursgruppen 4. die Zusammenarbeit systematisch angehen – der KOPHIS-Handlungsleitfaden zeigt wie.
    Das Verbundprojekt KOPHIS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (FKZ 13N13870), dem Deutschen Roten Kreuz koordiniert und vom IAT der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Katastrophenforschungsstelle der Freien Universität Berlin, dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und dem Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen GmbH durchgeführt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Veronika Zettl
    Urban Data and Resilience
    Fraunhofer IAO
    Nobelstraße 12
    70569 Stuttgart
    Telefon +49 711 970-2378
    E-Mail: veronika.zettl@iao.fraunhofer.de


    Originalpublikation:

    https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/presse-und-medien/aktuelles/2063-ambulante...


    Weitere Informationen:

    http://Verbundprojekt KOPHIS: https://www.kophis.de/
    http://Download der Studie: https://www.muse.iao.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/publikationen/download...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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