Türkische Forscherin untersucht, wie heranwachsendes Leben geprägt wird
Aydan Bulut Karslioglu, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin, ist eines von sechs internationalen Forschertalenten, die in diesem Jahr von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit einem Sofja Kovalevskaja-Preis ausgezeichnet werden. Die Wissenschaftlerin erhält 1,64 Millionen Euro, um eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen. Gemeinsam mit ihrem Team will sie die Verbindung zwischen äußeren Einflüssen wie Lebenswandel oder Ernährung und den Abläufen innerhalb des Embryos untersuchen.
Schon während der Schwangerschaft wirken sich Umwelteinflüsse wie Lebenswandel, Ernährung oder auch der Stresspegel der Mutter auf den heranwachsenden Embryo aus. Die externen Einflüsse können Markierungen im Genom hinterlassen, ohne die DNA-Sequenz des Embryos zu verändern. Solche „epigenetischen“ (= über der DNA liegenden) Regulationsmechanismen tragen wesentlich zur Entwicklung des frühen Embryos bei, indem sie beeinflussen, welche Gene aktiviert werden und welche nicht.
Die Molekularbiologin Aydan Bulut-Karslioglu ist auf ebendiese Phase spezialisiert. Sie verbindet die Epigenetik mit der Metabolomik, einem noch recht jungen Forschungszweig: Hier wird das Metabolom untersucht, das die Gesamtheit der Stoffwechselvorgänge einer Zelle zusammenfasst. Auch metabolische Einflüsse gelten als prägend für die frühe embryonale Entwicklung. Die metabolisch-epigenetischen Zusammenhänge bei der Zelldifferenzierung bis hin zur Entwicklung von Organen sind bislang allerdings noch weitgehend unbekannt.
Bulut-Karslioglu wird sich als Sofja Kovalevskaja-Preisträgerin mit diesen Vorgängen befassen und insbesondere zum pluripotenten Zellstadium forschen, in dem sich Zellen noch zu allen Zelltypen entwickeln können. Sie baut ihre Gruppe am Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik innerhalb der Abteilung Genomregulation (Leitung: Alexander Meissner) auf.
Hintergrundinformation
Dr. Aydan Bulut-Karslioglu wurde in der Türkei geboren und studierte zunächst an der Middle East Technical University in Ankara, bevor sie für ihren Master-Abschluss an die Bilkent-Universität wechselte. Als Doktorandin ging sie 2008 nach Deutschland an das Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg, wo sie nach ihrer Promotion zunächst als Postdoc weiter forschte. Von Ende 2013 bis Mai 2018 war Aydan Bulut-Karslioglu als Postdoctoral Researcher an der University of California, San Francisco in den USA tätig, bevor sie im Juli 2018 an das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin wechselte.
Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte und von der Alexander von Humboldt-Stiftung verliehene Sofja Kovalevskaja-Preis gehört zu den höchstdotierten Wissenschaftspreisen Deutschlands: Die Preisträger erhalten je bis zu 1,65 Millionen Euro. Mit dem Sofja Kovalevskaja-Preis bekommen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in einer frühen Phase ihrer Karriere Risikokapital für innovative Projekte. Sie forschen bis zu fünf Jahre lang an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen und bauen eigene Arbeitsgruppen an ihren Gastinstituten auf.
Die Sofja Kovalevskaja-Preise 2018 werden am 22. November 2018 bei einer Preisverleihung in Berlin feierlich überreicht.
Dr. Aydan Bulut-Karslioglu
Foto: D. Ausserhofer / © Max-Planck-Institut für molekulare Genetik
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Medizin
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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