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09.10.2003 16:00

Beim Enddarmkrebs wären mehr Heilungen möglich

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Die Operationstechnik der "Totalen Mesorektalen Exzision" verhindert lokales Wiederauftreten des Tumors und schont wichtige Nervenstränge

    In Deutschland könnten wesentlich mehr Menschen mit Enddarmkrebs geheilt werden, wenn eine bestimmte Methode der Tumorentfernung, die sogenannte "Totale Mesorektale Exzision", flächendeckend angewendet würde. Bislang wird diese Operationsmethode nur an verschiedenen chirurgischen Zentren praktiziert. Dies stellten Chirurgen bei einer Pressekonferenz in Heidelberg anlässlich des internationalen Kongresses über die Behandlung des Enddarmkrebses fest, der vom 9. bis 11. Oktober in Heidelberg stattfindet und von rund 500 Teilnehmern aus 23 Ländern besucht wird.

    In Deutschland erkranken jährlich ca. 57.000 Menschen an Darmkrebs, meist zwischen 50 und 70 Jahren. Über die Hälfte der Tumoren sind im Enddarmbereich angesiedelt. Heute können schon etwa 60 bis 80 Prozent der Patienten, abhängig vom Krankheitsstadium, geheilt werden.

    Risiko der Impotenz auf unter 30 Prozent gesunken / Permanenter künstlicher Darmausgang bei 10 Prozent

    "Die sogenannte Totale Mesorektale Exzision ist in der Lage, das Risiko für das Wiederauftreten (Rezidiv) eines Enddarmkrebses erheblich zu verringern," erklärte Prof. Dr. Dr. h.c. Markus W. Büchler, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. Bei anderen Operationstechniken sei mit einem Rezidiv bei etwa 30 Prozent der Patienten zu rechnen. Mit der TME sind es nur etwa 4 Prozent, abhängig von der Erfahrung und Sorgfalt des Operateurs sowie von der Anzahl der TME-Eingriffe, die an einem Zentrum durchgeführt werden.

    Die Operationstechnik wurde vor 20 Jahren von dem britischen Chirurgen Prof. Dr. Bill Heald, Basingstoke, England, entwickelt, und wird seitdem mit großem Erfolg an zahlreichen chirurgischen Zentren in der ganzen Welt praktiziert. Ihr zweiter Vorteil ist die Schonung der Nerven, die für Kontinenz und Potenz verantwortlich sind. Noch vor 20 Jahren sei nahezu immer eine Impotenz die Folge gewesen, heute sei dieses Risiko auf unter 30 Prozent beschränkt, sagte Prof. Büchler. Auch die Notwendigkeit, einen permanenten künstlichen Darmausgang anzulegen, sei gesunken; dies sei nur noch bei 10 Prozent der Patienten erforderlich.

    "Das Besondere an der TME ist die komplette Entfernung des sogenannten Mesorektums, zusätzlich zu dem tumortragenden Darmabschnitt", sagte Prof. Heald. Dabei handelt es sich um die Hüllschicht des Enddarms, die aus Binde- und Fettgewebe besteht und Lymphbahnen und Blutgefässe enthält, in die Tumorzellen bevorzugt abwandern. Die Entfernung des Mesorektums kann daher das Risiko für ein Lokalrezidiv erheblich senken.

    Lokalrezidive des Enddarmkrebses sind schwer zu entfernen

    Lokalrezidive des Enddarmkarzinoms sind besonders schwer zu operieren, da sie schwer zugänglich sind und in unmittelbarer Nachbarschaft von Blase, Prostata oder Vagina auftreten und somit nur durch sehr ausgedehnte Eingriffe zu behandeln sind. Die Rezidive können starke Beschwerden und Schmerzen verursachen und letztlich zum Tode führen. Daher ist ein Vermeiden des Lokalrezidivs von großer Bedeutung.

    Operationen am Enddarm (Rektum) stellen eine besondere Herausforderung für den Operateur dar: Der bösartige Tumor muss komplett und mit hoher Sicherheit entfernt werden, die Stuhlkontinenz sollte dabei jedoch erhalten bleiben, also eine Verletzung des Schließmuskels im Enddarm vermieden werden. Da dies technisch häufig anspruchsvoll ist, gilt es als Qualitätsmerkmal großer chirurgischer Zentren, die Zahl der kompletten Rektumexstirpationen (Entfernung des Enddarmes mit Schließmuskel) möglichst gering zu halten. Daher ist in den letzten Jahren der Trend zu beobachten, dass Patienten mit Enddarmerkrankungen zunehmend in spezialisierten Zentren behandelt werden, wo ihnen die bestmöglichste Behandlung, unter Berücksichtigung des Erkrankungsstadiums, angeboten werden kann.

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Weitere Informationen:

    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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