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25.09.2018 17:22

Gegen Altersdiskriminierung, für mehr Lebensqualität im Alter: realistische Altersbilder

Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

    Der Internationale Tag des älteren Menschen am 1. Oktober bietet Anlass, einen Blick auf die vorherrschenden Altersbilder zu werfen

    "Ältere Arbeitnehmer/inn/en sind nicht leistungsfähig". "Kredite für Personen im Rentenalter sind zu risikobehaftet". "Wenn ich alt werde, werde ich krank und einsam". Negative Altersbilder – stereotype Überzeugungen, Vorstellungen und Erwartungen aufgrund des Alters – prägen allzu oft das Leben älter werdender und alter Menschen. Rund elf Prozent der Befragten im Deutschen Alterssurvey bspw. geben an, in den zwölf vorangegangenen Monaten entsprechende Erfahrungen gemacht zu haben: Sie fühlen sich aufgrund ihres Alters durch andere benachteiligt oder schlechter gestellt. Allerdings: Altersdiskriminierung wird oft nicht als solche wahrgenommen, weil es sich um Verhaltensweisen handelt, die als selbstverständlich hingenommen werden.

    Alterszuschreibungen finden sich in den verschiedensten Lebensbereichen wieder: in der Arbeitswelt, in der Gesundheitsversorgung oder im öffentlichen Leben, aber auch in der Wahrnehmung, im Verhalten und den kulturellen Werten - oft mit negativen Folgen für Individuen und für die Gesellschaft als Ganzes. Alt sein wird von vielen Menschen mit dem Nachlassen körperlicher Kräfte und geistiger Fähigkeiten gleichgesetzt, dies führt nicht selten zu Diskriminierung.

    Je nach Alter zeigt sich Altersdiskriminierung in unterschiedlichen Lebensbereichen stärker. Im Deutschen Alterssurvey berichten bspw. die noch im Erwerbsleben stehenden Altersgruppen (40- 69-Jährige) vermehrt von Diskriminierung im Bereich Arbeit und Arbeitssuche (rund 14 Prozent). In der medizinischen Versorgung hingegen wird Altersdiskriminierung am meisten von den ältesten Befragten wahrgenommen (70-85 Jahre, rund 7 Prozent). Oft wird bspw. älteren Menschen unterstellt, Ärzte und Ärztinnen nur aufgrund von Isolation und Einsamkeit aufzusuchen und nicht wegen behandlungsbedürftiger Erkrankungen. Dabei handelt es sich um ein altersdiskriminierendes Klischee, wie eine Untersuchung mit Daten des Deutschen Alterssurveys kürzlich zeigen konnte, das aber dazu führen kann, dass älteren Menschen wirksame Therapien vorenthalten werden.

    Und auch ältere Menschen selbst haben nicht selten negative Vorstellungen vom Alter. Solche Überzeugungen werden oft zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung: Älter werdende Menschen verhalten sich dann so, dass die negativen Erwartungen Realität werden. Zum Beispiel sind Personen mit einer negativen Vorstellung vom Alter häufig weniger gesund als andere, die damit positive Erwartungen verbinden.
    Immer mehr Menschen werden älter - Ältere haben einen wachsenden Anteil an der Bevölkerung. Abwertende Einstellungen, negative Stereotype und handfeste Benachteiligungen schaden: nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Gesellschaft als Ganzes. Dazu gibt es viele neue Erkenntnisse aus der internationalen Forschung. Eine gesellschaftliche Sensibilisierung für vorherrschende Altersdiskriminierung und ihre Folgen ist daher lohnend.
    „Es scheint sinnvoll, anstatt ausschließlich negativer und ausschließlich positiver Bilder die große Unterschiedlichkeit alter Menschen zu zeigen. Benötigt werden realistische und zugleich hoffnungsvolle Ansätze, die der Vielfalt des Alters gerecht werden. Und die Ermutigung, den eigenen Weg zu finden“, sagt Prof. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen Berlin. Er hat sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und gemeinsam mit Prof. Liat Ayalon (Bar-Ilan Universität, Israel) ein Buch zum Thema herausgegeben, in dem europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Wissen zum Thema Altersdiskriminierung zusammengefasst haben. „Die Vereinten Nationen bereiten z.B. eine Charta der Rechte älterer Menschen vor. Die Diskussion um die Charta hat das Potential, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie die Gesellschaft mit älteren Menschen umgeht – und damit auch mit uns als den Alten der Zukunft“.
    Weiterführende Informationen:

    Ayalon, L. & Tesch-Römer, C. (2018): Contemporary Perspectives on Ageism. Das Buch ist als sogenannte "open access" Publikation kostenfrei im Internet erhältlich (https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-319-73820-8).
    In 31 Kapiteln wird Altersdiskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen beschrieben, etwa auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitssystem. Zudem werden Konsequenzen von Altersdiskriminierung analysiert und Maßnahmen gegen Altersdiskriminierung vorgestellt, etwa in den Bereichen Bildung und Recht.

    Befunde auf Basis des Deutschen Alterssurveys, einer Untersuchung des Deutschen Zentrums für Altersfragen im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zu Altersdiskriminierung sind veröffentlicht in:
    • Beyer, A.; Wurm, S. & Wolff, J. (2017): Älter werden – Gewinn oder Verlust? Individuelle Altersbilder und Altersdiskriminierung. In: Mahne, K.; Wolff, J. K.; Simonson, J. & Tesch-Römer, C. (Hrsg.). (2017): Altern im Wandel. Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden: Springer VS. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-12502-8_22

    • Hajek, A. & König, H. (2018): Which factors lead to frequent attendance in the outpatient sector among individuals in the second half of life? Evidence from a population-based longitudinal study in Germany. BMC Health Services Research2018, 18:673, https://doi.org/10.1186/s12913-018-3487-x


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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