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10.10.2003 11:26

Virusforscher verfolgen Krebsentstehung auf molekularer Ebene

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Forschergruppe am Universitätsklinikums Jena stellt Untersuchungen zu Gebärmutterhalskrebs vor

    (Jena) Jährlich erkranken 7.000 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs. Bei 150.000 Frauen wird an der Gebärmutter eine Präkanzerose diagnostiziert, eine potenzielle Vorstufe der bösartigen Krebserkrankung. Damit ist Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) weltweit die dritthäufigste bösartige Erkrankung bei Frauen. Ausgelöst wird dieser Krebs von winzigen Warzenviren, humanen Papillomviren (HPV), die in der Regel sexuell übertragen werden. Obwohl die meisten Frauen im Verlauf ihres Lebens mit diesen Viren infiziert werden, entwickeln die wenigsten eine therapiepflichtige Präkanzerose oder gar einen Tumor. Die Infektion kann durch das Immunsystem ausgeschaltet werden. Unter bestimmten Umständen greifen die Viren aber in die menschliche DNA ein und stören die Abläufe in den Zellen derart, dass ein Grundstein für die Entartung der Zelle gelegt wird.

    Diese Zusammenhänge untersuchen Wissenschaftler der Frauenklinik der Universität Jena mit Hilfe der Molekularbiologie in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt. Zum Abschluss der sechsjährigen Förderung durch die DFG präsentiert die künftig fest am Klinikum eingerichtete Forschergruppe am 10. und 11. Oktober in Jena ihre bisherigen Ergebnisse zu den DNA-Tumorviren auf einem Kolloquium im wissenschaftlichen Austausch mit über 60 Forscherkollegen.

    Die Jenaer stellen dabei ihre Erkenntnisse zu den Ursachen des Gebärmutterhalskrebses auf genetischer Ebene vor. "Die Infektion mit dem Papillomvirus allein löst noch keinen Krebs aus", erklärt Prof. Dr. Matthias Dürst, wissenschaftlicher Leiter der Forschergruppe. Gemeinsam mit seinen 16 Mitarbeitern hat der Virusforscher herausgefunden, dass der Krebs die Folge genetischer Veränderungen der Chromosomen 4 und 10 der menschlichen DNA ist. Dürst: "Wir haben jetzt das Gebiet so weit eingegrenzt, dass wir uns auf die Suche nach den konkreten Genen begeben, deren Veränderung das Tumorwachstum begünstigt." Im Endeffekt sollen diese Forschungsarbeiten zur Entwicklung aussagekräftiger Früherkennungsmethoden durch den Nachweis dieser genetischen Veränderungen beitragen. Die Arbeit an einer wirksamen Zervixkarzinom-Vorsorge ist ein Schwerpunkt der Jenaer Forschergruppe. Denn den bisherigen Methoden geben die Wissenschaftler eher schlechte Noten. "Laut unseren Ergebnissen ist das derzeit angewandte Verfahren zur Früherkennung, der PAP-Test, als rein zytologische Untersuchung des Zellabstrichs von unterschiedlicher Qualität, teilweise sogar unzureichend. In einer Studie haben wir belegt, dass dabei in zwei Dritteln der untersuchten Fälle potenzielle Krebsvorstufen nicht als solche erkannt wurden", so Matthias Dürst. Entscheidend für erfolgreiche Therapiemaßnahmen ist aber ein rechtzeitiger und präziser Nachweis eines vorliegenden Krebsrisikos oder einer beginnenden Krebserkrankung.

    Die derzeitig unbefriedigende Situation haben die Jenaer mit Hilfe eines Tests auf Genebene feststellen können, der Papillomviren-DNA in Zellabstrichen nachweist. Nicht jede Papillomvirusinfektion führt aber zu Krebs - erst die genetischen Veränderungen auf den Chromosomen führen zu einem Tumorwachstum. Durch den Nachweis der Virus-DNA allein werden daher zu viele Frauen als gefährdet eingestuft. "Wir können aber belegen, dass umgekehrt aus dem Fehlen dieser DNA mit 99.6 prozentiger Sicherheit darauf geschlossen werden kann, dass die untersuchte Frau nicht an einer Präkanzerose oder Gebärmutterhalskrebs erkrankt ist", erklärt Matthias Dürst den Ansatz der Jenaer. Entsprechend wird jetzt in einer Folgestudie geklärt, ob sich eine solche Negativ-Diagnose auch als Vorhersage eignet, um auch für einen anschließenden Zeitraum die Gefahr einer Krebserkrankung ausschließen zu können. "Erste Ergebnisse sprechen dafür, dass für einen mehrjährigen Zeitraum nach einer solchen Vorsorgeuntersuchung die Entwicklung eines Tumors ausgeschlossen werden kann", so Dürst. Sollten sich diese Zwischenergebnisse erhärten, könnte dies in der Folge künftig zu einer veränderten Strategie für Vorsorgeuntersuchungen bei der Frau führen.

    Das Kolloquium findet im Hörsaal 5 des Universitätscampus Jena (Carl-Zeiß-Str. 3) statt. Beginn am 10. Oktober: 14. 00 Uhr, am 11. Oktober: 9.00 Uhr.

    (Helena Reinhardt)

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Matthias Dürst
    Universitätsfrauenklinik Jena,
    Gynäkologische Molekularbiologie
    Tel.: 03641 / 934275
    Fax: 03641 / 934272
    E-Mail: matthias.duerst@med.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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