idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.09.2018 10:49

Detailgetreu und doch integrativ: Wie schafft unser Gedächtnis beides gleichzeitig?

Kornelia Suske Pressestelle
Universitätsklinikum Magdeburg

    Eine neue Studie, die in dem Journal Neuron veröffentlicht wurde, zeigt, mit welchem Funktionsprinzip das menschliche Gedächtnis gleichzeitig detailgetreu und integrativ sein kann. Die Untersuchungen wurden gemeinsam von Wissenschaftlern des Instituts für Kognitive Neurologie und Demenzforschung der Universität Magdeburg (IKND), des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in der Helmholtz-Gemeinschaft (DZNE) und der University College London (UCL) durchgeführt.

    Die Studie löst das Rätsel, wie es unser Gedächtnis schafft, zwei sich widersprechende Anforderungen zu erfüllen: Auf der einen Seite ist unser Gedächtnis präzise, das heißt, es kann ähnliche Ereignisse trennen, auf der anderen Seite ist es verknüpfend (oder „integrativ“) und kann an Gemeinsamkeiten zwischen ähnlichen Ereignissen erinnern.

    Aktuelle rechnergestützte Theorien schlagen vor, dass dieser Widerspruch aufgelöst werden kann, wenn das Gedächtnis ähnliche Ereignisse erst getrennt abspeichert, aber diese getrennten Erinnerungen wieder ins Gedächtnis zurückgespeist werden, um im zweiten Schritt miteinander verknüpft zu werden. So könnte es möglich werden, präzise getrennte Erinnerungen und Verknüpfungen nebeneinander zu speichern.

    Diese Theorie im menschlichen Gehirn zu untersuchen, war bisher technisch nicht möglich, denn dies erfordert, dass die „Ausgabe“ (output) einer Gedächtnisregion und der „Eingang“ (input) getrennt erkannt werden. Diese Trennung erfolgt aber zwischen der oberflächlichen und tiefen Schicht der Hirnrinde und kann daher nur mit sehr hoch auflösenden Bildgebungsmethoden gemessen werden.

    In Kooperation mit Google Deepmind gelang einem Team mit Prof. Emrah Düzel (IKND, DZNE, UCL), Dr. Yi Chen (IKND) und Dr. David Berron (IKND und Universität Lund) mittels ultrahochauflösender funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT), Aus- und Eingänge in das Gedächtnis zu erkennen und deren Verknüpfung nachzuweisen. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf eine Hirnregion, die für das Gedächtnis von besonderer Bedeutung ist, dem Hippokampus.

    Diese Ergebnisse erlauben eine neue Sichtweise auf die Informationsverarbeitung im Hippokampus und unterstützen ein vereinheitlichendes Grundkonzept, bei dem der Hippokampus Strukturen höherer Ordnung über Erfahrungen hinweg erfasst, indem er einen dynamischen Speicherraum aus separaten episodischen Codes für individuelle Erfahrungen schafft.

    „Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zeigen eine neue Perspektive auf die Informationsverarbeitung im Hippokampus. Diese neuen Erkenntnisse bieten eine gute Basis, um wichtige Gedächtnisprozesse zu entschlüsseln und Gedächtnisstörungen im Alter und bei dementiellen Erkrankungen besser zu untersuchen“, so Prof. Emrah Düzel.

    Originalpublikation:
    https://www.cell.com/neuron/pdfExtended/S0896-6273(18)30682-2

    Kontakt:
    Prof. Dr. med. Emrah Düzel
    Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
    Medizinische Fakultät
    Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung
    http://www.med.uni-magdeburg.de/iknd.html
    Tel.: 0049 391 67 250 51
    Fax: 0049 391 67 250 60
    E-Mail: emrah.duezel@dzne.de

    Ögelin Düzel
    Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
    Universitätsklinik für Neurologie
    und Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie
    Leipziger Str. 44
    39120 Magdeburg
    Tel: 0049 391 6117535
    E-Mail: oegelin.duezel@med.ovgu.de

    Grafik:
    Unser Gedächtnis trennt alte Erinnerungen (Hund mit Mann) und neue Erlebnisse (Hund mit Frau) und kann trotzdem Gemeinsamkeiten entdecken (der gleiche Hund). Das wird durch Kommunikation tiefer und oberflächlicher Schichten der grauen Rinde in der Nähe des Hippokampus (farbige Region im Gehirn) ermöglicht.
    (Grafik: IKND/Uniklinik Magdeburg)


    Originalpublikation:

    https://www.cell.com/neuron/pdfExtended/S0896-6273(18)30682-2


    Bilder

    (siehe Pressemitteilung)
    (siehe Pressemitteilung)
    Grafik: IKND/Uniklinik Magdeburg
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    (siehe Pressemitteilung)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).