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14.10.2003 10:39

Der Joint ist kein Freund - Bremer Studie: Cannabiskonsum in der Pubertät schädigt Gesundheit

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Cannabis zählt heute neben Alkohol und Nikotin zu den weltweit am häufigsten konsumierten Drogen. Vor allem unter Jugendlichen gehört das Haschisch-Rauchen zum Alltag. Doch gerade junge Leute in der Pubertät sind durch Cannabiskonsum großen gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommen die Neurokognitionswissenschaftler Miriam Schneider und Michael Koch vom Institut für Hirnforschung der Universität Bremen.

    In einer umfangreichen tierexperimentellen Arbeit weisen sie nach, dass das Gehirn in der pubertären Entwicklungsphase für negative Effekte des Cannabis-Konsums besonders empfänglich ist. Die Bremer Forscher gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie halten auf Grund ihrer Forschungsergebnisse auch einen Zusammenhang zwischen pubertärem Cannabiskonsum und Schizophrenie für möglich. Diese Studie wurde im Oktober 2003 in der renommierten Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology veröffentlicht.

    Die Dichte der Bindungsstellen im Gehirn, welche für Cannabinoide, die aktiven Inhaltsstoffe der Hanfpflanze Cannabis sativa, empfänglich sind, ist zu Beginn der Pubertät sehr hoch. Die Wissenschaftler sprechen von einer extrem hohen Rezeptorendichte, die im Laufe der Pubertät langsam sinkt. Die Bremer Hirnforscher untersuchten die Reaktionen von pubertären und erwachsenen (adulten) Ratten nach Gabe des synthetischen Cannabinoids WIN 55,212-2. Geprüft wurden Aufmerksamkeitsleistungen, das Kurzzeitgedächtnis und die Motivation der Tiere. Es zeigte sich, dass die regelmäßige Verabreichung des Cannabinoids bei pubertären Tieren eine deutliche langfristige Beeinträchtigung in allen Verhaltenstests ergab, während die Gabe von WIN 55,212-2 bei erwachsenen Ratten keine Effekte zeigte. Die Aufmerksamkeitsstörungen blieben noch über 85 Tage nach Beendigung der Cannabinoid-Behandlung bestehen. Erst nach der Behandlung mit dem Antipsychotikum Haloperidol konnte der Defekt aufgehoben werden. Diese Ergebnisse bestätigen andere Untersuchungen, die einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen pubertärem Cannabiskonsum und der Entstehung oder Verschlechterung von Psychosen wie zum Beispiel der Schizophrenie zeigen.

    Die Konsequenz aus der Bremer Untersuchung: Die Pubertät stellt eine Entwicklungsphase dar, in der Cannabinoide besonders schädlich sind und Veränderungen im Gehirn verursachen. Die potenzielle Gefährdung von Jugendlichen, den Hauptkonsumenten von Cannabis, darf also auf keinen Fall unterschätzt werden, insbesondere unter dem Aspekt der zunehmenden Verwendung von Cannabispräparaten als Therapeutika bei diversen Erkrankungen auch bei Jugendlichen.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Institut für Hirnforschung
    Miriam Schneider
    Tel. 0421 / 218 9669
    E-Mail: miriam.schneider@uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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