Das großangelegte Digitalisierungsprojekt APPLAUSE stellt historische Fotoplatten aus mehr als einhundert Jahren astronomischer Beobachtung zahlreicher Sternwarten online zur Verfügung. Das mit speziellen Funktionen ausgerüstete digitale Archiv bewahrt dabei nicht nur den historischen Bestand, sondern bietet die damaligen Beobachtungsdaten in einer für die heutige Forschung verwertbaren Form an. So lassen sich beispielsweise Zeitlücken in Studien von langzeitveränderlichen Sternen füllen.
Seit mehr als 100 Jahren bedient sich die Astronomie der Fotografie, um Planeten, Sterne, Galaxien und andere astronomische Objekte zu erforschen. Gegen Ende der 1980er Jahre lösten digitale Empfänger die klassischen Fotoplatten fast vollständig ab. Dank ihrer Lebenszeiten von mehr als 100 Jahren sind letztere jedoch vor allem sehr zuverlässige Speicher.
In den Archiven der Sternwarten schlummerten hunderttausende solcher astronomischer Aufnahmen und warteten auf ihre zweite, jetzt digitale, wissenschaftliche Auswertung mit moderner Computer-Software. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), der Universität Hamburg, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und die Universität Tartu (Estland) haben die Digitalisierung dieser Fotoplatten in Angriff genommen.
Erst dadurch können diese Schätze vollständig analysiert werden. Die Fülle an Informationen, die in den alten fotografischen Aufnahmen enthalten ist, erlaubt den Blick in vergangene Jahrzehnte und mit Hilfe moderner Computerprogramme ein viel genaueres und objektiveres Vermessen von Milliarden von Sternen. Dass damit Daten über eine Periode von mehr als 130 Jahren zur Verfügung stehen, ermöglicht der Wissenschaft in völlig neuem Maße die Untersuchung von Langzeitphänomenen.
Das Web-Archiv umfasst in der dritten Veröffentlichung nun über 70.000 Scans von Fotoplatten aus dem Bestand von vier Observatorien in Deutschland und Estland. Zu den beobachteten Objekten gehören außer Sternen auch Planeten, Kometen und Asteroiden. Insgesamt wurden Informationen zu dreieinhalb Milliarden Objekten aus den Platten extrahiert und im Abgleich mit modernen astronomischen Katalogen identifiziert. Dazu ordneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst den gescannten Platten ihre Himmelskoordinaten zu – mit Hilfe von PyPlate, einer eigens dafür weiterentwickelten Software. Diese gleicht die Positionen der Objekte auf den Scans jeder Fotoplatte mit bekannten Konstellationen ab und kalibriert die Helligkeiten der Objekte, welche durch die Plattenemulsion beeinflusst werden. Durch diesen Schritt wird eine Vergleichbarkeit der Daten mit anderen Katalogen erreicht. Zusätzlich hat das Team in Handarbeit auch die Beobachtungsnotizen und Logbücher transkribiert und digital erfasst. Dank dieser Informationen können die historischen Daten für wissenschaftliche Studien verwendet und z.B. Umgebungsparameter wie Lufttemperatur und Beobachtungsqualität in die Datenauswertung einbezogen werden. Gleichzeitig illustrieren die Scans der Beobachtungslogbücher auch die astronomische Arbeitsweise des vergangenen Jahrhunderts und sind somit auch für Historiker von Interesse.
Das Gemeinschaftsprojekt des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP), der Universität Hamburg, der Bamberger Dr.-Remeis-Sternwarte der FAU und dem Tartu Observatory wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
AIP: Dr. Harry Enke, 0331-7499 433, henke@aip.de
Uni Hamburg: Prof. Dr. Jürgen Schmitt, Hamburger Sternwarte,
040-42838 8531, jschmitt@hs.uni-hamburg.de
FAU: Prof. Dr. Ulrich Heber, 0951-95222 14, ulrich.heber@sternwarte.uni-erlangen.de
Verschiedene Scans von historischen Fotoplatten, Logbüchern und Beobachtungsnotizen aus dem APPLAUSE ...
AIP/APPLAUSE
None
Am 30. September 1913 aufgenommene Belichtung des Andromedanebels. Zu diesem Zeitpunkt war noch unbe ...
(Credit: Hamburger Sternwarte/APPLAUSE)
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).