Altertumswissenschaftler und Byzantinisten tagen vom 23.-25. Oktober an der Universität Jena
Jena (15.10.03) Ob Helden oder Heilige, Märtyrer oder Popstars - alle Kulturen kennen solche Gestalten: legendäre Einzelgänger, die verkörpern, was viele Menschen gut und erstrebenswert finden. Die alten Griechen und Römer verehrten sie als Halbgötter und Wundertäter. Ihr Beispiel machte Werte anschaulich und prägte Moden und Mentalitäten. Die Spur dieser Stars der Antike durch die Welt von damals zu verfolgen - das ist das Ziel einer Tagung von Altertumswissenschaftlern und Byzantinisten, zu der vom 23.-25. Oktober rund 60 Teilnehmer an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erwartet werden.
"Formen und Funktionen von Leitbildern" lautet der Titel des Forscher-Treffens. "Leitbilder sind Ideen, die menschliches Handeln steuern, zum Beispiel Wertvorstellungen oder Verhaltensmuster", sagt Tagungs-Organisator Prof. Dr. Meinolf Vielberg vom Jenaer Uni-Institut für Altertumswissenschaften. "Verbreitet werden Leitbilder durch Medien, in der Antike etwa durch Heldensagen oder die Heiligenbiografien der Christen", so der Spezialist für lateinische Literatur weiter, "aber konkret zu erfahren sind sie nur, wenn sich jemand genau nach ihnen richtet und sie dadurch vorlebt". Deshalb gehört zum Leitbild stets die Leitfigur - ein Einzelner, der sich so verhält, dass seine Umgebung in ihm das abstrakte Ideal wiedererkennt.
An der Tagung beteiligt sind neben Jenaer Forschern vom Graduiertenkolleg "Leitbilder der Spätantike" und der Nachwuchsgruppe "Spätantike und byzantinische Literatur" auch Wissenschaftler aus dem Sonderforschungsbereich "Funktionen von Religionen in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients" in Münster. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Rolle von Identifikationsfiguren in Krisenzeiten. "In Krisen wird die Frage nach Leitbildern besonders akut. Charismatische Persönlichkeiten, mit denen sich ein Massenpublikum identifiziert, können dann neue Werte und Lebensstile durchsetzen", erklärt Vielberg.
Interesse am Leitbild-Thema kommt aus vielen Fachgebieten. Entsprechend abwechslungsreich liest sich das Jenaer Tagungsprogramm: Neben allgemeinen Referaten zur Leitbild-Theorie sind beispielsweise Vorträge über die Gestalt des frühchristlichen Mönchs und die Leitbilder der griechischen Dichtung angekündigt. Auch die ökonomischen Realitäten werden nicht vergessen - im Vortrag von Valentina Toneatto (Jena/Paris) geht es um byzantinische Heilige, die sich im Wirtschaftsleben bewähren mussten.
Der Abendvortrag zur Eröffnung der Tagung trägt den Titel "Literarische Bilder oder Vorbilder. Helden im Roman". Halten wird ihn Prof. Dr. Carolina Cupane aus Wien. "Carolina Cupane ist einer der großen Namen in der Byzantinistik. Mit ihr konnten wir eine international renommierte Literaturhistorikerin für unsere Veranstaltung gewinnen", freut sich Tagungs-Organisator Vielberg. Zum Vortrag von Carolina Cupane am Donnerstag (23. Oktober) um 18 Uhr im Hörsaal 24 des Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Kontakt:
Prof. Dr. Meinolf Vielberg
Institut für Altertumswissenschaften der Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944830
Fax: 03641 / 944802
E-Mail: vielberg@cleon.ifa.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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